Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Ein respektabler deutscher Porträtmaler des 18. Jahrhunderts
Baumeister, Künstler und Architekten in Gotha: Der vor 350 Jahren in Plauen geborene Hofmaler und Kunstkämmerer Christian Schilbach (1668-1741)
Wie bereits im letzten Kalenderblatt angekündigt, soll es in der heutigen Folge um den vor 350 Jahren in Plauen geborenen Hofmaler und Kunstkämmerer Christian Schilbach gehen. Dieser war in seiner Wahlheimat Gotha fast in Vergessenheit geraten. Erst ein im Bestand des Kölner Wallraf-RichartzMuseum befindliches Porträt, das als sein Werk identifiziert werden konnte, gab Anfang der
1980er-Jahre den Anstoß für die Beschäftigung mit seinem Leben und künstlerischen Schaffen.
1984 hatte sich Hannsmanfred Stumpf unter dem Titel „,Perfect Gueth Contrefait‘ des Lothar Franz von Schönborn auf bombierte ovale Kupferplatten gemalt von dem vergessenen Christian Schilbach“im 44. Band des „Wallraf-RichartzJahrbuchs“ausführlich mit diesem Gothaer Künstler beschäftigt. Besagtes Porträt war lange Zeit einem anderen Maler zugeschrieben worden.
„Die außerordentliche Qualität und Eindringlichkeit dieses Bildnisses in der ,sauberen, emailartigen Malweise und akademischen Beleuchtung‘ hat bisher alle Kunsthistoriker nur an die Koryphäen unter den Barockporträtisten denken lassen“, schrieb Stumpf einleitend. Dabei wurde es 1714 „von dem vergessenen gothaischen Hofmaler Christian Schilbach“ausgeführt. Damit wäre „ein respektabler deutscher Porträtmaler des 18. Jahrhunderts“wiederentdeckt, hieß es weiter.
Lebenslauf aufgrund Quellenlage lückenhaft
„Auf Grund der dürftigen Quellenlage kann der Lebenslauf Schilbachs nur sehr lückenhaft rekonstruiert werden“, bedauerte Albrecht Bausch 1996 in seiner Magisterarbeit „Christian Schilbach (1668-1741), Hofmaler und Kunstkämmerer in Gotha“, die als Belegexemplar in der Forschungsbibliothek Gotha eingesehen werden kann.
Das betrifft bereits sein Geburtsdatum, das Stumpf mit dem
24. Dezember 1668 angibt und sich dabei auf die „Kirchenbücher St. Johannes“beruft. Bausch begann dagegen das Kapitel Biografie mit der Feststellung: „Da Christian Schilbach laut Eintrag im Kirchenbuch der St. Johanniskirche am
11.12.1668 in Plauen getauft wurde, ist davon auszugehen, daß er ein bis drei Tage vorher geboren ist.“Das klingt zumindest plausibler, da seinerzeit zumeist nur die Taufdaten angegeben wurden.
Christianus – so der Taufeintrag – soll das achte Kind des Schneiders Georg Schilbach
(1630-1708) und der Maria geborene Schwanbergerin (16381675), der Tochter eines Plauener Tuchmachers und Ratsherrn, gewesen sein. Er war zunächst als Kunstmaler in Plauen, dann als Hofmaler in Dresden (um 1696) und Kunstmaler in Wien (um 1706) tätig. Die Frage, bei wem er die Malerei erlernte, muss leider offen bleiben.
Verheiratet war er mit Elisabeth Margaretha geborene Füchsin. Aus dieser Ehe gingen sechs Söhne und die beiden 1708 und 1710 – also bereits in Gotha – geborenen Töchter Wilhelmine Elisabeth und Sophia Maria hervor. Auf den ältesten Sohn Johann, der bereits 1707 verstarb, folgten noch in Plauen Johann Christian (1703-1757) und Johann David (1707-1727).
Letzterer wurde wie sein Vater Kunstmaler, starb jedoch jung. Sein älterer Bruder Johann Christian „beerbte“dagegen seinen Vater als Kunstkämmerer, wird aber auch als Sekretär und Pagenhofmeister erwähnt. Einen Namen als Kunst- und Porträtmaler machte sich auch der jüngere Bruder Johann Paul (1712-1771).
Es folgten noch der 1715 geborene Johann Adolf sowie drei Jahre später der Kauf- und Handelsmann Johann Ludwig. Christian Schilbach war 1708 als Hofmaler und Kunstkämmerer in die Dienste von Herzog Friedrich II. von Sachsen-Gotha-Altenburg (1676-1732) getreten und erhielt laut fürstlichem Erlass vom 25. Januar pro Jahr 200 Reichstaler, 8 Malter Korn, 8 Malter Gerste, 10 Klafter Holz und zusätzlich 30 Reichstaler als Zuschuss zum jährlichen Hauszins. Sein Verdienst war relativ hoch und mit dem der Prinzenerzieher und des Hofkapellmeisters vergleichbar.
Als Kunstkämmerer war er für die bereits unter Herzog Ernst dem Frommen im Obergeschoss des Westturms eingerichtete Kunstkammer verantwortlich. Neben Restaurierungsarbeiten tätigte Schilbach auch diverse Ankäufe von Gemälden und stattete die diversen herzoglichen Schlösser mit Bildern aus, was für seine hohe Fachkompetenz spricht.
Vor allem ovale Porträts auf Kupferplatten
Als Hofmaler spezialisierte er sich auf die Porträtmalerei und schuf dabei vor allem ovale Porträts auf konvex gewölbten (bombierten) Kupferplatten. Stumpf vermutete, dass Schilbach diese Technik möglicherweise in Italien erlernt haben könnte. Dass diese Kunst auch an anderen Fürstenhöfen geschätzt wurde, beweist der bereits oben erwähnte Auftrag.
Aber auch das Herzogspaar Johann Wilhelm (1666-1729) und Magdalene Sybille von Sachsen-Eisenach ließ sich 1708 von Schilbach porträtieren. Das Porträt von Wilhelm Heinrich
(1691-1741), dem letzten Herzog von Sachsen-Eisenach, wurde übrigens im Oktober 2013 auf Initiative des Eisenacher Kulturamtes durch die Ernst von Siemens Kunststiftung München auf einer Auktion in Wien für knapp 15.000 Euro ersteigert. Das Bild hängt seitdem im Eisenacher Stadtschloss.
Wie bereits eingangs erwähnt, porträtierte Schilbach 1714 in Bamberg den ersten Kurfürsten und Erzkanzler des Reiches, Lothar Franz von Schönborn
(1655-1729). Dieser lobte in einem kurz danach geschriebenen Brief: „Der gothaische Mahler hatt ein perfect gueth contrefait von mir gemacht (…).“Aber auch der Dienstherr Friedrich II. wusste seinen Hofmaler zu schätzen. Davon zeugt nicht nur das bereits vorige Woche im Kalenderblatt abgebildete Porträt des Herzogs. Christian Schilbach porträtierte ein Vielzahl von Mitgliedern der herzoglichen Familie, darunter natürlich auch den Erbprinzen und späteren Herzog Friedrich III.
(1699-1772). Dabei schuf er auch großformatige Bilder auf Leinwand.
Er malte – dank eines Hinweises vom Mitautor dieser Serie, Udo Hopf, – aber auch bürgerliche Persönlichkeiten wie den Bischleber Pfarrer Johann Ernst Wenigk (1702-1745). Auch das ovale Porträt im Epitaph für den Münzdirektor Heinrich von Bonhorst (1643-1711) in der Günthersleber Kirche wird ihm zugeschrieben. Am bekanntesten ist das um 1720 entstandene Porträt des Gothaer Oberkonsistorialrats und Bibliotheksdirektors Ernst Salomon Cyprian
(1673-1745), das diesen im geistlichen Habit zeigt. Das Bild hängt bis heute in der Forschungsbibliothek.