Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Umweltministerin im Kampf gegen die Plastikflut
Mit einem Fünf-Punkte-Programm will Svenja Schulze den Verbrauch von Kunststoff in Deutschland senken. Nicht alle ihre Ideen sind neu
Ein Kaffee für unterwegs hier, die online bestellten Weihnachtgeschenke da – was für den Einzelnen eine Frage der Bequemlichkeit ist, trägt, global betrachtet, zum wachsenden Problem des Plastikverbrauchs bei. 103 Kilogramm Verpackungsmüll verbrauchten Privatleute in Deutschland 2016 im Schnitt, sagt das Umweltbundesamt. Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) will diesen Wert jetzt senken. Am Montag stellte sie ein Fünf-Punkte-Papier zur Einsparung von Plastik vor. Neben Plänen, gemeinsam mit dem Einzelhandel, zur Reduzierung unnötiger Verpackungen und der Förderung von Leitungswasser setzt Schulze dabei unter anderem stark auf Recycling: Mit einer „Rezyklatinitiative“ will sie dafür sorgen, dass wiedergewonnene Wertstoffe auch Verwendung finden und Hersteller und Verbraucher davon überzeugen, auf Produkte aus recyceltem Material zu setzen. Bund, Länder und Kommunen sollen dabei Vorbild sein und bei öffentlichen Anschaffungen prüfen, wo Produkten aus wiederverwerteten Rohstoffen der Vorzug gegeben werden kann gegenüber anderen. Die Kunststoffindustrie soll sich freiwillig verpflichten, Agrarfolien – also jene Folien, zum Beispiel auf Feldern zur Abdeckung von Setzlingen verwendet werden – zurückzunehmen. Nicht alles, was in Schulzes Plan steht, ist neu: 2019 tritt das im Mai verabschiedete Verpackungsgesetz in Kraft. Die Steigerung der Recyclingquoten aus Schulzes Plan – von 36 Prozent aktuell auf 63 Prozent bis 2022 – sind darin bereits festgeschrieben.
Der Plan gehe in die richtige Richtung, biete aber kaum neue Impulse, erklärte Eberhard Brandes, geschäftsführender Vorstand des WWF. „Eine hundertprozentige Wiederverwertung von Plastik muss denkbar werden“, sagte Brandes unserer Redaktion. (tma)