Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Novembergelder fließen erst jetzt. Warnung vor einer Pleitewelle Wirtschaft beklagt zögerliche Hilfe
Thüringens Wirtschaft fordert von der Bundesregierung die zugesagten schnellen finanziellen Hilfen für zwangsweise geschlossene Unternehmen ein.
Noch immer seien die Novemberund Dezemberhilfen nicht in vollem Umfang ausgezahlt worden, kritisiert etwa die Industrieund Handelskammer (IHK) Erfurt. Erst seit dem 5. Januar erfolgten Abschlagszahlungen, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführerin
Cornelia Haase-Lerch. Teilweise könnten die Gelder zur dringend notwendigen Kostenerstattung noch nicht einmal beantragt werden.
Jetzt wurden erste reguläre Auszahlungen für das erste Quartal des neuen Jahres angekündigt. „Das ist für viele Unternehmen deutlich zu spät, da nach der ersten Coronawelle das Eigenkapital oder die Rücklagen aufgebraucht sind“, machte Haase-Lerch auf die prekäre Lage aufmerksam. Kurzfristige Zahlungen hatte auch der Einzelhandelsverband Thüringen von der Politik gefordert. Die Liquiditätslage in vielen Betrieben sei angespannt. Die Umsatzausfälle durch das entgangene Weihnachtsgeschäft seien gewaltig. Viele Händler stünden mit ihren Läden vor dem Aus, warnte der Verband.
Mehr Tempo bei der Ausgabe der Finanzhilfen durch den Bund mahnt auch das Thüringer Wirtschaftsministerium an. Zudem müsse man pragmatische Lösungen auch für Sonderfälle finden.
So sei es zum Beispiel für Liftbetreiber im Thüringer Wald kein probates Mittel, die Umsätze des schneearmen Winters aus dem Vorjahr als Grundlage für die Berechnung der aktuellen Hilfen heranziehen zu wollen.
Probleme bereitet Unternehmern die Vielfalt der Hilfsprogramme und deren unterschiedliche Anforderungen, bestätigte ein Ministeriumssprecher. So sei kaum bekannt, dass die Finanzhilfen für größere Firmen der EUBeihilferichtlinie unterliegen.