Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Reform bedroht Nordosten
Vorschlag zur Reduzierung von bisher fünf auf vier Fußball-Regionalligen. Beibehaltung der Relegation als Ausweg
Verwirrung um die Regionalliga-Reform: Nachdem der „Kicker“berichtet hatte, dass sich die Ad-hoc-AG zur Neuregelung des Aufstiegs in die
3. Fußball-Liga vor zwei Wochen ergebnislos aufgelöst habe, verkündete der Deutsche Fußball-Bund (DFB) gestern, dass eben jenes Gremium dem DFBPräsidium einen Reform-Vorschlag unterbreitet habe. Konkret geht es darum, eine Regelung zu finden, dass alle Regionalliga-Meister direkt in die
3. Liga aufsteigen. Der Vorschlag fordert dafür eine Reduzierung von bisher fünf auf nur noch vier Regionalliga-Staffeln.
Ein bisschen klingt die Pressemitteilung wie eine Kampfansage an die unwilligen Regionalverbände Nordost, zu dem die Vereine aus unserer Region zählen, Nord sowie dem Landesverband Bayern. Aus den bisher drei Regionalligen in diesem Gebiet, das von der dänischen bis zur österreichischen Grenze reicht, sollen künftig nur noch zwei Regionalligen werden. Dagegen hatten sich der Nordostdeutsche Fußballverband (NOFV), der Norddeutsche Fußball-Verband (NFV) sowie der Bayerische Fußball-Verband (BFV) stets gewehrt. NOFV-Geschäftsführer Holger Fuchs meinte laut „MDR“, dass eine Zerschlagung der NOFV-Staffel für die Vereine nicht infrage käme. „Da gibt es auch wirtschaftliche Parameter“, sagte er. Von Vereinsseite hatte mit Hubert Wolf, Präsident des Regionalligisten ZFC Meuselwitz, auch ein Thüringer im Gremium gesessen. Sagen darf er allerdings nichts, wie er unserer Zeitung mitteilte. Es sei absolutes Stillschweigen vereinbart worden.
„Meister müssen in allen Ligen auch direkt aufsteigen können, damit der sportliche Wettbewerb auch stattfindet – eine Relegation ist der Horror für alle Meister, die nicht aufsteigen!“, sagt Sportdirektor Oliver Bornemann vom Regionalligisten RotWeiß Erfurt. Und ergänzt: „Eine Reform der Staffeln muss allen Vereinen gerecht werden, sowohl den großen Vereinen als auch den vermeintlich kleineren. Darüber hinaus müssen die Gebiete für die vier Staffeln von denEntfernungenausbalanciert sein, damit Reisen für Vereine und Fans stemmbar bleiben.“Drittligist FC Carl Zeiss Jena wollte sich gestern noch nicht äußern. „Wir wollen den Vorschlag erst einmal vereinsintern diskutieren“, sagte Vereinssprecher Andreas Trautmann. Auch Wacker Nordhausen hält es so. In der DFB-Pressemitteilung heißt es: „Sollten die Regionalverbände Nord und Nordost sowie der Landesverband Bayern zu keiner Aufteilung in zwei Staffeln gelangen, hätten sie eine genaue Begründung darzulegen, wie stattdessen die beiden Aufsteiger in ihrem Gebiet zu ermitteln sind.“Das klingt ein bisschen so, als wolle der DFB den drei genannten Verbänden nun den „Schwarzen Peter“zuschieben, damit diese untereinander eine Lösung finden.
Darauf wird es auch hinauslaufen. Die Mehrheiten im DFB liegen bei den Regionalverbänden West und Südwest. Sie stellen etwa 52 Prozent der deutschen Fußballvereine. Der NOFV, NFV und BFV dagegen nur 48 Prozent, obwohl sich diese Verbände über 66 Prozent des gesamten Gebietes der Bundesrepublik erstrecken. Die drei Verbände haben keine Mehrheit beim DFB-Bundestag, werden sich also wohl oder übel den Forderungen aus West und Südwest fügen müssen.
Dem NOFV, NFV und BFV bleiben damit also nur zwei wahrscheinliche Szenarien. Sie einigen sich tatsächlich auf zwei Regionalligen. Dies käme einer Zerschlagung der Regionalliga Nordost gleich, die sich zwischen der Regionalliga Nord und Bayern befindet. Für die ohnehin klammen Vereine würde das höhere Kosten durch längere Anfahrtswege und unattraktivere Gegner nach sich ziehen. Oder die genannten drei Verbände behalten ihre Ligen, einigen sich untereinander aber auf eine Relegation. Das ist die wahrscheinlichste Variante – steht allerdings dem Ursprungsgedanken, endlich eine Aufstiegsregelung ohne Relegation zu finden, absolut im Wege. Das DFB-Präsidium wird sich nun auf seiner nächsten Sitzung am 7. Dezember mit dem Vorschlag befassen und weitere Maßnahmen auf Ebene der Regionalund Landesverbände veranlassen. Eine endgültige Entscheidung ist für den DFBBundestag am 26./27. September 2019 vorgesehen.