Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Gehen auf federnden Bohlen
Der neue Steg am Nordwestufer des Hammerteiches in Georgenthal ist freigegeben
Ortschaftsbürgermeister Bert Rommeiß (Bürger für Georgenthal und Nauendorf) hat eine kleine Ansprache vorbereitet, der Bratwurstrost brennt und Musik klingt leise aus einem Lautsprecher am Häuschen der Kahnstation.
Zur offiziellen Eröffnung des neuen Steges am Nordwestufer des Hammerteiches in Georgenthal am Freitag hat die Verwaltung der noch jungen, seit Januar größeren Gemeinde nur Mitglieder des Ortschaftsrates, ehemalige Gemeinderäte, Vertreter der Baufirmen und des Planungsbüros Planungsgruppe 91 sowie der bauausführenden Firmen eingeladen, um die angesichts der Corona-Krise erlaubte Höchstzahl von Teilnehmern für Veranstaltungen im Freien nicht zu überschreiten. Auch auf einen symbolischen Banddurchschnitt wird verzichtet, sondern einfach nur die Sperrbake entfernt.
Nach der erfolgreichen Bauabnahme am Donnerstag war schon mancher Einwohner über den Steg gelaufen, doch am Freitag waren es dann doch mehr Menschen als der kleine Kreis der zur Feier Eingeladenen, die den neuen Weg begingen. Angenehm fiel vielen das leichte Federn der Holzbohlen auf, die auf dem Stahlgerüst aufliegen. Auch die Sitzbänke wurden gern genutzt.
Dabei wäre die Freigabe noch am Anfang der Sommersaison beinahe gescheitert, denn ein Nachauftragnehmer hatte zum vereinbarten Termin Kiefernholz statt der bestellten Lerche geliefert. Kiefer hätte den Zweck nicht erfüllt. So musste der kommissarische Bauamtsleiter Achim Seeber die Lieferung zurückweisen und rechnete mit mindestens sechs Wochen Nachlieferzeit.
Einheimische Unternehmen bieten ihre Hilfe an
Doch mit dem einheimischen Unternehmen Sägewerk Schneider kam schnelle Hilfe. Dela Forst, ein Forstunternehmen mit privatem Waldbesitz in unmittelbarer Nähe, lieferte die richtige Holzart. Grund genug für Bert Rommeiß, sich in seiner Ansprache dafür zu bedanken. Grund für den Stegbau war der Wunsch, barrierefrei den Hammerteich umrunden zu können, ohne auf Privatgelände ausweichen zu müssen. Das Areal am Nordufer war vor Jahrzehnten von einer Nachfolgeorganisation der FDGB an einen Privatinvestor verkauft worden, erinnert sich der langjährige Georgenthaler Bürgermeister Host Jaeckel.
Ein Vorkaufsrecht hätte aus seiner Sicht die Gemeinde nur gehabt, wenn Planungen für die Nutzung des Grundstückes vorgelegen hätten. Nach der Insolvenz des Investors wurde das Grundstück zwangsversteigert. Die Gemeinde beteiligte sich nicht, weil man nicht noch eine Gaststätte subventionieren wollte.
So kam es, dass der Gemeinde nur ein schmaler Uferstreifen am Nordostufer blieb, dessen prächtiger Baumbestand die Anlage eines barrierefreien Weges nicht gestattet hätte. Auf ein Gewohnheitsrecht das Privatgelände betreffend wollte man sich nicht verlassen. Einen Grundstückstausch oder die Eintragung einer Grunddienstbarkeit hatten die jetzigen Eigentümer abgelehnt.
Die Folge war die Idee, einen Steg zu bauen, der jederzeit und barrierefrei nutzbar ist. Die Umsetzung begann mit einer Projektarbeit zweier Studenten der staatlichen Fachschule für Bau, Wirtschaft und Verkehr, Lars Heßland und Sven Pauli, die nach Vorgaben des damaligen Gemeinderates einen Gestaltungsvorschlag erstellten.
Das Ergebnis wurde dem Gemeinderat in öffentlicher Sitzung vorgestellt und nach umfangreicher Diskussion mehrheitlich beschlossen, soweit auch Fördermittel in Aussicht stehen, erinnerte Rommeiß in seiner Ansprache. Die Ausschreibung ergab eine Bausumme von rund 570.000 Euro. Insgesamt ist das Vorhaben nun 700.000 Euro teuer. 186.000 Euro sind an Fördermitteln bereits bewilligt, berichtet Sandy Frank, die kommissarische Bürgermeistern. Doch es sind weitere Anträge eingereicht, sodass es noch zu einer höheren Förderung kommen kann.