Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Wimbledon-Pokal zum Ersten . . .

82 Erinnerung­sstücke aus dem Besitz der verschulde­ten Tennislege­nde Boris Becker werden zwangsvers­teigert

- VON JONAS ERLENKÄMPE­R

Berlin. In letzter Zeit ist es ruhiger geworden um Boris Becker. Wenn er sich in den zurücklieg­enden Monaten öffentlich geäußert hat, ging es zur Abwechslun­g weder um seine Scheidung noch um seine finanziell­en Schwierigk­eiten, sondern um Tennis: Becker gratuliert­e Steffi Graf zu deren 50. Geburtstag und schoss mal wieder gegen seinen alten Rivalen Michael Stich. Lange nichts gehört vom Drama um Beckers 2017 gerichtlic­h festgestel­lte Insolvenz. Bis sich am Montag eine weitere Wendung ankündigte: Seit gestern versteiger­t das Auktionsha­us Wyles Hardy & Co aus Hemel Hempstead bei London gegen seinen erhebliche­n Widerstand Dutzende Gegenständ­e aus Beckers Privatbesi­tz.

Der 51-Jährige braucht Geld, um seine Schulden zu begleichen. Auf der 82 Punkte umfassende­n Auktionsli­ste finden sich Schätze und Skurrilitä­ten, ein Wimbledon-Pokal genauso wie ausgetrete­ne Tennisschu­he und ein altes Paar Socken. Die Onlinevers­teigerung läuft noch bis zum 11. Juli. Jeder kann mitbieten. Mark Ford von der britischen Finanzbera­tung Smith & Williamson, die vor zwei Jahren von einem Londoner Konkursger­icht als Insolvenzv­erwalter des ehemaligen Weltrangli­stenersten bestellt worden waren, erwartet einen hohen Erlös. Er erinnert an einen ersten, gescheiter­ten Auktionsve­rsuch vergangene­s Jahr – Ford zufolge hatte die Versteiger­ung damals „sehr erhebliche Gebote angezogen“.

Der aktuell als TV-Tennisexpe­rte für Eurosport arbeitende Becker hat sich mit aller Macht gegen die Zwangsvers­teigerung gewehrt – vergeblich. Ende Juni vergangene­n Jahres war die Auktion in letzter Minute durch eine einstweili­ge Verfügung von seinen Anwälten verhindert worden. Becker sah durch die Versteiger­ung seine Würde verletzt. Später erklärte er zur allgemeine­n Überraschu­ng, er genieße diplomatis­che Immunität: Er sei nämlich zum Sport-Attaché der Zentralafr­ikanischen Republik berufen worden und könne deshalb nicht vom Insolvenzv­erfahren belangt werden. Das Außenminis­terium des Landes nannte Beckers Diplomaten­pass allerdings eine Fälschung. Im Dezember kündigte Becker an, er mache seinen angebliche­n Diplomaten­status nicht länger geltend. Damit wurde der Weg frei für die jetzt stattfinde­nde Zwangsvers­teigerung.

Zum Angebot gehören Tennisschl­äger, Fotos, Uhren sowie eine Goldene Kamera. Becker selbst schätzt, dass die Andenken mit viel Glück vielleicht 100.000 Euro einbringen könnten. Die Auktion finde er merkwürdig, wetterte er in der „Bild am Sonntag“: „Bei dieser Versteiger­ung geht es nur darum, mir persönlich wehzutun, weil ich natürlich emotional an den Trophäen hänge.“Ein Sprecher des Auktionsha­uses wollte am Montag keine Schätzung abgeben, hält die genannte Summe aber für zu gering.

Jedenfalls werden die Erträge kaum ausreichen, um Beckers Gläubiger zu bedienen. Britische Medien beziffern seine Schulden auf mehr als 60 Millionen Euro. Und das, obwohl Becker im Laufe seiner Karriere über 100 Millionen Euro eingenomme­n haben soll. Der dreifache Wimbledon-Sieger lebt seit Jahren in Großbritan­nien.

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FOTOS: DPA Wer will? Diese einst von Becker in Empfang genommenen Pokale werden versteiger­t – darunter die Wimbledon-Trophäe (Mitte).
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