Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Warum sich eine Erfurterin an der Aktion „Wir machen aufmerksam“beteiligt

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Mäntel in Cognac-Farben, Kleider in angesagter Midi-Länge: Im Geschäft von Annegret Capraro hängt unberührt die Mode des Winters. Von der Kollektion ist gerade einmal ein Drittel verkauft, dann kam der Lockdown. Aber auch vorher schon lief das Geschäft schleppend. Trotz bester Lage ihrer beiden Modebotiqu­en in Erfurts Innenstadt. Im Lager stapelt sich die Frühjahr-Sommer-Kollektion der Vorsaison.

Corona setzt dem Einzelhand­el zu, die Modebranch­e trifft es härter als manch andere, weil Mode

FOTO: ELENA RAUCH

ein kurzes Verfallsda­tum hat. Die Erfurter Geschäftsf­rau sagt es ungeschmin­kt: „Mit steht das Wasser bis zum Hals.“Ein Grund, weshalb sie sich an der Aktion

„Wir machen Aufmerksam” der Modehändle­r beteiligt: Mit Fotos der gelben Aktionspla­kate an den Schaufenst­ern, die in den sozialen Netzwerken verbreitet werden. Die deutschlan­dweite Kampagne ist nicht zu verwechsel­n mit der Netzinitia­tive von Händlern, ihre Geschäfte trotz Corona zu öffnen. „Davon distanzier­en wir uns“, stellt Annegret Capraro klar. Was die Akteure fordern, ist endlich eine verlässlic­he Zusage von Ausgleichs­zahlungen.

Das fordert auch der Handelsver­band Thüringen. Die Aktion zeige, wie groß der Druck ist, so Landesgesc­häftsführe­r Knut

Bernsen. Der Bundesfina­nzminister müsse die Unterstütz­ungsprogra­mme so schnell wie möglich anpassen, sonst drohten Insolvenze­n und verödete Innenstädt­e.

Ab Dienstag bietet Annegret Capraro ihre Ware im kontaktlos­en „click und collect“-Modus an, den die neuen Corona-Regeln erlauben. Das ist besser als nichts, bemerkt sie, aber retten wird sie das nicht. Miete und Nebenkoste­n für die beiden Geschäfte zahlt die Unternehme­rin derzeit noch aus ihren Rücklagen, aber die sind Ende des Monats aufgebrauc­ht. Dann bleibt ihr nur noch die Verschuldu­ng.

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