Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Der Olympia-Traum lebt
Erfurter Turner Nils Dunkel geht nach Mehrkampf-Silber zuversichtlich in die Tokio-Qualifikation am Wochenende in München
Von jener Rückkehr bei den deutschen Meisterschaften in Dortmund hat Nils Dunkel höchstens zu träumen gewagt. Mit einem überraschenden Vizemeistertitel im Mehrkampf in der Tasche, einer Goldmedaille am Pauschenpferd sowie Bronze an den Ringen darf der 24 Jahre alte Turner aus Erfurt nach seiner überstandenen Fußverletzung weiter auf seine erste Olympia-Teilnahme der Karriere bei den Sommerspielen in Tokio (23. Juli bis 8. August) hoffen.
Dunkel setzte sich wie in den vergangenen beiden Jahren nun zum dritten Mal in Folge am Pauschenpferd mit 14,500 Punkten durch und bestätigte damit seine starke Verfassung bei den nationalen Titelkämpfen.
Im Gerätefinale an den Ringen landete er mit 13,766 Punkten zudem auf Rang drei. Zum Abschluss der Meisterschaften am Sonntag erreichte er schließlich noch im Barrenfinale mit 12,333 Zählern den sechsten Platz.
Entscheidend für eine mögliche Olympia-Nominierung war für ihn jedoch der Mehrkampf zum Auftakt der Titelkämpfe in der Westfalenhalle. Nach überstandener Fußverletzung war Thüringens bester Turner mit einer starken physischen und psychischen Leistung in die Titelkämpfe gestartet. Mit 14,05 Punkten am Lieblingsgerät Pauschenpferd gab er sich die notwendige Sicherheit für die nachfolgenden Ringe. Präzises Krafthalten und gute Schwungelemente lieferten für ihn das viertbeste Ergebnis. Mit 14,20 Punkten am Barren erreichte der Erfurter indes sein bestes Tagesresultat und bestätigte seine Leistungen schließlich auch am Königsgerät Reck. Weil Titelverteidiger Andreas Toba aus Hannover im letzten Durchgang bei einem Flugelement vom Reck stürzte, reichte es für Dunkel hinter Lukas Dauser aus Unterhaching sogar sensationell zu Mehrkampf-Silber.
„Mindestens die halbe Medaille geht an das Team der Ärzte in Berlin und den Physiotherapeuten in Erfurt und Halle. Ein großes Dankeschön an alle, die an mich geglaubt haben und mir dabei geholfen haben, mein Ziel der Olympiateilnahme nicht aufzugeben“, sagte Dunkel, der mit 80,40 Punkten eines seiner besten Mehrkampfresultate überhaupt ablieferte. Dabei war daran eigentlich nie zu denken. Denn kurz vor der Europameisterschaft vor sieben Wochen riss er sich im letzten Vorbereitungswettkampf das Syndesmoseband im linken Sprunggelenk.
Am kommenden Samstag bestreiten die deutschen Turner in München nun die zweite und letzten Runde der Olympiaqualifikation. Dann will Dunkel einmal mehr beweisen, dass er zu den besten vier Turnern gehört. Tags darauf wird die Mannschaft zur Nominierung für die Sommerspiele in Tokio vorgeschlagen.