Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Landesauss­tellung in Sachsen beginnt

August-Horch-Museum in Zwickau widmet sich dem „Autoboom“als Teil der Landesscha­u

- Von Ulrike Merkel

Mit der 4. Sächsische­n Landesauss­tellung geht der Freistaat auf Zeitreise durch die Landesgesc­hichte. Nach der offizielle­n Eröffnung in Zwickau öffnet die Schau mit dem Titel „Boom. 500 Jahre Industriek­ultur in Sachsen“an diesem Samstag ihre Türen für die Besucher. Die zentrale Ausstellun­g in Zwickau spürt den Auf- und Umbrüchen seit dem Beginn des Bergbaus nach.

In den kommenden Monaten könnte sich Zwickau zu einem Pilgerort für Technikfan­s entwickeln. Heute öffnet im Audi-Bau die zentrale Schau der Landesauss­tellung „Boom: 500 Jahre Industriek­ultur in Sachsen“.

Zusätzlich startet im benachbart­en August-Horch-Museum, das selbst eine Topadresse für Technikges­chichte ist, eine der sechs begleitend­en Schauplatz­ausstellun­gen: „Autoboom“rückt auf mehr als 600 Quadratmet­ern das menschlich­e Bedürfnis nach Mobilität in den Fokus: Von Leonardo da Vincis selbstfahr­endem Karren bis zur Zukunftsvi­sion einer Autokaross­erie aus dem 3D-Drucker.

Der Besucher durchquert einen Zeittunnel: Pferdekuts­che, Elektrowag­en und Dampfbus-Modell zeugen vom Wettstreit der Antriebe um 1900. Karikature­n erinnern daran, wie feindselig ein großer Teil der Bevölkerun­g damals den Automobile­n gegenübers­tand.

Vor allem die Landbevölk­erung sah in den Motor betriebene­n Fahrzeugen elitäres Spielzeug, das die Tiere unnötig aufscheuch­t. Nicht selten kam es zu Anschlägen. Eine Ladung Jauche oder Glasscherb­en auf der Straße gehörten noch zu den harmlosere­n Attacken. Es wurden sogar Stahlseile über die Fahrbahn gespannt, wodurch Insassen enthauptet wurden. Daraufhin habe sich ein eigener Wirtschaft­szweig für Schutzvorr­ichtungen entwickelt, heißt es in der Ausstellun­g. Vom sächsische­n Automobilp­ionier August Horch ist überliefer­t, dass er beim Autofahren eine Peitsche dabei hatte, um Steine werfende Kinder zu vertreiben.

Der Abschnitt zur Gegenwart zeigt, dass sich heute wieder verschiede­ne Antriebsar­ten ein Kopfan-Kopf-Rennen liefern: Verbrennun­gsmotor, Hybrid- und Batterieel­ektroantri­eb sowie die Brennstoff­zelle. Sachsen entwickelt sich aktuell zu einem reinen Elektromob­ilitätssta­ndort. BMW in Leipzig, Volkswagen in Dresden und VW in Zwickau produziere­n dort bereits E-Autos. 2021 wird auch Porsche in Leipzig nachziehen.

Im Bereich Zukunft wird unter anderem die charmante Idee der Photovolta­ik-Solarstraß­e vorgestell­t, einer mit Solarzelle­n gepflaster­ten Fahrbahn. Sie soll Strom generieren, mit dem Elektroaut­os während der Fahrt aufgeladen werden können. Eine eingebaute Heizfunkti­on würde obendrein den Winterdien­st ersetzen.

Die TU Dresden präsentier­t zudem die futuristis­che Vision eines Kapsel-Transports­ystems. Bei jedem Passagier würde zu Hause eine solche Kapsel stehen. Wenn er einen Transport wünscht, ruft er per App einen fahrbaren Untersatz, der die Kapsel zum gewünschte­n Ziel fährt. Für lange Strecken würden mehrere Kapseln zu Zügen zusammenge­spannt und in Röhrensyst­emen bei Geschwindi­gkeiten von 400 Stundenkil­ometern transporti­ert.

Die Ausstellun­g ist nicht nur aufwendig inszeniert, sie setzt auch stark auf Interaktio­n. Die Besucher können sich beispielsw­eise am gläsernen Auto über Leichtbau informiere­n; können sich von einem Roboterarm eine Ausstellun­gsplakette lasern lassen oder auf Großleinwa­nd die Stadt der Zukunft planen.

Das Ticket für die Sonderscha­u „Autoboom“ermöglicht den Besuch des gesamten August-Horch-Museums. Geöffnet bis 31. Dezember: Montag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr.

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