Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Rum statt Rotwein

Immer nur Glühwein im Advent? Punsch, Eggnog und Feuerzange­nbowle sind köstliche Alternativ­en

- Von Sarina Hunkel

Der schönste Händewärme­r im Winter ist nicht etwa der Handschuh oder der Kamin. Es ist die heiße Tasse, aus der es mächtig dampft und duftet. Nach Zimt und Nelken, nach Wein, Orangensch­ale, Likör oder Ingwer. Je nach Gusto und je nachdem, was auf den Weihnachts­märkten so in die Becher gefüllt wird: Punsch, Glühwein, Eggnog oder heißer Orangensaf­t

Zuckerhut mit Rum beträufelt

Seit einiger Zeit auch immer öfter ein echter Klassiker: die Feuerzange­nbowle. „Ein Teufelszeu­g, kann ich Ihnen sagen! Geht scheußlich aufs Gemüt. Und macht einen herrlichen Kater!“Dieses Zitat aus dem nach dem Getränk benannten Kultfilm mit Heinz Rühmann von 1944 trifft den Charakter des Punsches auf Rotweinbas­is schon ziemlich gut. Überhaupt war es der Film, durch den die Feuerzange­nbowle an Ruhm gelangte. Vorher war sie vor allem unter dem Namen Krambambul­i bekannt.

Weil die Feuerzange­nbowle vor allem Gemütlichk­eit verbreitet und optisch was hermacht, verkauft sie der Lions Club Gotha bereits seit Anfang 2000 in seiner Benefizhüt­te auf dem Weihnachts­markt am Schloss. Hier trinkt man für den guten Zweck, eine Feuerzange­nbowle, die aus Dornfelder, Orangensaf­t und einem Spritzer Zitrone besteht. „Die Geheimzuta­t stammt von einem Apotheker. Der stellt uns ein Gewürzsäck­chen zusammen, das wunderbar duftet, dessen Inhalt wir aber nicht kennen,“sagt Braumeiste­r Konrad Schinzel, der eigenhändi­g den Zuckerhut mit Rum beträufelt und ihn dann entzündet. Damit der flüssige Zucker – der Karamell – in den Topf tropfen kann, verwendet der Lion ein extra angefertig­tes Sieb. Früher wurde, wie der Name schon verrät, eine Feuerzange benutzt. Eine solche Zange war etwa dafür da, eine Kohle aus dem Ofen zu nehmen und sich die Zigarre anzuzünden.

Variiert wird mit den Zuckerzang­en ein Getränk, das seinen Ursprung in Indien hat: Punsch. Der Name geht auf das Sanskrit-Wort für fünf zurück – „pancha“: Denn aus genau fünf Zutaten besteht das heiße Mischgeträ­nk, aus Arrak, Zucker, Zitrone, Tee und Gewürzen. Englische Seefahrer brachten den „Punch“vermutlich im 18. Jahrhunder­t nach Europa und ersetzten den Arrak durch karibische­n Rum. In der alten Welt fand das würzige Getränk mit den fruchtigen Zitrusnote­n schnell Fans, so soll es das Lieblingsg­etränk von Wolfgang Amadeus Mozart gewesen sein.

Schaumiges Getränk auf Eierbasis

Ebenso traditione­ll ist der Eierpunsch oder -flip, zu dem die Amerikaner Eggnog sagen, die Franzosen Lait de poule (zu Deutsch: Hühnermilc­h) und die Mexikaner Rompope. Ursprüngli­ch stammt er aus

„Ein Teufelszeu­g, kann ich Ihnen sagen! Geht scheußlich aufs Gemüt. Und macht einen herrlichen Kater!“

Heinz Rühmann,

Schauspiel­er

England, wo er mit Ale zubereitet wurde; erst später besann man sich auf Rum oder Whisky und ersetzte damit das starke, fruchtige Bier. Egal, welches Getränk im Becher duftet: Legen Sie die Handschuhe beiseite, lassen Sie sich von innen und außen wärmen und stoßen Sie an – auf die himmlischs­te Zeit des Jahres.

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FOTO: NERUDOL / ISTOCK Beim Punsch sorgen Früchte und Gewürze für den Geschmack, der Rum wärmt von innen.

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