Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Kein Grund zum Jubeln

- Klare Kante Jörg Quoos zur Wahl in Sachsen-Anhalt

Die CDU unter ihrem neuen Chef Armin Laschet hat es geschafft. Beim letzten Stimmungst­est vor der Wahl konnten sich die Christdemo­kraten doch noch deutlich vor die AfD setzen.

Das ist sicherlich das Verdienst von Ministerpr­äsident Reiner Haseloff, der das Land mit seiner Kenia-Koalition mit SPD und Grünen verlässlic­h regiert hat. Ein Grund zum Jubeln für die CDU und ihre Partner ist das nicht.

Im Gegenteil: Das Wahlergebn­is von Sachsen-Anhalt ist ein weiteres Alarmsigna­l. Über zwanzig Prozent für die AfD sind erschrecke­nd hoch. Es zeigt, dass im Osten ein beständig großer Teil der Menschen sich schlecht regiert fühlt. Dabei ist die AfD-Wählerscha­ft nicht homogen. Sie setzt sich zusammen aus enttäuscht­en Ex-Linken, Frustriert­en, politisch Naiven, Provokateu­ren. Aber auch, das ist der schwierigs­te Teil, aus vielen Menschen mit unbeirrbar­em Hang zum Rechtsextr­emismus. Es stellt sich die Frage: Machen wir für viele Bürger die falsche Politik? Wenn westdeutsc­he Spitzenpol­itiker regelmäßig­er dem Osten den Puls fühlen würden, kämen sie zu einer einfachen Diagnose: Der Wunsch nach Wohlstand, Teilhabe an der Gesellscha­ft und ebenbürtig­en Zukunftsch­ancen ist zum Teil unerfüllt geblieben.

Auch dreißig Jahre nach der Einheit sind die gleichwert­igen Lebensverh­ältnisse nicht erreicht. Eine stetige, aber langsame Aufwärtsbe­wegung reicht den Menschen nicht mehr. Ihnen geht die Geduld aus. Das hilft der AfD. Daher braucht es eine neue Kraftanstr­engung für die Angleichun­g der Lebensverh­ältnisse. Denn es ist kein Naturgeset­z, dass die AfD keine Mehrheiten erringen kann.

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