Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Handel hofft auf guten Umsatz im Advent
In Thüringen ist ein verkaufsoffener Sonntag vor Weihnachten erlaubt – Benachbarte Bundesländer haben flexiblere Regelungen
Mit der Eröffnung der Weihnachtsmärkte beginnt in den Thüringer Innenstädten für die Einzelhändler die umsatzstärkste Zeit des Jahres.
Je nach Branche wird in den Tagen vor dem Fest zwischen einem Fünftel und einem Viertel des gesamten Jahresumsatzes erlöst. Dementsprechend groß sind die Bemühungen der Händler, die Kunden in ihre Geschäfte zu holen. In denen wird in den kommenden vier Wochen nicht nur verkauft, sondern auch gesungen, gebastelt oder verkostet. Plätzchen und Glühwein werden angeboten, parallel zu den Märkten gibt es in den Geschäften Sonderangebote.
Vor allem an den Wochenenden dürfte es in den Innenstädten wieder voll werden, sind die Parkhäuser und Tiefgaragen an den Vormittagen schon ausgebucht. In den großen und mittleren Städten in Thüringen öffnen die Läden traditionell auch an einem Sonntag im Advent ihre Türen. Zum Leidwesen des Thüringer Handels ist dies allerdings vom Gesetzgeber auf lediglich einen Sonntag im Jahr und auch nur auf den ersten oder zweiten Adventssonntag begrenzt. So locken schon am kommenden Sonntag etwa die Geschäfte in den Innenstädten von Apolda, Gera, Pößneck, Sondershausen oder Eisenach zum Kauf. Dagegen haben sich beispielsweise die Händler in Erfurt, Jena, Saalfeld, Arnstadt oder Weimar für den zweiten Adventssonntag entschieden. An den beiden darauf folgenden Wochenenden bleiben die Geschäfte in Thüringen geschlossen. In den Nachbarbundesländern ist das im Ladenschlussgesetz anders geregelt. So lädt etwa die Innenstadt von Leipzig am 16. Dezember zum Sonntagseinkauf, in Magdeburg und in Zwickau können Kurzentschlossene sogar am Tag vor Heiligabend noch auf die Suche nach Geschenken gehen. Beide Städte laden dann zum Sonntagsbummel durch die Innenstadtgeschäfte ein. Thüringens Händler sehen sich durch die gesetzlichen Regelungen auf Landesebene benachteiligt und befürchten einen Verlust – der ohnehin nicht besonders hohen – Kaufkraft in Richtung Sachsen und Sachsen-Anhalt. Generell erwarten aber auch die Einzelhändler im Freistaat ein Umsatzplus von gut zwei Prozent im Weihnachtsgeschäft im Vergleich zum Vorjahr. Dafür seien die Ausgangsbedingungen gut, erklärte der Handelsverband. So gebe es eine hohe Zahl an Beschäftigten, vergleichsweise sichere Arbeitsplätze und gestiegene Einkommen. Zudem war die Kauflaune der Deutschen laut Gesellschaft schon im Jahresverlauf hoch. Angesichts fehlender Zinsen auf Sparkonten neigen die Deutschen dazu, Geld auszugeben. Bundesweit rechnet der Handelsverband sogar mit einem neuen Rekordumsatz im Weihnachtsgeschäft. „Wir knacken erstmals die 100 MilliardenEuro-Schwelle“, kündigte der Verband an. Demnach wolle jeder Deutsche im Schnitt 472 Euro für die Geschenke ausgeben. Laut Verbands-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth achten die Deutschen aber inzwischen mehr auf die Qualität und die Nachhaltigkeit, als das noch vor zehn Jahren der Fall war.