Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Bürgerfest am Landtag
Fast 5000 Besucher nutzten am Tag der offenen Tür des Thüringer Landtags die Möglichkeit, mit Abgeordneten ins Gespräch zu kommen
Fast 5000 Menschen sind am Samstag zum Tag der offenen Tür des Thüringer Landtages gekommen. Während im Plenarsaal die Fraktionsspitzen den Bürgern Rede und Antwort standen, wurde draußen gefeiert.
Erfurt. Schönstes Sommerwetter – und im Plenarsaal des Landtags drängen sich die Besucher. Politisches Desinteresse sieht anders aus. Die Plätze, auf denen sich sonst die Abgeordneten Wortgefechte liefern, sind alle besetzt, als sich die Spitzen der Landtagsfraktionen den Fragen der Menschen stellen. Wann hat man schon mal Gelegenheit, Politiker direkt und ungefiltert zu befragen, meint ein Paar, das aus Ilmenau angereist ist. Eine gute Stunde dauert der Bürgerdialog um bezahlbare Mieten, die Zukunft der Pflege, Windkraft in Thüringen. Heftig debattiert: Das Wirken der Treuhand und die dabei entstandenen Ungerechtigkeiten. Die Forderung von den Besucherrängen nach einer Aufarbeitung, wird von der Politikerrunde schnell aufgenommen. Diese Aufarbeitung habe nicht stattgefunden, so SPD-Fraktionschef Matthias Hey, dem müsse sich die Politik stellen. Erlittenes Unrecht sieht auch CDU-Fraktionschef Mike Mohring, doch Rechtsstaat lebe auch davon, dass irgendwann ein Rechtsfrieden hergestellt sei, auch wenn Ungerechtigkeit bleibe. Er plädiert dafür, in die Zukunft zu schauen. Auch der Blick zurück sei wichtig, entgegnet Linken-Abgeordneter André Blechschmidt und erinnert an Bischofferode. Grünen-Politiker Dirk Adams spricht von Brüchen im Einigungsprozess, deren Schatten man sich stellen muss. Björn Höcke (AfD) fordert einen Untersuchungsausschuss zur Treuhand.
Die Wahlen werfen ihre Schatten voraus, ein Besucher will von Mike Mohring wissen, wie es seine Partei mit Koalitionen mit Links oder der AfD hält. Weder noch, lautet die knappe Antwort, man wolle eine Regierung der bürgerlichen Mitte. Während es im Plenarsaal hoch her geht, gleicht das Gelände rund um den Landtag zu Teilen einem Volksfest. Auf der großen Parkwiese gibt es zahlreiche Angebote für Kinder, vor dem Landtag werben die Parteien um Aufmerksamkeit.
Die Stände sind dicht umlagert, was fragen die Besucher? Nach Windkraft, Inklusion und Mobilität, heißt es am Stand der Grünen. Geringe Rentenbezüge und wie man davon die Miete bezahlen soll, erfährt man, wird bei den Linken diskutiert. Am SPD-Stand spricht man über das Maut-Urteil, über den Mordfall Lübcke, die Grundrente und ja, auch über das Führungsdilemma der Partei. Vor ihrem Stand haben die Sozialdemokraten einen Mann auf Stelzen engagiert, das scheint fast symbolhaft. Vielleicht, dass er von seiner Höhe aus mehr sieht, aber er verneint bedauernd.
In den Räumen des Landtags wird diskutiert, Stiftungen und Vereine stellen sich vor, es geht viel um Sportpolitik, Teilhabe, das Ehrenamt.
Seit dem Morgen strömen Interessierte, am späten Nachmittag spricht die Polizei von fast 5000 Besuchern.