Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Stadt Weimar bemängelt Nichteinhaltung von Hygiene-Regeln
Die Stadt Weimar hat wegen der Todesfälle im Azurit-Seniorenzentrum Weimarblick Anzeige gegen Unbekannt gestellt. Hintergrund sind die gehäuften Todesfälle im Zusammenhang mit dem Corona-Virus: 23 der einst 94 Bewohner sind verstorben. Bei 83 Senioren wurde das Corona-Virus festgestellt, ebenso bei zahlreichen Pflegekräften.
„Wir wissen nicht, wer gegen Regelungen verstoßen und sie auf die leichte Schulter genommen hat“, begründete Bürgermeister Ralf Kirsten (Weimarwerk) die pauschale Anzeige. Er leitet den Sozialbereich und den Corona-Pandemiestab. Die Anzeige basiere auf Schilderungen eines Arztes, der häufig in der Einrichtung im Einsatz ist, sowie solchen von Besuchern. Demnach sollen nicht alle Regelungen eingehalten worden seien. So gilt in Weimar bereits seit dem 5. Januar, dass Besucher in Senioreneinrichtungen permanent FFP2-Masken tragen müssen.
Geklärt werden soll anhand der Ermittlungen auch, wie es nach den ersten 20 Todesfällen noch zu drei weiteren kommen konnte, obwohl das Gesundheitsamt sich mit vielen Hinweisen eingeschaltet hatte, so Ralf Kirsten. Mit Unverständnis reagierte der Bürgermeister darauf, dass es der Azurit-Konzern nicht geschafft habe, selbst die Pflege im
Weimarblick abzusichern, sondern über die Feiertage freiwillige Helfer eingesprungen waren, die Oberbürgermeister Peter Kleine (parteilos) organisiert hatte.
Im Nachgang zur Anzeige gab es eine gemeinsame Überprüfung der Einrichtung. Daran nahmen neben dem Gesundheitsamt die Heimaufsicht des Landesverwaltungsamtes und der Medizinische Dienst der Krankenkassen teil. Zu Ergebnissen wollte sich Kirsten mit Verweis auf die laufenden Kripo-Ermittlungen nicht äußern.
Bis Ende der Woche wird das Seniorenzentrum noch durch Bundeswehr-Kräfte unterstützt. Vehement widersprach der Bürgermeister Gerüchten, diese hätten das Virus eingeschleppt.