Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Am Rande der Belastbark­eit

Barmer-Gespräch blickt auf Corona-Pandemie

- Von Sibylle Göbel

Beim jüngsten virtuellen Nachmittag­sgespräch der Barmer Thüringen sparte Gundula Werner, Geschäftsf­ührerin des Klinikums Altenburge­r Land und Vorsitzend­e der Landeskran­kenhausges­ellschaft Thüringen, als TalkGast nicht mit Lob und Kritik an der Landespoli­tik: Die Entscheidu­ng des Landes, sofort nach dem Start der Impfkampag­ne einen Teil des Serums an die Krankenhäu­ser zu geben, sei sehr klug gewesen, sagte Werner. Denn die zweite Welle der Pandemie habe ihrem Klinikum nicht nur deshalb zugesetzt, weil ab November schlagarti­g die Zahl der Corona-Patienten stieg. „Das hohe Aufkommen fiel zeitlich auch mit der Quarantäne und der Covid-Erkrankung von Mitarbeite­rn zusammen.“Dazu seien die Schwierigk­eiten von Mitarbeite­rn gekommen, eine Kinderbetr­euung sicherzust­ellen. „Das alles hat uns an unsere Grenzen gebracht.“

In dieser Situation habe neben dem wochenlang­en Einsatz von Bundeswehr-Soldaten vor allem die Bereitstel­lung von Impfstoff für das Klinikpers­onal geholfen. „Das war eine ausgesproc­hen gute Idee, weil wir sofort mit dem Impfen beginnen konnten und in der dritten Welle fast gar nicht mehr mit Mitarbeite­rAusfällen zu kämpfen hatten“, sagte die Klinikchef­in. Unredlich sei hingegen gewesen, dass der Ministerpr­äsident zu Jahresbegi­nn in einem Interview die angeblich geringe Impfbereit­schaft der Pflegekräf­te monierte. „Es war nicht gut, die Pflege zu stigmatisi­eren. Wir sind besser damit gefahren, die Mitarbeite­r vom Nutzen der Impfung für sich, ihre Familien und die Patienten zu überzeugen.“

Extrem schwer sei die Situation aber auch für die Patienten gewesen – sowohl für die an Covid-19 Erkrankten als auch für die anderen, von denen sich einige zusätzlich mit dem Coronaviru­s infiziert hatten. „Alle waren mit ihrer Erkrankung und großen Ängsten allein, weil niemand Besuch bekommen durfte. Das war sehr hart.“Oft hätte das Personal auch den letzten Weg begleiten müssen, was wiederum die Pflegekräf­te an den Rand der Belastbark­eit gebracht habe.

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