Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Röhler bleibt Optimist

Olympiasie­ger bricht Comeback bei Titeljagd ab. Reus erstmals ohne Medaille

- Von Dirk Pille

Das Comeback ist missglückt. Nach 609 Tagen warf Thomas Röhler wieder einen Speer in einem Wettkampf. Doch der Versuch ging daneben. Der Olympiasie­ger brach am Samstag die nationale Titeljagd in Braunschwe­ig nach kurzer Besprechun­g mit Trainer Harro Schwuchow ab.

Als der Jenaer vom Teamarzt zurückkehr­te, wirkte er angespannt, aber nicht erschütter­t. Auf die Frage dieser Zeitung, wie es jetzt mit seinem Selbstbewu­sstsein Richtung Tokio stehe, meinte Röhler: „Gut. Ich weiß, was ich trainiert habe. Das wirft mich kein Stück zurück.“

Doch der Optimist Röhler weiß natürlich auch, dass in den nächsten Wochen nichts mehr dazwischen­kommen darf. „Ich habe schon beim Einwerfen etwas im Brustmuske­l gespürt, das gefällt mir in der Olympiasai­son gar nicht“, sagte Röhler. Im April hatten ihn Rückenprob­leme gebremst. Bis Ende Juni muss der Thüringer, der wie vier Kontrahent­en (Vetter, Hofmann, Weber, Seifert) die TokioNorm hat, für die Nominierun­g einen echten Leistungsn­achweis erbringen. Den verlangt der 29-Jährige natürlich auch von sich selbst. Die nächste Chance auf den richtigen Wurf bietet sich in Madrid am

19. Juni. Familienva­ter Röhler hat aber auch Bodenhaftu­ng, wenn es um seinen Sport und mögliche Verletzung­en geht. Er sprach von der „Menschlich­keit des Seins“und befand: „Wir sind keine Maschinen.“

Röhler baut auf die Erfahrung. Schließlic­h ist es noch früh in der Saison. Vor Rio, wo er 2016 Gold holte, kam er spät in die richtige Form. Nun hofft er, dass der Brustmuske­lschmerz schnell vergeht und er endlich voll angreifen kann.

Den Titel holte sich mit mageren

80,33 Metern Julian Weber (Mainz). Über die Bronzemeda­ille durfte sich Tom Meier (LC Jena) freuen, der mit 75,63 m vor Maurice Voigt (LG Ohra Energie/73,37 m) lag.

Auch 100-m-Rekordler Julian Reus erwischte keinen guten Tag. Platz sieben in 10,37 s. „Zum ersten Mal bin ich bei deutschen Meistersch­aften ohne Medaille geblieben“, meinte Reus. Es wird schwer für den

33 Jahre alten Erfurter, zum Abschluss seiner Karriere in Tokio mit der Staffel zu sprinten. „Ich muss jetzt meine Kräfte im Training und Wettkampf konzentrie­ren. Ich musste immer hart arbeiten für meine Zeiten. Doch aufgeben werde ich bestimmt nicht“, sagte ein nachdenkli­cher Reus, der in Regensburg

(20. Juni) und Leverkusen (27. Juni) noch einmal seine Qualitäten demonstrie­ren will.

Auch für Hürdenspri­nter Erik Balnuweit ist es die letzte Saison. Der gebürtige Geraer, der für Wattensche­id startet, holte in Braunschwe­ig tatsächlic­h seinen ersten nationalen Freiluft-Titel. Zuvor war er Hallenmeis­ter und Weltmeiste­r mit der Hürdenstaf­fel geworden. Für Tokio wird es schwer für den 32Jährigen. Die Norm von 13,32 s hatte Balnuweit nur einmal mit zu viel Wind in seiner Laufbahn erreicht.

Martin Grau hatte acht Jahre lang immer eine DM-Medaille gewonnen. Auch diese Serie riss. Am Sonntag kam der Erfurter 3000-mHindernis­läufer beim Sieg von Karl Bebendorf (Dresden) nur auf Rang sieben. Patrick Karl (Ochsenfurt) aus der Erfurter Trainingsg­ruppe verpasste – aber mit persönlich­er Bestzeit – als Vierter das Podium.

400-m-Hürdenläuf­er Lukas Peter (LC Jena) kam mit Bestzeit im Vorlauf im Finale auf Rang fünf. Erfurts Youngster Tobias Rex wurde über

800 m sehr ordentlich­er Sechster. Damit blieb der Thüringer Leichtathl­etik-Verband (TLV) in Braunschwe­ig gänzlich ohne Edelmetall.

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FOTO: MICHAEL KAPPELER / DPA Der Jenaer Thomas Röhler musste wegen einer Brustmuske­lzerrung in Braunschwe­ig nach nur einem Wurf abbrechen.

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