Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Seltene Einmütigkeit im Landtag
Fünf Fraktionen für Long-Covid-Forschung
Man könnte es für eine kleine Sensation halten: Nicht nur die CDU-Landtagsfraktion hat sich dem Antrag der FDP zur Erforschung der Langzeitfolgen von Covid-19 angeschlossen, sondern auch Linke, SPD und Grüne. In der jüngsten Landtagssitzung stimmten dann auch folgerichtig alle fünf Fraktionen für das Papier, ohne es – wie sonst fast immer üblich – zuerst in den Fachausschuss zu verweisen.
Damit erging an die Landesregierung der Auftrag, gemeinsam mit Sachsen und Sachsen-Anhalt ein mitteldeutsches Forschungszentrum einzurichten, das die medizinischen Fakultäten der Universitäten und Kliniken in den drei Bundesländern zu einem Forschungscluster zusammenführt und sich der Erforschung von Long-Covid und damit in Verbindung stehenden weiteren Erkrankungen widmet.
In Absprache mit dem Universitätsklinikum Jena soll zudem am Zentrum für Sepsis und Infektionsforschung ein Forschungsbereich Long-Covid eingerichtet werden, der basierend auf den Ergebnissen aus der Grundlagenforschung des Forschungszentrums neue interdisziplinäre Therapieansätze und -verfahren entwickelt. Ferner soll der Bereich der Rehabilitation in die universitäre Forschung aufgenommen und die entsprechende Infrastruktur bereitgestellt werden.
Für Initiator Robert-Martin Montag (FDP) geht von dem gemeinsamen Antrag und Beschluss, der Thüringen in die Weltspitze der CovidForschung befördern könne, auch ein Signal aus. Beides zeige, dass der Landtag arbeitsfähig sei – „und es auch dann wäre, wenn es nicht zu einer Neuwahl kommt“.
Diana Lehmann, Parlamentarische Geschäftsführerin der SPDFraktion, teilt diese Einschätzung nicht: Die seltene Einmütigkeit sei zwar „erfreulich“. Aus ihrer Sicht aber sei der Landtag zerrüttet, was sich vor allem daran ablesen lasse, dass sehr viele wichtige Themen in die Ausschüsse verwiesen wurden. „Ohne Corona“, sagt sie, „wären wir uns wahrscheinlich nie einig geworden.“