Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Klartext - Leser haben das Wort
Ein Leser schreibt im Zusammenhang mit dem Rücktrittsgesuch von Kardinal Reinhard Marx:
Wir brauchen sie, die Kirchen, die Synagogen und die Moscheen. Dort wird Gott gepredigt und von Gott geredet. Gott ist nach dem Glauben der Muslime und Juden ein Einziger, nach dem Glauben der Christen ein Dreifaltiger, der sich in Vater, Sohn und Heiligem Geist äußert. Der katholische Dogmatiker Gisbert Greshake sagte auf einer Tagung, er könne Gott nur trinitarisch glauben, das heißt in Gestalt von Vater, Sohn und Heiligem Geist. Darin sehen Muslime und Juden eine Gotteslästerung. Grausame und mörderische Kriege werden deswegen heute nicht mehr wie in der Vergangenheit geführt – im wahrsten Sinne des Wortes „Gott sei Dank“. Kirchen und Religionen brauchen Menschen, die ihren Gott predigen und bezeugen, vielleicht auch Menschen, die anderen hin und wieder zeigen, dass es einen „lieben Gott“ gibt und salopp gesagt, „wo es zu Gott langgeht“. In der Bildersprache der Bibel nennt man sie „Engel“. Doch diese Leute sind nur Menschen und nicht Götter. „Wir sind Menschen, und nicht Gott, das ist die Summa.“So brachte es der Tübinger evangelische Dogmatiker Eberhard Jüngel auf den Punkt. Wenn es aber „Tagelöhner im Weinberg des Herrn“sind, die nur sich selbst und die Macht der Kirche als durchaus menschliche Institution sehen und weniger die Menschen im Blick haben, die ihnen und ihr anvertraut sind, dann müssen eben andere den Weg zu Gott weisen. Und der kann, vielleicht und hoffentlich nur eine Zeit lang, sie auch außerhalb ihrer Kirche führen. Klaus Heyder, Erfurt