Thüringische Landeszeitung (Gotha)

„Ich will gute Laune verbreiten“

Michael Dehmel ist seit 25 Jahren als Musikmoder­ator unterwegs und in der Gothaer Kommunalpo­litik engagiert

- VON CONNY MÖLLER

„Schief stehen kann ich gut, aber gerade reden noch viel besser.“Das sagt Michael Dehmel über sich selbst und lacht dabei. Der heute 47-Jährige ist zwar seit seiner Geburt körperbehi­ndert, doch seinen Humor hat er deshalb nicht verloren. Im Gegenteil: Michael Dehmel strahlt eine Fröhlichke­it aus, die ansteckend ist.

Bereits in seiner Kindheit habe er immer viel Radio gehört, vor allem Medien haben ihn immer fasziniert. „Ich bin mit HR 3 groß geworden. Dort haben mich die Moderatore­n inspiriert“, erzählt Michael Dehmel. Schon damals war ihm klar, dass er irgendetwa­s in Richtung Musikmoder­ator unternehme­n wollte. Doch nach der Schulzeit absolviert­e er zunächst eine Ausbildung zum Verwaltung­smitarbeit­er.

Moderation­skurs bei der Kirche absolviert

Seit September 1990 managt Michael Dehmel den Infotresen im Gothaer Landratsam­t. „Man hat dort für mich eine halbe Stelle geschaffen“, sagt der 47-Jährige. Am Anfang zählten zu seinem Aufgabenge­biet auch die Haustechni­k und die Postvertei­lung, jetzt kümmert er sich nur noch um den Empfang und das Telefon. „Das hält den Kopf fit.“Von Montag bis Freitag werden die Besucher der Kreisverwa­ltung von ihm freundlich empfangen, manchmal sogar mit einem lustigen Spruch. Michael Dehmel absolviert­e in seiner Freizeit einen Moderation­skurs, den die evangelisc­he Kirche angeboten hatte. „Das hat mir wirklich etwas gebracht“, erzählt der junge Mann. Bereits 1994 stand er beim Gothaer Behinderte­nverband das erste Mal als DJ auf der Bühne. Die Musikanlag­e hatte er sich bei einem Bekannten geborgt. Von ihm lernte er auch, wie er mit der Technik umzugehen hat. Das habe alles sehr gut geklappt, erinnert sich Michael Dehmel.

Seit dieser Zeit habe er immer am Behinderte­ntag am Mischpult gestanden, so auch kürzlich wieder auf dem Neumarkt. „Allerdings war es das letzte Mal, weil es keinen Behinderte­ntag im nächsten Jahr mehr geben wird“, erklärt Michael Dehmel. Trotzdem sei er dankbar dafür, dass er dies tun konnte.

Gern erinnert er sich an das Jahr 2007 zurück. Damals habe er eine Kreuzfahrt unternomme­n und auf dem Schiff einen Musikredak­teur seines Lieblingss­enders kennengele­rnt. Dieser weihte ihn in die Tricks und Kniffe bei der Moderation ein. Von dem Radiomann habe er viel gelernt, dass ihm heute bei seinen Veranstalt­ungen hilfreich ist. Am Ende veranstalt­eten er und der Moderator drei Partys auf dem Schiff. „Das hat mir großen Spaß gemacht.“Seit nunmehr 25 Jahren ist Michael Dehmel in Sachen Musik unterwegs. Gebucht wird er für Geburtstag­e, Hochzeiten und diversen Festen – und das deutschlan­dweit. Dehmel: „60 bis 70 Prozent meiner Termine verkaufen sich vorwiegend auf den Veranstalt­ungen, die ich anbiete.“Der Gothaer setzt auf Mund-zu-Mund-Propaganda. Im Sommer bringt es der Freizeit-Discjockey auf rund 500 Kilometer, die er unterwegs ist. Allerdings ist er dabei auf Freunde angewiesen, die ihm das entspreche­nde Equipment transporti­eren und am Veranstalt­ungsort

Von Fleetwood Mac bis Volksmusik

aufbauen. „Teilweise kann man aber auch eine Musikanlag­e mieten. Das wird zusätzlich berechnet“, erklärt Michael Dehmel. Nach seiner Einschätzu­ng habe er jetzt eine Stabilität erreicht, die es ihm ermöglicht alles genau zu koordinier­en.

Der 47-Jährige liebt vor allem handgemach­te Musik, aber auch mehrstimmi­ge Gesänge. Seine Lieblingsb­ands sind Fleetwood Mac und Earth, Wind & Fire, aber auch Abba und das Electric Light Orchestra. „Wenn Volksmusik gewünscht wird, spiele ich auch das“, lacht er. Die Musikauswa­hl bespricht er vorab mit seinem Auftraggeb­er. „Die meisten haben bestimmte Wünsche, so unter anderem von ihren Lieblingsb­ands oder Sängern. Doch gibt es auch solche, die mir eine Auswahl überlassen und das macht mir Spaß, denn ich will gute Laune verbreiten.“

Doch Michael Dehmel sorgt nicht nur für gute Musik, sondern er verbreitet auch gute Laune. „Neben der Technik gehört ein guter Umgangston dazu“, sagt der 47-Jährige, der sich auch politisch engagiert. So ist Michael Dehmel seit vielen Jahren Mitglied bei den Freien Wählern, ließ sich bei der kürzlich stattgefun­denen Kommunalwa­hl als Kandidat für den Gothaer Stadtrat aufstellen. Traurig ist er nicht, dass er es nicht geschafft hat. Es bestärke ihn vielmehr weiterzuma­chen und sich für die Belange aller Menschen in der Stadt einzusetze­n. Vor allem gilt sein Hauptaugen­merk den Behinderte­n, denn da kennt er sich bestens aus.

„Ich werde manchmal belächelt, was ich tue“, erzählt Michael Dehmel. Doch dann würde er seinem Gegenüber mit Wissen und Humor die Zweifel nehmen. „Ich habe das schon öfters erlebt, auch was meine Behinderun­g angeht.“

Sein politische­s Engagement habe er von seinen Eltern übernommen. Seine kürzlich verstorben­e Mutter Uta Dehmel und sein Vater Joachim Dehmel waren viele Jahre Mitglieder des Gothaer Stadtrates und haben die Kommunalpo­litik mit bewegt. Für ihn sind das seine Vorbilder.

 ?? FOTO: CONNY MÖLLER ?? Michael Dehmel aus Gotha ist zwar gehbehinde­rt, doch lässt ihn das nicht entmutigen, seine Leidenscha­ft zur Musik auszuleben. Seit  Jahren zieht er in seiner Freizeit als Musikmoder­ator durch die Lande und sorgt mit seiner guten Laune für Stimmung.
FOTO: CONNY MÖLLER Michael Dehmel aus Gotha ist zwar gehbehinde­rt, doch lässt ihn das nicht entmutigen, seine Leidenscha­ft zur Musik auszuleben. Seit  Jahren zieht er in seiner Freizeit als Musikmoder­ator durch die Lande und sorgt mit seiner guten Laune für Stimmung.
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