Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Pensionierte Lehrer helfen aus
Minister: Programm „Grau macht schlau“wichtig für Personalgewinnung
Von Elmar Otto
Erfurt.
Im aktuellen Schuljahr sind
143 Lehrer über ihren Ruhestand hinaus noch an den Schulen in Thüringen beschäftigt. Das geschehe entweder im Rahmen des Programms „Grau macht schlau“oder aufgrund des Hinausschiebens des Ruhestandes gemäß der gesetzlichen Vorgaben, heißt es aus dem Bildungsministerium. Im Schulamt Ost seien es 33 Lehrkräfte, in Mitte
31, in Nord und Süd je 28 und in Westthüringen 23.
„Grau macht schlau ist nicht umsonst eines unserer wichtigen Programme zur Lehrergewinnung“, sagt Bildungsminister Helmut Holter (Linke) dieser Zeitung. Er sei sehr dankbar, dass Lehrer aus eigenem Antrieb ihren wohlverdienten Ruhestand hinausschieben, um weiter für ihre Schüler da zu sein. „In der Summe mögen es vielleicht nicht viele sein, aber angesichts des weiter bestehenden Lehrermangels, ist jede Kollegin und jeder Kollege mehr an den Schulen wichtig“, so Holter. So bleibe ihre geschätzte und wichtige Erfahrung noch länger erhalten, und mehr Unterricht könne abgesichert werden.
Der Thüringer Lehrerverband (TLV) freut sich über den Einsatz der Pädagogen, kritisiert aber das Prozedere des Landes. „Was ich der Politik vorwerfe ist, dass man einerseits sagt, man nimmt die Leute gerne, aber andererseits das Ganze nicht sonderlich attraktiv ist“, sagte der TLV-Landesvorsitzende Rolf Busch. „Man sollte es den Menschen schmackhaft machen und sie nicht schlechter stellen als zuvor.“
Detlef Wagner, Seniorenbeauftragter des TLV, kann davon berichten. Der 70-Jährige hat eine Krankheitsvertretung übernommen und sich über seine Eingruppierung gewundert. Nicht nur dass seine Besoldung um eine Stufe verringert wurde, auch seine Erfahrungsstufe entsprach nicht der, mit der er ausgeschieden war. „Ich habe es gerne gemacht. Und mir war es egal, was ich dafür bezahlt bekomme. Aber in Ordnung finde ich dieses Vorgehen nicht. Das sollte nicht der Normalfall sein“, so Wagner.