Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Ab jetzt können Urlauber ohne PCR-Test auf die Insel. Der Andrang ist riesig. Doch viele feiern ohne Maske und Sicherheitsabstand. Polizei schreitet ein
Madrid/Palma.
Gute Nachrichten für Spanien-Urlauber: Die bisherige Pflicht, einen aufwendigen und teuren PCR-Test bei der Einreise nach Spanien zu präsentieren, wurde an diesem Wochenende aufgehoben. Die Kunde von der touristischen Normalisierung auf Mallorca spricht sich offenbar schnell in Europa herum: An diesem Wochenende wurden auf dem Flughafen der Inselhauptstadt Palma nahezu 1500 Flüge abgefertigt – so viele wie noch nie in diesem Jahr.
Doch die Freude wird überschattet von nächtlichen Partys, auf denen kaum noch jemand Rücksicht auf die Corona-Schutzregeln nahm und die die Polizei auf den Plan rief.
Nicht nur Reisehürden fallen weg, auch weitere Beschränkungen werden immer weiter gelockert: So verlängerte die Inselregierung jetzt die gastronomischen Öffnungszeiten. In Mallorcas Restaurants, Bars und Biergärten darf wieder bis Mitternacht geschlemmt und getrunken werden.
Auch das bisherige nächtliche Ausgangsverbot wurde aufgehoben. Ein Gericht hatte die seit Monaten geltende Ausgangssperre am
Donnerstag aufgehoben. Hunderte junge Menschen – Urlauber und Einheimische – feierten dies mit spontanen nächtlichen Fiestas an den Inselstränden.
Der Partybetrieb im „Ballermann“-Viertel an der Playa de Palma, der monatelang geschlossen war, läuft inzwischen wieder auf Hochtouren und führte auch hier zu vielen Polizeieinsätzen.
Die Beamten bemühten sich bis in die Nächte hinein, die Lage zu kontrollieren. Doch es war so gut wie unmöglich: Am Strand an der Playa de Palma hatten sich Menschenansammlungen von feiernden Urlaubern und Einheimischen gebildet. Auf Atemmaske oder Sicherheitsabstand verzichteten die meisten. Der Alkohol floss in Strömen. „Trinken auf offener Straße war schon vor der Pandemie verboten und ist es weiterhin“, hatte die Ortspolizei von Palma die Bevölkerung vorab erinnert. Doch es nützte nichts.
Das, so die Verantwortlichen, sei die Schattenseite einer durchaus positiven Situation: Die Corona-Lage auf den spanischen Urlaubsinseln im Mittelmeer gilt als entspannt. Auf Mallorca, der balearischen Hauptinsel, liegt die SiebenTage-Inzidenz bereits seit Wochen unter 20. Auch deshalb ist Mallorca derzeit das von internationalen Touristen meistbesuchte Urlaubsziel Spaniens.
Zudem komme die Impfkampagne nicht nur auf der Insel, sondern in ganz Spanien gut voran, sodass nun etwas mehr als 20 Prozent der Bevölkerung den kompletten Impfschutz haben. Das entspricht in etwa dem europäischen Durchschnitt.
Die landesweite Sieben-Tage-Inzidenz lag zuletzt bei etwa 54 neuen Ansteckungen pro 100.000 Einwohnern. Das ist etwas mehr, als derzeit aus Deutschland, Österreich, Luxemburg oder der Schweiz gemeldet wird. Auf dem Höhepunkt der letzten Viruswelle Anfang
n125.000 ausländische Urlauber
des Jahres hatte Spanien eine wöchentliche Fallhäufigkeit von nahezu 500 pro 100.000 Bewohner registriert. Damit gehörte Spanien damals, zusammen mit Portugal, zu den schlimmsten europäischen Brennpunkten.
Nachdem nun die Einreise ins Urlaubsland Spanien wieder deutlich einfacher wird, hofft die Tourismusbranche auf einen weiteren spürbaren Buchungsschub für die bevorstehende Sommersaison.
Verantwortliche befürchten
Ignorieren der Schutzmaßnahmen Statt PCR-Test reicht ein viel kostengünstigerer, negativer AntigenSchnelltest. Zudem gilt dann, im Vorgriff auf den geplanten europäischen Impfpass, dass auch vollständig Geimpfte und Corona-Genesene ohne Test einreisen können.
Touristen müssen jetzt nur noch eine der drei Einreisebedingungen erfüllen: getestet, geimpft oder genesen. Zudem muss weiterhin eine Anmeldung auf der Internetseite „Spain Travel Health“erfolgen.
Doch entspannt sind die Verantwortlichen nicht wirklich: Die Inselregierung befürchtet, dass die Lage auch in Zukunft schnell eskalieren könnte, wenn Besucher die Schutzmaßnahmen ignorieren.