Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Überschwemmungen in Cobstädt, Ernstroda, Friedrichroda und Gierstädt. Wasser in Kellern, auf Straßen und Plätzen
Kreis Gotha.
Nach Starkregen und Gewittern ist es im Landkreis Gotha am Wochenende mehrfach zu Überschwemmungen gekommen. Gierstädt stand Sonntagmorgen unter Wasser. In der Nacht zu Sonntag war ein Wolkenbruch über dem Dorf niedergegangen. In nahezu alle Keller lief Wasser, Feuerwehrleute pumpten sie aus. Durch die Straßen floss eine Schlammlawine.
Bereits Freitagabend war es in Friedrichroda und Ernstroda sowie Cobstädt zu Überflutungen gekommen. Laut einem Mitarbeiter der Stadtbetriebe Friedrichroda sollen dort etwa 100 Liter Niederschlag pro Quadratmeter innerhalb von etwa zwei Stunden gefallen sein. Am Berghotel habe es schwere Wasserschäden gegeben.
Am Friedrichsplatz lief das Schilfwasser über das Bachbett. Am Kirchplatz Ernstroda wurde ein Gitter im Schilfwasser-Graben zum Hindernis für die Wasser- und Schmutzfracht. In Sekundenschnelle waren Platz und angrenzende Höfe überflutet. Bis zu einem halben Meter hoch stand zeitweise das Wasser, in der Stube des nicht unterkellerten Hauses der Familie Gundlach. „Das ist nicht zum ersten Mal passiert“, sagt Dennis Gundlach. „Seit vor etwa drei Jahren ein Rechen vor der Brücke am Kirchplatz eingebaut worden ist, kommt es bei heftigen Niederschlägen immer wieder zu Überschwemmungen“, sagt Anwohner Stephan Ehrlich. Beim Unwetter am Freitag bogen Ernstrodaer das Gitter aus der Verankerung, damit das Wasser durchfließen konnte.
Gitter im Schilfwasser wird in Ernstroda zum Staudamm
Der Graben führt fast das ganze Jahr kein Wasser. Es versickert zumeist in Erdfällen zwischen Friedrichroda und Ernstroda. In den Trockenperioden sammle sich im Bachbett Laub, Äste und Steine an, berichtet Ehrlich. Wenn sich wie am Freitag Wassermassen zu einer Druckwelle auftürmen, werde das Geröll nach Ernstroda gespült und baue sich in der Ortsmitte zu einem Damm auf. „Sinnvoller wäre es gewesen, ein Gitter vor Ernstroda in
Der komplette Ort Gierstädt an der Fahner Höhe steht nach Starkregen unter Wasser. Durch die Straßen fließt eine Schlammlawine.
den Bach einzusetzen“, findet Ehrlich. Als Mitarbeiter der Stadtbetriebe ist er beim Beräumen zur Stelle. Am Ortsrand könne sich das Wasser beim Übertreten aus dem Graben dort auf Wiesen verteilen. Der Gitter-Einbau am Ortsrand sei aber bis heute nicht erfolgt.
Bei Familie Endert in Ernstroda hat „alles geschwommen“, wie Angela Endert sagt. Beide Keller und Stallungen wurden überflutet. Als sich die Lage in der Nacht beruhigt
– „Wir hatten gerade durch geschnauft“– krachte zu allem Ungemach ein Auto gegen die Mauer ihres Eckhauses am Kirchplatz. Eine an der Hauswand verlaufende Starkstromleitung blieb funktionstüchtig. Laut Polizei wurde der 58 Jahre alte Autofahrer bei dem Unfall leicht verletzt. Sein VW war nicht mehr fahrbereit und musste abgeschleppt werden. Der Gesamtschaden beläuft sich auf geschätzt 12.000 Euro.
So hoch stand das Wasser auf dem Hof von Ingo May in Cobstädt. Der Hänger ist mit verschlammtem Hausrat beladen.
In Cobstädt wurden ein Grundstück in der Ortsmitte sowie eine weiteres am Dorfrand überflutet. „Das Wasser stand in Küche und Wohnzimmer, in Nebengelassen und Scheune“, berichtet Ingo May. Derartige Überschwemmungen hätten er und seine Vorfahren im Schnitt alle 20 Jahre erlebt, sagt May. „Aber so viel Schlamm und Dreck hatten wir noch nie.“Bei dem Unwetter prasselte über Cobstädt auch Hagel nieder, etwa 20 Mihatte nuten lang, Dachziegel wurden beschädigt. Feuerwehrleute aus Wechmar und Seebergen halfen den Cobstädtern beim Abpumpen des Wassers aus den Gebäuden.
Die Einzigen, die sich über all das Wasser freuten, waren Enten auf Enderts Hof in Ernstroda. Sie watschelten im Schlamm und in Pfützen; Angela Endert: „Sie wollten gar nicht wieder in den Stall.“