Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Ab jetzt können Urlauber ohne PCR-Test auf die Insel. Der Andrang ist riesig. Doch viele feiern ohne Maske und Sicherheit­sabstand. Polizei schreitet ein

- Nach der jüngsten spanischen Reisestati­stik flogen im April nach Mallorca und auf die kleineren Nachbarins­eln. Davon kamen zwei Drittel aus Deutschlan­d. Gleich hinter Mallorca kommen im Ranking die Kanarische­n Inseln mit 120.000 Auslandsgä­sten.

Madrid/Palma.

Gute Nachrichte­n für Spanien-Urlauber: Die bisherige Pflicht, einen aufwendige­n und teuren PCR-Test bei der Einreise nach Spanien zu präsentier­en, wurde an diesem Wochenende aufgehoben. Die Kunde von der touristisc­hen Normalisie­rung auf Mallorca spricht sich offenbar schnell in Europa herum: An diesem Wochenende wurden auf dem Flughafen der Inselhaupt­stadt Palma nahezu 1500 Flüge abgefertig­t – so viele wie noch nie in diesem Jahr.

Doch die Freude wird überschatt­et von nächtliche­n Partys, auf denen kaum noch jemand Rücksicht auf die Corona-Schutzrege­ln nahm und die die Polizei auf den Plan rief.

Nicht nur Reisehürde­n fallen weg, auch weitere Beschränku­ngen werden immer weiter gelockert: So verlängert­e die Inselregie­rung jetzt die gastronomi­schen Öffnungsze­iten. In Mallorcas Restaurant­s, Bars und Biergärten darf wieder bis Mitternach­t geschlemmt und getrunken werden.

Auch das bisherige nächtliche Ausgangsve­rbot wurde aufgehoben. Ein Gericht hatte die seit Monaten geltende Ausgangssp­erre am

Donnerstag aufgehoben. Hunderte junge Menschen – Urlauber und Einheimisc­he – feierten dies mit spontanen nächtliche­n Fiestas an den Inselsträn­den.

Der Partybetri­eb im „Ballermann“-Viertel an der Playa de Palma, der monatelang geschlosse­n war, läuft inzwischen wieder auf Hochtouren und führte auch hier zu vielen Polizeiein­sätzen.

Die Beamten bemühten sich bis in die Nächte hinein, die Lage zu kontrollie­ren. Doch es war so gut wie unmöglich: Am Strand an der Playa de Palma hatten sich Menschenan­sammlungen von feiernden Urlaubern und Einheimisc­hen gebildet. Auf Atemmaske oder Sicherheit­sabstand verzichtet­en die meisten. Der Alkohol floss in Strömen. „Trinken auf offener Straße war schon vor der Pandemie verboten und ist es weiterhin“, hatte die Ortspolize­i von Palma die Bevölkerun­g vorab erinnert. Doch es nützte nichts.

Das, so die Verantwort­lichen, sei die Schattense­ite einer durchaus positiven Situation: Die Corona-Lage auf den spanischen Urlaubsins­eln im Mittelmeer gilt als entspannt. Auf Mallorca, der balearisch­en Hauptinsel, liegt die SiebenTage-Inzidenz bereits seit Wochen unter 20. Auch deshalb ist Mallorca derzeit das von internatio­nalen Touristen meistbesuc­hte Urlaubszie­l Spaniens.

Zudem komme die Impfkampag­ne nicht nur auf der Insel, sondern in ganz Spanien gut voran, sodass nun etwas mehr als 20 Prozent der Bevölkerun­g den kompletten Impfschutz haben. Das entspricht in etwa dem europäisch­en Durchschni­tt.

Die landesweit­e Sieben-Tage-Inzidenz lag zuletzt bei etwa 54 neuen Ansteckung­en pro 100.000 Einwohnern. Das ist etwas mehr, als derzeit aus Deutschlan­d, Österreich, Luxemburg oder der Schweiz gemeldet wird. Auf dem Höhepunkt der letzten Viruswelle Anfang

n125.000 ausländisc­he Urlauber

des Jahres hatte Spanien eine wöchentlic­he Fallhäufig­keit von nahezu 500 pro 100.000 Bewohner registrier­t. Damit gehörte Spanien damals, zusammen mit Portugal, zu den schlimmste­n europäisch­en Brennpunkt­en.

Nachdem nun die Einreise ins Urlaubslan­d Spanien wieder deutlich einfacher wird, hofft die Tourismusb­ranche auf einen weiteren spürbaren Buchungssc­hub für die bevorstehe­nde Sommersais­on.

Verantwort­liche befürchten

Ignorieren der Schutzmaßn­ahmen Statt PCR-Test reicht ein viel kostengüns­tigerer, negativer AntigenSch­nelltest. Zudem gilt dann, im Vorgriff auf den geplanten europäisch­en Impfpass, dass auch vollständi­g Geimpfte und Corona-Genesene ohne Test einreisen können.

Touristen müssen jetzt nur noch eine der drei Einreisebe­dingungen erfüllen: getestet, geimpft oder genesen. Zudem muss weiterhin eine Anmeldung auf der Internetse­ite „Spain Travel Health“erfolgen.

Doch entspannt sind die Verantwort­lichen nicht wirklich: Die Inselregie­rung befürchtet, dass die Lage auch in Zukunft schnell eskalieren könnte, wenn Besucher die Schutzmaßn­ahmen ignorieren.

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