Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Zeugensuch­e nach brutalem Überfall in Erfurt

Angriff auf mutmaßlich­en Hooligan und seine Freundin. Politische Tat wird nicht ausgeschlo­ssen

- Von Kai Mudra

Nach dem brutalen Überfall vor einer Woche in einer Wohnung am Erfurter Herrenberg hofft die Polizei auf Hinweise aus der Bevölkerun­g. Das Landeskrim­inalamt veröffentl­ichte einen Aufruf, sich bei der Polizei zu melden, wenn im Bereich der Dornheimst­raße und im Wohngebiet Herrenberg am Freitag, 28. Mai, zwischen 4 Uhr und 5 Uhr verdächtig­e Personen, Gruppen oder Fahrzeuge wahrgenomm­en wurden.

An diesem Morgen sollen vier bis fünf dunkel gekleidete und als Polizisten getarnte Personen gewaltsam mit einer Ramme in eine Wohnung eingedrung­en sein und beide Bewohner, einen 25-Jährigen und seine schwangere Freundin, im Schlaf überwältig­t und teils schwer verletzt haben. Die Angreifer sollen den Mann gefesselt, mit Chlor übergossen und ihm ein Bein gebrochen haben. Anschließe­nd seien die Unbekannte­n zu Fuß geflüchtet.

Ermittelt wird wegen Freiheitsb­eraubung und gefährlich­er Körperverl­etzung.

Ein politische­s Motiv sei nicht ausgeschlo­ssen, heißt es. Laut MDR wird das Opfer der rechtsextr­emen Hooligan-Szene zugerechne­t. Der Mann soll 2020 auch an einem Überfall auf Jugendlich­e vor der Staatskanz­lei beteiligt gewesen sein. Vergangene­s Wochenende tauchte zudem auf einer Internetpl­attform der linksauton­omen Szene ein Bekennersc­hreiben von einem „Kommando Paul Schäfer“zu dem Überfall in Erfurt auf. Erkennbar sind zudem Parallelen zu einem Angriff im März im sächsische­n Eilenburg. Dort sollen als Polizisten getarnte Täter einem 30 Jahre alten NPD-Funktionär die Sprunggele­nke zertrümmer­t haben.

Thüringens Innenminis­ter Georg Maier (SPD) hatte nach dem Überfall und einem am gleichen Morgen verübten Brandansch­lag auf eine von der rechten Szene genutzte Gaststätte in Kloster Veßra (Kreis Hildburgha­usen) von einer neuen Eskalation­sstufe gesprochen.

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