Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Wettfahrt mit dem Zukunftsmobil
Fahrbericht Unvergessliches Debüt bei der 4. i-Mobility Rallye in der schwäbischen Provinz im wasserstoffbetriebenen Toyota Mirai
Stuttgart/Gera. Der Name ist Programm. Toyota hat sein erstes Wasserstoff-Brennstoffzellen-Fahrzeug nicht zufällig Mirai genannt. Denn der Begriff stammt aus dem Japanischen und bedeutet übersetzt Zukunft. In der automobilen Welt hat sie schon begonnen. Doch noch ist längst nicht entschieden, ob wir in künftig mit Zellsaft aus der Steckdose oder aus der Brennstoffzelle unterwegs sind.
Ich tendiere mehr zu den wasserstoffbetriebenen Varianten. Dabei habe ich sogar schon eine Reichweiten-Challenge im Hyundai Kona Elektro über 600 Kilometer von Paris nach Frankfurt am Main gewonnen. Doch beim Mirai wird der Strom durch chemische Zauberei aus Wasserstoff gewonnen. Dass es bei meinem ersten Start zur i-Mobility Rallye von auto, motor und sport in einer Wasserstoff-Limousine von Toyota erneut zu einem Pokal reichen würde, daran war überhaupt nicht zu denken. Vor dem Start zur Vormittagsetappe ist die erste Aufgabe zu meistern. Im wahrsten Sinne des Wortes wird auf dem Stuttgarter Messegelände „Hochgestapelt“. Mit einem E-Gabelstapler muss eine beladene Palette von einer Position in eine andere gebracht werden. Natürlich nach Zeit und ohne die Pylonen umzunieten. Mein Pilot meistert Auftaktprüfung ganz ordentlich. Danach darf ich als Copilot von Mortimer E. Schulz, einem Blogger auf dem Gebiet der Wasserstoff-Mobilität, auf dem schmucken Ledersitz Platz nehmen. „Ich bin ganz schön aufgeregt“, gesteht der Wahl-Österreicher. Unser weißer Mirai prescht mit der Startnummer 35 voran. Davor muss ich aus dem Auto springen, ein paar Meter zu einem offenen Zelt sprinten, um auf einen Buzzer zu dreschen. Die Zeit läuft. Schnell zurück und wieder anschnallen. Mein Fahrer drückt aufs Pedal, stoppt aus dem Seitenfenster heraus mit kräftigem Buzzerschlag die Zeit. Jetzt aber „Nix wie weg“. Mortimer E. Schulz nimmt das Motto der ersten Wertungsprüfung wohl zu ernst. Statt gleich nach rechts auf die Rallye-Strecke abzubiegen, saust er geradeaus ein paar Meter zu weit. Kein Problem.
Bei dieser Rallye geht es nicht um Schnelligkeit. Hier kann selbst das langsamste Auto Pokalsieger werden. Geschwindigkeits-Rekorde sind nicht gefragt. Gleichmäßige Fahrweise und das Bewältigen der kniffligen Aufgaben sind Trumpf. Wir sind auf Kurs. Es geht in die Region südwestlich der Landeshauptstadt Baden-Württembergs. Mit dem Roadbook auf dem Schoß navigiere ich uns durch die schwäbische Provinz. Immer wieder reizvolle Landschaften und gepflegte Dörfer. Zwischendurch sind Fragen wie etwa nach der Prozentzahl des gerade überfahrenen Gefälles zu beantworten und ins Roadbook einzutragen. Bei Durchfahrtskontrollen müssen Fahrer und Beifahrer ihr Wissen über die Elektromobilität unter Beweis stellen. Bei einer „Schöpferischen Pause“in Rottenburg sind aus einem Springbrunnen zwei Flaschen mit Eimer und Trichter unter Zeitdruck randvoll zu füllen. Nach der Mittagspause im Hotel und Restaurant Schloss Weitenburg in Starzach tauschen Mortimer E. Schulz und ich die Plätze. Vor der zweiten Etappe können hier E-Fahrzeuge aufgeladen werden. Doch das ist für uns ja kein Thema. Der Toyota Mirai schafft durchaus 500 Kilometer.
Eine Woche später hätte ich es von Köln aus bei der Tour Toyota Zero Emission to Hamburg testen können. Doch sicherheitshalber haben wir in Münster einen Tankstopp eingelegt. Mit unserer Reichweite hätten wir die Rallye-Distanz von 127 km beziehungsweise 150 Kilometer bestimmt dreimal zurücklegen können.
Bis ins Ziel auf der Stuttgarter Messe warten aber weitere Aufgaben auf uns: Bei einer Zeitfahrprüfung gilt es, eine 1,03km-Distanz in exakt 90 Sekunden zurück zu legen. Allerdings müssen dabei auch zwei Messpunkte bei 390 Meter und 440 Meter nach einer vorgeschriebenen Zeit durchfahren werden. „Es lebe der Sport“hat es ebenso in sich: Auf einer „8“auf dem Asphalt gilt es, für den Beifahrer aus dem Fenster gelehnt, den Ball aus einer Tonne ins Auto zu holen. Nach der Achter-Bahnfahrt muss er dort aber wieder hin. Alles unter Zeitdruck. Erfolgreicher läuft es für uns bei „So ein Salat“, der letzten Tagesaufgabe. Auf dem Werksgelände von Ritter Sport in Waldenbuch ist ein Silbenrätsel zu lösen. Zum Glück weiß ich nicht nur, dass die kleinen Tafeln quadratisch, praktisch und gut sind. Mein Beifahrerkollege kann so ganz fix die fehlenden Buchstaben für die zehn gefragten Sorten auf den Fragebogen eintragen. Auf den letzten Kilometern bis zum Ziel in Stuttgart lassen wir uns genüsslich ein paar Stückchen der Minitafeln auf der Zunge zergehen. Dass wir zur Siegerehrung in der VIPLounge der Stuttgarter Messe mit einem attraktiven Glaspokal für den Sieg bei der letzten Wertungsprüfung geehrt werden, war schon eine Überraschung. Der Gesamtsieg von Ben Weinberger und Nina Armbruster eher nicht. Denn mit ihrem Porsche Panamera Turbo S EHybrid Sport Turismo waren sie gleich bei zwei Prüfungen die Besten.