Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Hohes Verletzungsrisiko beim Fahren von E-Scootern
Experten sehen die Nutzung von Elektro-Tretrollern mit Sorge
Berlin. Schürfwunden, Knochenbrüche, Kopfverletzungen: Mediziner und Unfallexperten rechnen nach der Zulassung von Elektro-Tretrollern in vielen deutschen Städten mit einer Zunahme von Unfällen und teils erheblichen Verletzungen bei Fahrern und anderen Verkehrsteilnehmern. Todesfälle sind aus anderen Ländern bereits bekannt.
„Dass es massive Probleme geben wird zwischen E-ScooterFahrern und anderen Verkehrsteilnehmern, liegt auf der Hand. Die Frage ist nur: Wie schwerwiegend sind diese Probleme?“, sagt Siegfried Brockmann von der Unfallforschung der Versicherer. Solange keine Erfahrungen vorlägen, sei es schwierig, diese Frage zu beantworten.
„Wir wissen aus internationalen Studien und Daten, dass das Verletzungspotenzial beim EScooter-Fahren sehr hoch ist“, sagt Christopher Spering von der Klinik für Unfallchirurgie der Universitätsmedizin Göttingen. „Ich frage mich, ob wir gut genug darauf vorbereitet sind.“Was E-Scooter im Vergleich etwa zum Fahrrad besonders mache, sei unter anderem die Position des Fahrers, erläutert Spering. Er stehe aufrecht auf einem kurzen Brett und habe nur einen kleinen Lenker zum Festhalten. Diese relativ wacklige Position des Fahrers sieht Spering als Hauptrisiko für einen Unfall. Hinzu kommt: Der Fahrer könne Richtungswechsel nicht anzeigen, da einhändiges Fahren nicht möglich sei. Das erschwere es anderen Verkehrsteilnehmern, das Fahrverhalten einzuschätzen. Auch Bremsvorgänge und Beschleunigungen seien nicht ersichtlich – und dies alles in einem ohnehin bereits aus- oder überlasteten Verkehrsnetz, sprich: auf vollen Straßen und Wegen. Entscheidend für die Sicherheit der Tretroller sei die Stabilität der Gefährte, die wiederum maßgeblich von der Größe der Räder abhänge: je größer, desto stabiler.