Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Weimars Vielfalt an neuen Museen wirft die Namensfrage auf Professor Dr. Volker Wahl aus Weimar befasst sich mit der Namensfrage:
Seit die Bauhaus-Sammlung ihr eigenes Gebäude hat, muss über die Benennung der Nachbareinrichtung nachgedacht werden
Am 26. Juni 1999 war eine „neue“, das heißt neu erbaute Weimarhalle eingeweiht worden, die nun nach 20 Jahren den Namensschriftzug „congress centrum weimarhalle“an der Fassade erhalten hat. Ich erinnere mich sehr gern daran, dass als erster großer wissenschaftlicher Kongress darin vom 21. bis 24. September 1999 der vom Thüringischen Hauptstaatsarchiv Weimar organisierte 70. Deutsche Archivtag als größter Archivfachkongress Europas stattgefunden hat, der mehr als 800 Teilnehmer aus Deutschland und eine Reihe von ausländischen Gästen aus 14 Staaten im Kulturstadtjahr 1999 nach Weimar gelockt hatte. Das Rahmenthema war nach einem Markenzeichen unserer Stadt gewählt worden: „Archive und Kulturgeschichte“.
Recht merkwürdig ist der Umstand, dass neben dem neu geschaffenen Bauhaus-Museum, bei dem das Attribut „neu“inzwischen „ganz offiziell aus seinem Arbeitstitel entfernt“wurde, in Weimar noch ein „Neues Museum“existiert, und das auch schon seit zwanzig Jahren. Es wurde übrigens bereits Jahre zuvor in der TLZ vom 4. Mai 1996 angekündigt, dass in Weimars „Stunde Null“– gemeint war der Jahreswechsel von 1998 zum Kulturstadtjahr 1999 – das „Neue Museum“eröffnet werden würde, wie es dann auch geschehen ist.
Ist nicht jetzt die Zeit gekommen, dass dieser 1869 eingeweihte Museumsbau – damals als „Großherzogliches Museum“nach dessen Trägerschaft bezeichnet – wieder seinen angestammten Namen zurückbekommt? Aber nicht den von vor 1920, denn nach der Abdankung des Großherzogs, der Aufhebung der Monarchie und der Gründung des Landes Thüringen 1920 wurde es zum „Landesmuseum“, und so war dieses auch noch nach Kriegsende 1945 im Land Thüringen präsent, wo am 25. August 1946 wieder eine große Kunstausstellung mit Werken der Weimarer Malerschule, der Bauhausmeister und der schaffenden Künstlerinnen und Künstlern eröffnet wurde. Das Gebäude war zwar kriegsbeschädigt, aber nicht ruinös. Doch als 1948 dessen Heizungsanlage für das wiederaufgebaute Deutsche Nationaltheater ausgebaut wurde, war ihm der Todesstoß versetzt worden. Die 1988 begonnenen Sicherungsmaßnahmen an dem verfallenden Gebäude wurden zwingend, nachdem infolge der Niederlegung des „steilen Zahns“an der Kreuzung Liebknecht-Straße/Friedensstraße nun vom Goetheplatz her die verbarrikadierte Eingangsfront des Landesmuseums von Weitem zu erblicken war und das Elend dieses historischen Bauwerks offenkundig wurde. Sanierung und Ausbau ist die Geschichte nach der Wende. Noch 1953 spricht die vom Rat der Stadt herausgegebene Broschüre „Weimar – Ein Führer durch seine Kultur und Geschichte“von dem „z. Zt. noch nicht wieder erschlossenen Landesmuseum“. Auch die später erschienenen Brockhaus-Stadtführer von 1969 und 1975 nennen noch das „Landesmuseum“als ehemaligen Standort der berühmten Preller-Fresken, äußern sich aber nicht zu seinem Zustand. Weimars nach der Wende herausgegebenes „Lexikon zur Stadtgeschichte“in der
1. Auflage von 1993 und auch in der 2. von 1998 fasst dessen Geschichte zwangsläufig in dem Lexikon-Artikel „Landesmuseum“zusammen, und diesen angestammten Namen sollte es nun auch wieder führen, damit bei den Weimar-Touristen keine Irritationen mehr entstehen können. Und nicht zuletzt: Schließlich haben wir ja das Land Thüringen seit fast drei Jahrzehnten wieder. Und am
1. August 2019 wird in Weimar auch wieder eine „Stunde Null“sein.