Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Gefühl ist gefragt
Oldtimer mit zwei oder vier Rädern begeistern die Zuschauer in Ilmenau beim Gabelbach-Bergrennen
Lautes Motorenknattern und der Geruch von Rennbenzin zogen am Wochenende durch Ilmenau. Mit 115 Jahren ist das Gabelbach-Bergrennen das älteste Bergrennen der Welt. Und auch wenn es nach langer Pause erst im Jahre 2017 zu einer Wiederauflage der legendären Rennsportveranstaltung kam, ist die Begeisterung der Besucher ungebrochen. Gemeldet hatten 116 Starter. Bereits am Donnerstag reisten die ersten für die technische Abnahme im Fahrerlager auf dem Parkplatz vor der Festhalle an. Hunderte Schaulustige verfolgten am Freitag die Vorstellung der Fahrzeuge an der Jakobuskirche. Richtig ernst wurde es aber erst am Samstag ab 10 Uhr mit den drei Trainingsläufen. In der Naumannstraße nahmen die Gefährte Aufstellung. Helfer schoben die Autos. Zu groß schien die Gefahr, dass die Motoren schon vor dem Start überhitzen würden.
Ganz gelassen zündete sich der Schweizer Stephan Schlosser in der Warteschlange eine Zigarre an. Seinen riesigen „American LaFrance“aus dem Jahre 1912 mit 14,5 Litern Hubraum und 150 PS musste niemand schieben. Filigraner ist da schon die Technik des Bugatti 35 B aus dem Jahr 1927. Zwei dieser Modelle waren hintereinander am Start. In puncto Zuverlässigkeit müssen sich die Oldtimer nicht hinter den modernen Fahrzeugen verstecken. Lediglich zwei von ihnen – ein Auto und ein Motorrad – erreichten diesmal nicht das Ziel. Aber nicht nur seltene Wagen, sondern auch bekannte Rennfahrer waren auf der Strecke zu erleben. Udo Besser aus Sünna ist ein gern gesehener Teilnehmer auf vielen Oldtimer-Rennen im ganzen Land.
In diesem Jahr trat er auf einem Motorrad der Marke BSA aus dem Jahr 1964 an. Rennfahrerlegende Hans-Dieter Kessler aus Tabarz trat mit seinem Messerschmitt Tiger Baujahr 1959 an. Bereits mit 14 startet Kessler seine Karriere, damals im Moto Cross bei Kali Merkers. 1969 fuhr er seine letzte WartburgRallye, vier Jahre später wurde er zum ersten Mal DDR-Meister auf der Rundstrecke.
Heftige Regenfälle kürzten am Samstagnachmittag das Training ab. Am Sonntag wurde im ersten Lauf für jeden Fahrer eine Zeit ermittelt. Im zweiten Lauf galt es, möglichst die gleiche Zeit zu fahren. Gleichmäßigkeit, nicht halsbrecherische Fahrt war gefragt. Stoppuhren an Bord waren verboten. Pokale gab es am Sonntag in jeder Klasse. Den Gesamtsieg sicherte sich in diesem Jahr ein Motorrad-Gespann. Jens Handwerk aus Liebstedt mit seinem sechs Jahre alten Sohn Colin als Copilot auf einer Dnepr aus dem Motorradwerk Kiew aus dem Jahr 1959 hatte das gefühlvollste Händchen am Gaszug.
Jens Handwerk siegt in der Gesamtwertung