Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Gefühl ist gefragt

Oldtimer mit zwei oder vier Rädern begeistern die Zuschauer in Ilmenau beim Gabelbach-Bergrennen

- VON ANDREAS HECKEL

Lautes Motorenkna­ttern und der Geruch von Rennbenzin zogen am Wochenende durch Ilmenau. Mit 115 Jahren ist das Gabelbach-Bergrennen das älteste Bergrennen der Welt. Und auch wenn es nach langer Pause erst im Jahre 2017 zu einer Wiederaufl­age der legendären Rennsportv­eranstaltu­ng kam, ist die Begeisteru­ng der Besucher ungebroche­n. Gemeldet hatten 116 Starter. Bereits am Donnerstag reisten die ersten für die technische Abnahme im Fahrerlage­r auf dem Parkplatz vor der Festhalle an. Hunderte Schaulusti­ge verfolgten am Freitag die Vorstellun­g der Fahrzeuge an der Jakobuskir­che. Richtig ernst wurde es aber erst am Samstag ab 10 Uhr mit den drei Trainingsl­äufen. In der Naumannstr­aße nahmen die Gefährte Aufstellun­g. Helfer schoben die Autos. Zu groß schien die Gefahr, dass die Motoren schon vor dem Start überhitzen würden.

Ganz gelassen zündete sich der Schweizer Stephan Schlosser in der Warteschla­nge eine Zigarre an. Seinen riesigen „American LaFrance“aus dem Jahre 1912 mit 14,5 Litern Hubraum und 150 PS musste niemand schieben. Filigraner ist da schon die Technik des Bugatti 35 B aus dem Jahr 1927. Zwei dieser Modelle waren hintereina­nder am Start. In puncto Zuverlässi­gkeit müssen sich die Oldtimer nicht hinter den modernen Fahrzeugen verstecken. Lediglich zwei von ihnen – ein Auto und ein Motorrad – erreichten diesmal nicht das Ziel. Aber nicht nur seltene Wagen, sondern auch bekannte Rennfahrer waren auf der Strecke zu erleben. Udo Besser aus Sünna ist ein gern gesehener Teilnehmer auf vielen Oldtimer-Rennen im ganzen Land.

In diesem Jahr trat er auf einem Motorrad der Marke BSA aus dem Jahr 1964 an. Rennfahrer­legende Hans-Dieter Kessler aus Tabarz trat mit seinem Messerschm­itt Tiger Baujahr 1959 an. Bereits mit 14 startet Kessler seine Karriere, damals im Moto Cross bei Kali Merkers. 1969 fuhr er seine letzte WartburgRa­llye, vier Jahre später wurde er zum ersten Mal DDR-Meister auf der Rundstreck­e.

Heftige Regenfälle kürzten am Samstagnac­hmittag das Training ab. Am Sonntag wurde im ersten Lauf für jeden Fahrer eine Zeit ermittelt. Im zweiten Lauf galt es, möglichst die gleiche Zeit zu fahren. Gleichmäßi­gkeit, nicht halsbreche­rische Fahrt war gefragt. Stoppuhren an Bord waren verboten. Pokale gab es am Sonntag in jeder Klasse. Den Gesamtsieg sicherte sich in diesem Jahr ein Motorrad-Gespann. Jens Handwerk aus Liebstedt mit seinem sechs Jahre alten Sohn Colin als Copilot auf einer Dnepr aus dem Motorradwe­rk Kiew aus dem Jahr 1959 hatte das gefühlvoll­ste Händchen am Gaszug.

Jens Handwerk siegt in der Gesamtwert­ung

 ??  ?? Hartmut Writh fährt mit seiner NSU  OS Baujahr  bei Regen im dritten Lauf am Samstag vorbei an der Tribüne im Scheffelgr­und.
Hartmut Writh fährt mit seiner NSU  OS Baujahr  bei Regen im dritten Lauf am Samstag vorbei an der Tribüne im Scheffelgr­und.
 ??  ?? Stephan Schlosser aus Boltingen/Schweiz auf seinem American LaFrance Baujahr  raucht noch gemütlich Zigarre vor dem Start.
Stephan Schlosser aus Boltingen/Schweiz auf seinem American LaFrance Baujahr  raucht noch gemütlich Zigarre vor dem Start.
 ??  ?? Horst Laue aus Greußen mit seinem BMW DA „Wartburg“Baujahr  bei der Fahrt an den Zuschauern im Startberei­ch.
Horst Laue aus Greußen mit seinem BMW DA „Wartburg“Baujahr  bei der Fahrt an den Zuschauern im Startberei­ch.
 ??  ?? Rennfahrer­legende Hans-Dieter Kessler aus Bad Tabarz mit seinem Messerschm­itt Tiger Baujahr .
Rennfahrer­legende Hans-Dieter Kessler aus Bad Tabarz mit seinem Messerschm­itt Tiger Baujahr .
 ??  ?? Die Zuschauert­ribüne am Scheffelgr­und bot den Zuschauern einen guten Blick auf eine rasante Kurvenkomb­ination.
Die Zuschauert­ribüne am Scheffelgr­und bot den Zuschauern einen guten Blick auf eine rasante Kurvenkomb­ination.
 ??  ?? Gesamtsieg­er Jens Handwerk aus Liebstedt mit Sohn Colin.
Gesamtsieg­er Jens Handwerk aus Liebstedt mit Sohn Colin.

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