Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Eine Umfrage unter Instituten zeigt, wo es für den Nachwuchs derzeit die besten Konditionen gibt
Berlin/Hamburg.
In den letzten Jahren sind Girokonten für Erwachsene immer teurer geworden. So sind die Bankgebühren seit 2015 um rund 34 Prozent gestiegen, während die Verbraucherpreise nur um rund sechs Prozent anzogen, wie Daten des Statistischen Bundesamtes belegen. Und wie sieht es bei den Jugendkonten aus?
Bisher wurden die Kunden von morgen von Gebühren verschont. Doch ein Vergleich unserer Redaktion zeigt, das kostenlose Girokonto bis zum 30. Geburtstag könnte bald ein Auslaufmodell sein. Per Fragebogen hat unsere Redaktion verschiedene Banken nach ihren Konditionen befragt. Es zeigt sich: Zwar bieten einige regionale Banken weiter ein kostenloses Konto bis zur Volljährigkeit an, die ersten Geldinstitute verschonen ihre jungen Kunden aber nicht mehr komplett von Gebühren. „Die Girokonten werden überall teurer, das bekommen auch Jugendliche zu spüren“, sagt Kerstin Föller von der Verbraucherzentrale Hamburg. Dennoch rät sie, den Umgang mit dem Konto möglichst schon vor der ersten Ausbildungsvergütung oder dem Bafög im Studium zu üben.
„Für Banken und Sparkassen liegt der erfolgskritische Punkt bei jungen Erwachsenen im Übergang von rabattierten Konten in die reguläre Kontenwelt“, sagt Oliver Mihm, Chef der Beratungsfirma Investors Marketing, unserer Redaktion. Werde der junge Kunde hier von einem Tag auf den anderen von einem kostenlosen in ein bepreistes Kontenmodell umgestellt, bestehe eine hohe Gefahr, den Kunden an den Wettbewerb zu verlieren. „Staffelpreismodelle zielen genau darauf ab, beim Kunden schrittweise eine Preisakzeptanz aufzubauen“, sagt der Bankenexperte. Unsere Redaktion analysiert die Kostenfallen:
Lange kostenfrei: Bei diesem Kriterium punkten Deutsche Bank, Santander Bank und Targobank, denn mindestens bis zum 30. Lebensjahr wird eine kostenlose Kontoführung versprochen – sofern man nachweisen kann, dass man noch in der Ausbildung oder im Studium ist. Nur die Santander Bank verzichtet darauf. Lange Ausbildungszeiten sind bei der Postbank nicht erwünscht, die Kostenfreiheit endet mit 21 Jahren. Bei der sozial und ökologisch ausgerichteten GLS Bank müssen ab 18Jährige einen Beitrag von einem Euro im Monat entrichten, dann bleibt die Kontoführung bis zum 27. Lebensjahr kostenlos.
Früher Start: Gleich mit der Geburt ist sicher noch kein Girokonto erforderlich, so wie das bei der DKB Bank oder der PSD Bank Nord möglich ist. Sieben Jahre sind ein guter Startzeitpunkt, um den Umgang mit Geld zu üben.
Positive Zinsen/Strafzinsen: Die meisten Konten werden nicht mehr verzinst. Ein Beispiel aus Hamburg: Dort gibt die Sparda Bank 0,05 Prozent Zinsen bis zu einem Guthaben von 1500 Euro, macht maximal 75 Cent im Jahr. Die Hamburger Volksbank spendiert bis 500 Euro drei Prozent Zinsen und bis 1000 Euro 0,10 Prozent, macht maximal 15,50 Euro pro Jahr.
Probleme mit Strafzinsen dürften
Schüler und Auszubildende eher nicht haben, aber eine Erbschaft kann das auch schnell ändern. Bei der DKB und der PSD Bank Nord ist das Jugendkonto vom sogenannten Verwahrentgelt ausgenommen. Bei den anderen untersuchten Geldinstituten gelten für Jugendliche die gleichen Regeln wie für die übrigen Bankkunden.
Geldautomaten: „Jugendliche neigen dazu, häufiger kleinere Beträge von ihrem Konto abzuheben“, sagt Föller. Deshalb zahlt sich ein dichtes Geldautomatennetz aus. Denn Abhebungen an fremden Automaten kosten im Schnitt knapp vier Euro. Ein teurer Spaß, wenn nur 50 Euro gezogen werden. Gut die Hälfte der Konten ermöglicht kostenloses Geldabheben in Euroland. Häufig ist dazu aber eine Kreditkarte erforderlich.
Prepaid-Kreditkarte: Sie zahlt sich bei einem längeren Auslandsaufenthalt der Jugendlichen aus. Es kann nicht mehr Geld ausgegeben werden, als vorher auf die Karte geladen wurde. Technisch bedingte Überziehungen müssen im Zweifel von der Bank getragen werden. Einige Banken haben wohl deshalb dieses Angebot
eingestellt. Kostenfreie Angebote für diese Karten unterbreitet die Comdirect. Rund 40 Prozent der Konten bieten diese Serviceleistung nicht an. Reguläre Kreditkarten ab 18 Jahren sind nur noch bei wenigen Anbietern kostenlos. Das sind DKB Bank, HypoVereinsbank, Santander Bank und Targobank.
Beleghafte Überweisungen: Viele Geldinstitute ermöglichen Onlinebanking schon ab sieben Jahren, natürlich abhängig von der Zustimmung der Erziehungsberechtigten. HypoVereinsbank und Targobank ermöglichen Onlinebanking ab 14 Jahren. Die meisten Banken verzichten auf Extragebühren für beleghafte Überweisungen. Aber bei Comdirect, Commerzbank, DKB, HypoVereinsbank und Santander Bank werden bis zu 4,90 Euro fällig.
Kontoüberziehung: Erst ab 18 Jahren ist das bei vorhandener Bonität möglich. Bei knappen Budgets von Auszubildenden und Studenten ist eine Kontoüberziehung aber wahrscheinlich. Die niedrigsten Dispozinsen von weniger als sieben Prozent haben Comdirect, DKB und PSD Bank Nord.