Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Rot-Rot-Grün könnte sich Verschiebu­ng vorstellen. CDU sträubt sich

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Wer am Sonntagabe­nd das Heute Journal im ZDF einschalte­te, erlebte Bodo Ramelow, der zum Ende des Gesprächs beim Thema einer möglichen Verschiebu­ng des Landtagswa­hltermins von der Amtsperson zum Menschen wurde.

„Politisch will ich jetzt unterschei­den zwischen meiner Rolle als Ministerpr­äsident und dem was ich denke“, sagte der Regierungs­chef. Denn eigentlich gehe ihn das nichts an und er wolle den Parteien nicht vorgreifen. „Aber eins ist doch klar. Wir haben auch 30.000 Wahlhelfer­innen und Wahlhelfer, die wir auch schützen müssen. Und insoweit müssen alle Beteiligte­n darüber nachdenken: Wenn im Januar, Februar keine Bewegung ist, dann werden wir auch das mitentsche­iden müssen.“

Damit mischte sich der Linke eben doch in die Diskussion ein, die ihn als Ministerpr­äsident nichts anging. Und schon bevor in dieser Woche Fraktions- und Parteichef­s von Linke, SPD, Grünen und dem Stabilität­spartner CDU zusammenko­mmen, ist wohl eine Vorentsche­idung gefallen. Eine Verschiebu­ng der Landtagswa­hl wird immer wahrschein­licher. Auch wenn sich die CDU bislang noch dagegen sträubt. Deren Fraktionsc­hef Mario Voigt sagte auf Anfrage: „Wir haben uns als verlässlic­he Kraft im Parlament

2020 erwiesen. Das bedeutet für uns auch im Jahr 2021, dass wir uns an das halten, was verabredet ist.“Das sei der Wahltermin am

25. April.

Dennoch wird Voigt am Donnerstag mit den Spitzen von R2G über die Landtagsau­flösung und den Wahltermin unter den Bedingunge­n der pandemisch­en

Situation sprechen. Zu diesem Gespräch sei er von der Linken eingeladen worden.

„Verträge müssen eingehalte­n werden“, machte auch Voigts Stellvertr­eter in der Fraktion, Raymond Walk deutlich. Er verwies überdies darauf, dass ja gerade im parlamenta­rischen Verfahren noch am Wahlgesetz gearbeitet werde.

Der Eichsfelde­r Abgeordnet­e Thaddäus König, der selbst nicht an der Fraktionsd­ebatte teilnahm, sagte mit Blick auf den Stabilität­smechanism­us: „Das ist ein Projekt auf Zeit und keinesfall­s eines bis zum Ende der Legislatur­periode.“Unter den Bedingunge­n, die das Wahlgesetz vorgebe, müsse es möglich sein, eine Wahl durchzufüh­ren.

SPD-Fraktionsc­hef Matthias Hey ist da skeptisch. „Während private Treffen mit mehreren Personen in der Pandemie tunlichst vermieden werden sollen, fänden im ganzen Land trotzdem Hunderte von Parteivers­ammlungen statt – wer soll das noch verstehen?“, fragt der Sozialdemo­krat.

Ähnlich sieht das Grünen-Fraktionsv­orsitzende Astrid RotheBeinl­ich. „Wir haben uns alle verpflicht­et, dass es eine Neuwahl geben soll. Aber wir müssen sie auch so gestalten, dass sie möglichst sicher ist. Angesichts der aktuellen Zahlen halte ich den Termin für nicht haltbar.“Das alles müssten die vier Partner zum Schluss aber auf Augenhöhe entscheide­n“, sagt sie.

In der Organisati­on des Aufstellen­s von Direktkand­idaten und Landeslist­en sieht auch LinkeFrakt­ionschefin Susanne HennigWell­sow das Hauptprobl­em. „Es wird wahrschein­lich verdammt schwer, das für alle machbar zu machen, Hygienekon­zepte hin oder her“, sagt sie.

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