Thüringische Landeszeitung (Gotha)
„Northern Lite“sagt: Ja
Die Thüringer Musiker um Andreas Kubat haben ein neues Album am Start. Es ist ihr erstes, das auf Deutsch erscheint
Erfurt.
Die Band „Northern Lite“beschreitet mit ihrem 15. Studioalbum neue Wege. „Ja“erscheint am 11. Juni – und Frontmann Andreas Kubat hat erstmals alle zwölf Songs in deutscher Sprache eingesungen. „Und das hat sich einfach sehr cool angefühlt, eine ganz neue Art, um Gedanken auszudrücken“, erzählt der 48-jährige Erfurter. Neu – und doch vertraut. „Es war ein spannender Prozess, Musik und Muttersprache zusammenzubringen, nach 24 Jahren.“
Zwölf Monate lang hat das Trio – Andreas Kubat, Sebastian Bohn und Frithjof Rödel – an dem Werk gefeilt. Mittlerweile wurde bereits die sechste Single ausgekoppelt und über die einschlägigen Streamingdienste veröffentlicht. „Wir haben unter dem Lockdown und den Konzertabsagen mächtig gelitten – wie alle andere auch. Gleichzeitig konnten wir aber die Zeit für das neue Album nutzen“, erzählt Kubat.
Synthesizer, Sampler, Drumcomputer – entstanden sind typische Northern-Lite-Nummern. Kraftvolle Elektropop-Songs mit flirrenden Hall-Effekten und Stakkato-Hihat. Dazu der deutsche Gesang, der dem ganzen Werk einen ungewohnten Anstrich verpasst. „Wir haben über die Jahre unseren Stil perfektioniert – aber eine Bandentwicklung funktioniert nur, wenn man regelmäßig was ganz Neues ausprobiert.“
Und das Feedback der Fans gibt der Band recht; unter den Songs, die bereits veröffentlicht wurden, sammeln sich positiven Kommentare und erhobenen Daumen. Entscheiden wird am Ende aber die Stimmung bei den Live-Konzerten. Die treuen Anhänger erwarten energiegeladene Shows. „Wir hoffen natürlich wie alle Musiker, dass wir in diesem Sommer ein Stück Normalität zurückbekommen – es darf nicht sein, dass wir diese Art von LiveKultur verlieren.“Die ersten Festival-Veranstalter haben die Thüringer Jungs schon fest eingeplant.
Die Auskopplungen scheinen also zu überzeugen. Musikalisch – und auch sprachlich. Kubats Texte erzeugen Spannung und Neugier.
Manchmal auch Schauder. Die Worte verbinden sich zu Gedankensprengseln: „Du kannst allen gefallen oder glücklich sein – aber beides zusammen: Nein“, erklingt in feinster Dark-Wave-Monotonie . . .
Über den Techno-Elementen scheint die dunkle und mitunter brüchige Stimme zu schweben. Weniger als Melodie, eher als Instrument, das den Rhythmus umfängt. Dazu die Drums und eine Gitarre, der nur eine Nebenrolle zugedacht ist. „Ich hatte beim Schreiben großen Spaß, Geschichten neu zu erzählen, eben auf Deutsch“, so Kubat. Nachdenkliche wie amüsante.
Die zugehörigen Videos sind unterhaltsam. Mal streift der Frontmann als Westernheld durch den verschneiten Wald oder gibt einen Roboter-Dance mit Plastebeutel in der Hand. „Bei den Videos bin ich für jeden Spaß zu haben – ich will mich ausdrücken, den Songtext unterstreichen“, verrät er.
Besonders eindrucksvoll ist der Auftritt als Cure-Frontmann Robert Smith. Mit dunkelstem Kajal und knallroten Lippen, dazu die Vogelnest-Frisur. Kubat: „Das Video ist eine Vorbeugung – vor Leuten, die sich von Konventionen nicht beirren lassen.“Ein Bekenntnis zum bunten Leben – ganz klar: „Ja“. „Ja“erscheint am 11. Juni im hauseigenen Label „Una Music“, Preis (2xCD): 12,90, Vinyl: 19,90 Euro, außerdem gibt es noch eine Fanbox