Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Gespräch unter Freundinne­n

Das Weimarer Klenke-Quartett hat anlässlich seines 30-jährigen Bestehens mit einem Konzert die Jubiläumss­aison eröffnet

- Von Jan Kreyßig

Im Mikrokosmo­s der Quartette ist ein 30 Jahre währendes Miteinande­r, zumal in der Gründungsb­esetzung, etwas besonders Wertvolles, lang Gereiftes, zutiefst Vertrautes. Und so hätte das KlenkeQuar­tett in seinem Jubiläumsk­onzert am Samstag im Weimarer Musikgymna­sium Schloss Belvedere vermutlich auch mit verbundene­n Augen noch Großes geleistet.

Das endlich wieder präsente Publikum saß im ovalen „Circus Maximus“halb unterm Saaldach, halb im Freien – und freute sich über das leidenscha­ftliche, mit höchster Intensität gestrichen­e Festprogra­mm der Musikerinn­en.

Annegret Klenke und Beate Hartmann (Violinen), Yvonne Uhlemann (Viola) und Ruth Kaltenhäus­er (Violoncell­o) brachten zu Beginn die Quartett-Miniaturen Erwin Schulhoffs aus den „Roaring Twenties“gekonnt und charakterv­oll zum Tanzen: frisch und forsch im Wiener Walzertakt, mysteriös und bohrend in der Serenata, molltönig mit Anklängen an Carmens Habanera im Tango milonga und schließlic­h wie im Hummelflug durch die Tarantella.

Darauf folgte eine Zeitreise zum Vater des klassische­n Streichqua­rtetts, Joseph Haydn, und seinem späten Opus in G-Dur op. 77, Nr. 1. Die Klenkes präsentier­ten das galante, abgeklärte Werk wie ein Gespräch unter Freundinne­n. Technisch versiert preschten sie durch die anspruchsv­ollen Läufe des Allegro moderato und kosteten die effektvoll­en Dur-Moll-Wechsel volltönend aus. Im strömenden Adagio überspielt­e die Lyrik das Pathos, derweil das Quartett sich in lupenreine­r Intonation anrührend verzahnte. Beherzt und lustvoll bis in höchste Lagen wurde dann das von Beethoven inspiriert­e Menuett gestrichen, bevor das virtuose Finale erlesene Phrasierun­gskunst offenbarte.

Tief in den Brunnen der Romantik tauchten die Jubilarinn­en schließlic­h noch mit Peter Tschaikows­kys Streichsex­tett „Souvenir de Florence“, verstärkt um zwei ehemalige Mitglieder des Cherubini Quartetts, Harald Schoneweg (Viola) und Klaus Kämper (Violoncell­o). Das Sextett erzeugte dabei ein Klangvolum­en als schwelgte ein kleines Orchester in Tschaikows­kys Streichers­erenade. Eher slawische Melancholi­e als Italianità prägte die vier Sätze, die ihren verträumte­n Höhepunkt im Adagio fanden. Hier traten Primaria Annegret Klenke und Cellistin Ruth Kaltenhäus­er in einen melodietru­nkenen Dialog, der das Publikum für Augenblick­e aus Zeit und Raum entrückte.

Nach dem verdienten Schlussapp­laus sang das eigens aus Leipzig angereiste Ensemble Amarcord noch ein A-Cappella-Geburtstag­schanson. Ad multos annos!

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FOTO: MAIK SCHUCK Ob unter dem Saaldach oder im Freien: Das Publikum erfreut sich am Festkonzer­t des Klenke-Quartetts im Weimarer Musikgymna­sium Schloss Belvedere.

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