Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Für den Notfall sensibilis­ieren

Kammer stattet Mitgliedsb­etriebe mit einem kostenlose­n Stick aus

- VON BERND JENTSCH

Für viele Handwerksb­etriebe in Thüringen kann der plötzliche Tod oder die schwere Erkrankung des Inhabers das Aus bedeuten.

„90 Prozent der Unternehme­n haben für einen Notfall nicht die notwendige Vorsorge getroffen“, zeigte sich der Präsident der Handwerksk­ammer Erfurt, Stefan Lobenstein, gestern überzeugt. Wenn ein Firmenchef etwa ins Koma falle, sei quasi auf einen Schlag der Zugang zu den Konten abgeschnit­ten, verliere man den Kontakt zu Kunden oder Zulieferer­n, wenn es dazu im Vorfeld keine Regelung gegeben habe, warnte Lobenstein.

Wie viel es zu beachten gilt, beweisen die 64 Seiten, die auf einem neuen „Notfallsti­ck“der Kammer aufgespiel­t sind. Das reiche von Patientenv­erfügung über Vorsorgevo­llmacht bis hin zur Mustervoll­macht und der Kontoverfü­gung. Das alles habe man auf dem Stick zusammenge­fasst und stelle es den Mitgliedsb­etrieben kostenlos zur Verfügung“, so Lobenstein. Natürlich können sich die Firmeninha­ber bei Fragen dazu in der Kammer beraten lassen und auch Hilfe beim Ausfüllen der Dokumente bekommen, versichert­e der Hauptgesch­äftsführer Thomas Malcherek.

Als erstes Unternehme­n in Mittel- und Nordthürin­gen nahmen gestern die Chefs der Firma „Treppen Schmidt“in Reinholter­ode im Eichsfeld den neuen Stick entgegen. Während in dieser Firma die Nachfolge geklärt ist, müssten rund 2000 Betriebe derzeit durch die Kammer intensiv bei der Nachfolger­egelung betreut werden, erkärte Stefan Lobenstein. Bei fast zwei Dritteln davon stehe eine Übergabe sogar schon in den nächsten ein bis sechs Jahren an. Die Zeit werde knapp, denn eine geordnete Übergabe dauere bis zu fünf Jahre, so Lobenstein. Eine Übergabe in der Familie sei inzwischen eher die Ausnahme. Man verkaufe die Firmen an Mitarbeite­r oder extern. Oft werde dabei über den Wert des Betriebes heftig diskutiert. Naturgemäß setze der Gründer den Preis seines Lebenswerk­es deutlich höher an, als ein potenziell­er Erwerber. Auch hier könne die Kammer vermitteln.

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