Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Kess und Tess
Volleyball-Erstligist Schwarz-Weiß Erfurt geht mit Mut und der neuen Außenangreiferin Tess Rountree in den richtungsweisenden Dezember
Jetzt ist nicht nur das amerikanische Quartett bei den Volleyballerinnen von SchwarzWeiß Erfurt komplett. Jetzt ist vor allem die Lücke geschlossen, die die schmerzliche Langzeitverletzung von Noora Kosonen gerissen hatte. Gestern kam Tess Rountree via Frankfurt/ Main in Erfurt an, heute wird sie zum ersten Mal mit der Mannschaft trainieren, am Samstag gegen Potsdam soll sie schon das schwarz-weiße Trikot tragen. Die 25 Jahre alte und 1,88 Meter große Kalifornierin, zuletzt in Ängelholm in Schweden unter Vertrag und davor zwei Jahre bei Vasas Budapest, bringt ein gehöriges Maß internationaler Erfahrung mit. Schon deshalb dürfte die Außenangreiferin für ein weiteres Stück Substanzgewinn bei den Erfurterinnen sorgen. Die schweben nach dem starken Punktgewinn gegen Meister Schwerin und dem erstmaligen Sieg im Derby in Suhl ohnehin im Aufwind. „Zwei gute Spiele hintereinander sind uns in der Vergangenheit nicht allzuoft geglückt“, blickt Trainer Jonas Kronseder zufrieden zurück.
Es scheint, als habe sie der gebrochene Derby-Bann noch ein Stück enger zusammenrücken lassen. Und das, obwohl die Historie für die allermeisten in der neu formierten Erfurter Mannschaft ja nicht viel mehr bedeutet als abstrakte Zahlenspielerei. „Aber wir wussten von dieser Serie“, sagt Clarisa Sagardia, „und so wussten wir auch, wie wichtig es war, diese drei Punkte in Suhl für den Verein zu holen.“Dabei waren die SchwarzWeißen zuletzt arg dezimiert gewesen, weil neben Kosonen vorübergehend auch Paula Reinisch krankheitsbedingt fehlte. Doch die personellen Nöte haben die Mannschaft emotional zusammenrücken lassen. Inzwischen ist Reinisch „wieder fit“wie Kronseder gestern verkündete, so dass er gegen Potsdam zumindest etwas rotieren und seinen Spielerinnen die ein oder andere Pause gönnen kann.
„Wir wollen wieder punkten“, gibt sich der Trainer kämpferisch, „wer Schwerin bremst, kann jeden schlagen.“Überhaupt werde der Dezember mit den Spielen gegen Potsdam, Stuttgart, Wiesbaden und Straubing richtungsweisend. In allen vier Partien scheint was drin.
Clarisa Sagardia, die kleine Argentinierin mit der großen Erfahrung, deren maßgeschneiderte Zuspiele den Rhythmus der Schwarz-Weißen derzeit fraglos veredeln, glaubt sogar, dass „wir in dieser Saison eine reelle Chance haben, die Playoffs zu erreichen.“Mindestens Platz acht wäre dafür nötig. Derzeit sind die Erfurterinnen Sechste. „Das ist eine Momentaufnahme“, dämpft Kronseder vorsorglich die Euphorien.
Doch seine jungen Damen haben sich ihre Zuversicht mit beherzten Auftritten verdient. So sind sie, die neuen SchwarzWeißen: Ehrgeizig. Kess. Und ab heute auch mit Tess.