Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Gothaer bringen Nachhaltigkeit voran Ideen für die Umwelt und zur Digitalisierung schon in der Ausbildung vermitteln. Projekt wirkt über den Landkreis hinaus
Gotha.
Erfolgreich beteiligt an einer europaweiten Ausschreibung aus dem Herbst 2020 hat sich das Ausund Weiterbildungszentrum (AWZ) des VHS-Bildungswerkes in der Gothaer Gleichenstraße 48. Dabei geht es darum, Nachhaltigkeit und Digitalisierung schon im Ausbildungsprozess zu vermitteln. Die Ausschreibung des Bundesinstitutes für Berufsbildung (BIBB) dient dazu, Ziele der Agenda 2030 umzusetzen.
Die Agenda 2030 wurde im September 2015 von allen Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen unterzeichnet. Sie legt 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung fest und umfasst alle Dimensionen der nachhaltigen Entwicklung: Wirtschaft, Umwelt und Soziales.
Das AWZ beteiligte sich an der Ausschreibung, da zwei VorläuferProjekte bei ihren Partnern aus der Industrie gut angekommen seien, betonen AWZ-Leiter Uwe Hestermann und Projektleiter Steffen Baumann. Im AWZ wird schon immer für viele Industrieunternehmen in Gotha und im ganzen Freistaat ein überbetrieblicher Teil der Ausbildung geleistet. Man habe die Partner nicht drängen müssen, betont Hestermann.
Das Projekt hat einen sperrigen Namen: „Transfer von Nachhaltigkeit in die berufliche Aus- und Weiterbildungspraxis durch Multiplikatoren-Qualifizierung“, „Tranaxis“
Steffen Baumann, der Projektleiter TraNaxis (links) und Uwe Hestermann, der Leiter des Aus- und Weiterbildungszentrums am Gothaer Standort des VHS-Bildungswerkes, arbeiten zusammen.
abgekürzt. Was früher Empfehlungscharakter hatte, soll nun verbindlich zur Aus- und Weiterbildung gehören, erörtert Baumann, der selbst mit der Vermittlung bewährter Ausbildungspraktiken aus Deutschland Auslandserfahrung hat und mit der Projektleitung eine neue Stelle im AWZ übernahm.
Das Projekt wird aus dem Europäischen Sozialfonds über das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit gefördert. „Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung befördern. Über grüne Schlüsselkompetenzen zu klima- und ressourcen-schonendem Handeln im Beruf.“heißt das
Programm. „Wir sind stolz, dabei sein zu können und erhofft uns Effekte für die Zukunft der Einrichtung“, sagen Baumann und Hestermann.
Gefördert wird mit einer hohen sechsstelligen Summe. In den kommenden zwei Jahren wird in einem Projektkonsortium unter Leitung der Universität Erfurt und der Leuphana Universität Lüneburg das Ausbildungspersonal in kleinen und mittelständischen Unternehmen zu Themen um Nachhaltigkeit qualifiziert. Dazu wurden vier Modellregionen ausgewählt: Rund um den Bodensee, Berlin, Westfalen und Thüringen.
Das VHS-Bildungswerk in Gotha wurde vom BBIB ausgewählt, den Transferprozess in Thüringen voran zu bringen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung und das BBIB haben die Themen bereits in den gesetzlichen Rahmen der Lehrpläne der Ausbildungsberufe eingearbeitet. Das Ergebnis sind neue Standard-Berufsbildpositionen zu Digitalisierung und Nachhaltigkeit, verbindlich ab August 2021.
Multiplikatoren sollen die Ideen in die Praxis tragen. Das sind im Freistaat neben dem VHS-Bildungswerk die Industrie- und Handelskammer Erfurt, und die gemeinnützige GmbH Simson Private Akademie Steinbach-Hallenberg. Einen ersten digitalen Workshop mit Teilnehmern aus Gotha und Erfurt, Steinbach-Hallenberg, Roßleben und Lüneburg hat es bereits gegeben. Der nächste mit Erziehungswissenschaftlern der Universitäten in Erfurt und Lüneburg ist in Präsenz am 13. und 14. Juli in Gotha vorgesehen.
Im nächsten Jahr sollen sieben Multiplikatoren zertifiziert sein, dann sollen bis hin zur Personalabteilung alle, die in Firmen an der Ausbildung beteiligt sind, einbezogen werden.
Die Universitäten werten die Ergebnisse wissenschaftlich aus. Nachhaltiges Ziel ist, die Inhalte so zu integrieren, dass es Lehrgänge mit Zertifikat als Abschluss geben kann.