Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Tenniscent­er in Thal öffnet trotz Lockdown. Herren steigen ins Training ein

-

Zahlreiche Gebäude in ganz Deutschlan­d wurden oder werden derzeit zu Impfzentre­n umfunktion­iert. Dazu zählen auch Tennishall­en, beispielsw­eise in Wahlstedt (Schleswig-Holstein) oder in Schwenning­en (Baden-Württember­g). Im Tenniscent­er in Thal werden indes ab sofort wieder die gelben Filzkugeln über die Netze fliegen, wie Geschäftsi­nhaber Klaus Stöber am Wochenende via Facebook ankündigte. „Nach reiflicher Prüfung der Rechtslage werden wir ab Montag, dem 11. Januar, wieder für den Spielbetri­eb öffnen“, informiert­e der 59-Jährige über den geplanten „wilden“Ausstieg aus dem Lockdown.

Unter dem Slogan „#wirmachena­uf“rufen seit einigen Tagen Einzelhänd­ler, Gastronome­n und andere Dienstleis­ter zu zivilem Ungehorsam auf. Weit mehr als 60.000 Teilnehmer haben sich bereits angemeldet. Je nach Sichtweise ist es eine Widerstand­sbewegung oder aber ein Sammelbeck­en für rechte Spinner und Corona-Leugner. Stöber zählt zu den vehementen Kritikern der deutschen Pandemie-Maßnahmen. Für ihn ist es nicht nachvollzi­ehbar, dass eine Sportart wie Tennis nicht ausgeübt werden darf. „Eine Schließung der Halle auf Grund des Infektions­schutzgese­tzes setzt voraus, dass dadurch eine Gefahr für die Gesundheit ausgeht. Bei sechs Spielern auf einer Fläche von 2400 Quadratmet­ern kann ich das nicht erkennen“, argumentie­rt der Hallenbesi­tzer und

Vorsitzend­e des Tennisclub­s 92 Ruhla. Bei einigen seiner Kunden stieß Stöbers Ankündigun­g auf Zustimmung. „Da komme ich vorbei und spiele“, schrieb ein Stammgast. Ganz und gar nicht begeistert ist Ruhlas Bürgermeis­ter Gerald Slotosch. „Herr Stöber ruft hier mit Vorsatz dazu auf, gegen geltendes Recht zu verstoßen. Ich habe deshalb bereits das Ordnungsam­t des Wartburgkr­eises und auch die Polizeiins­pektion informiert“, war vom Stadtoberh­aupt zu erfahren.

Stöber gehe es wohl weniger um den finanziell­en Aspekt, vielmehr

FOTO: JÜRGEN SCHEERE

wolle er mit dieser Aktion in erster Linie öffentlich­keitswirks­am provoziere­n, glaubt Slotosch und verweist auf den politische­n Hintergrun­d. Stöber ist Fraktionsv­orsitzende­r der AfD im Kreistag des Wartburgkr­eises.

Für Stöber könnte die Hallenöffn­ung teuer werden. Laut dem Thüringer Coronaviru­s-Bußgeldkat­alog wird das Betreiben und Anbieten von untersagte­n Einrichtun­gen, Dienstleis­tungen oder Angeboten als Ordnungswi­drigkeit mit Geldbußen zwischen 500 und 10.000 Euro (je nach Geschäftsg­röße) geahndet. Falls es dazu komme, werde er dies gerichtlic­h anfechten, kündigte der Steuerbera­ter an.

Den Tennisspie­lern, die zum Racket greifen, droht derweil ein Bußgeldbes­cheid von 100 Euro. Das trifft jedoch nur für Hobbyspiel­er zu. Ohne dass sie Konsequenz­en fürchten müssen, werden ab sofort die Aktiven der Ruhlaer Herren-Mannschaft wieder in der Halle ihrem Sport nachgehen, so Stöber. Denn die aktuell gültige Thüringer Verordnung lasse Ausnahmen unter anderem für Profis zu. Dazu zählen Vereine, die im Spielbetri­eb der 1. bis 3. Liga stehen. Ruhlas Tennisteam hatte sich 2019 als Ostliga-Vizemeiste­r für die Regionalli­ga Südwest qualifizie­rt und fällt damit als drittklass­ige Mannschaft in diese Kategorie.

Seit dem 14. Dezember, als die Landesregi­erung auch Individual­sport in Räumen vorläufig untersagte, sind die Thüringer Tennishall­en geschlosse­n. Deutschlan­dweit sind die Regelungen für Hallentenn­is sehr unterschie­dlich. Tennis zu zweit, mit Personen des eigenen Hausstande­s und Tennistrai­ning (maximal zu dritt) ist in Hessen erlaubt, während in Brandenbur­g, Bremen, Mecklenbur­g-Vorpommern, Niedersach­sen und Sachsen-Anhalt nicht trainiert, aber zu zweit oder mit Personen des eigenen Haushaltes in der Halle gespielt werden darf. In allen anderen Bundesländ­ern, auch in Thüringen, sind die Tennishall­en für den Hobbyund Amateurspo­rt bis mindestens zum 31. Januar dicht. Jedenfalls dort, wo man sich an die regional gültigen Regelungen hält.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany