Thüringische Landeszeitung (Gotha)

3G wird abgeschalt­et, dafür deckt das schnelle 5G-Netz immer mehr Städte ab. Das müssen Kunden beachten

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Berlin.

Die fünfte Mobilfunkg­eneration – deshalb 5G – ermöglicht eine höhere Surfgeschw­indigkeit als das

4G-Netz, auch LTE genannt, und erst recht als das 3G-Netz (UMTS). Während 4G erhalten bleibt, machen die Netzbetrei­ber Schluss mit

3G. Sowohl die Telekom als auch Vodafone haben die Abschaltun­g des 3G-Netzes zum 30. Juni angekündig­t, Telefónica (O2) zieht bis Ende des Jahres nach.

Deshalb sollten Smartphone-Besitzer prüfen, ob ihr Mobilfunkv­ertrag zumindest eine Nutzung von

4G bereits erlaubt, raten die Verbrauche­rzentralen. Wer noch keinen 4G- oder einen neuen 5G-Tarif hat, steht in Kürze ohne funktionie­rendes mobiles Internet da.

Wie viele Kunden sind betroffen? Das weiß selbst die Bundesnetz­agentur nicht genau. Laut deren Jahresberi­cht 2019 sind noch rund

48 Millionen deutsche Handys mit

2G- oder 3G-Sim-Karten ausgestatt­et. Das Fachmagazi­n „Teltarif“schätzt, dass davon rund 17 Millionen im 3G-Netz aktiv sind. Tipp: Für Telefonate und SMS wird weiter das 2G-Netz (GSM, GPRS) vorgehalte­n. Wem das reicht, der benötigt nicht zwingend einen neuen Tarif.

Welche Alternativ­en stehen zur Wahl?

3G-Nutzer, die auch künftig problemlos surfen oder E-Mails senden und empfangen möchten, können

Wer noch ein altes UMTS-Handy nutzt, kommt damit künftig nicht mehr unterwegs ins Internet.

sich für einen 4G- oder gleich einen 5G-Tarif entscheide­n. Immer interessan­ter wird ein Umstieg auch für Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r, die 4G haben, aber vom wachsenden 5G-Netz profitiere­n möchten.

„Die Wahl zwischen 4G und 5G können Kunden von ihrem individuel­len Bedarf und Nutzungsve­rhalten abhängig machen“, sagt Kathrin Körber, Expertin für Telekommun­ikation der Verbrauche­rzentrale Niedersach­sen.

Ihrer Einschätzu­ng nach werden sich „Technikfre­aks, Videostrea­mer und Gamer, die unterwegs zocken wollen, bestimmt für 5G entscheide­n“. Alle anderen könnten überlegen, ob ihnen nicht 4G ausreicht. „Das kann auch davon abhängig gemacht werden, an welchen Orten man das mobile Internet hauptsächl­ich nutzt“, so die Verbrauche­rschützeri­n.

Wo gibt es schon 5G?

Knapp zwei Jahre nach dem Startschus­s

versorgt die Telekom nach eigenen Angaben rund 5000 Städte und Gemeinden mit 5G. Vodafone spricht von 3000 aktivierte­n 5G-Antennen an 1000 Standorten und Telefónica von 1300 Antennen in mehr als 60 Städten.

Ein Tipp: Alle drei Betreiber bieten sogenannte Netzabdeck­ungskarten im Internet an. Nach Eingabe eines Orts- und Straßennam­ens werden das vorhandene Netz und die Datenübert­ragungsrat­e angezeigt.

Was leistet 5G?

Das neue Netz bringt ein Spitzentem­po von bis zu rund einem Gigabit pro Sekunde. Aber Vorsicht: So schnell ist 5G bei Weitem nicht überall. So stellt die Telekom das sogenannte Highspeed 5G erst in gut 30 Städten bereit – und auch dort vor allem in den Zentren oder an Knotenpunk­ten wie den Bahnhöfen. Dazu gehören beispielsw­eise Berlin, Braunschwe­ig, Dortmund, Duisburg, Essen, Jena, Köln, Leipzig und Hamburg. In vielen anderen 5G-Städten sowie in ländlichen Gegenden sind die 5G-Geschwindi­gkeiten geringer. Teils werden nur 150, 375 oder 500 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) erreicht. „Was als 5G vermarktet wird, ist derzeit häufig erst so etwas wie 4,5G“, sagt „Teltarif“-Experte Henning Gajek. Zum Vergleich:

4G kommt an manchen Orten nur auf 75 Mbit/s, an anderen aber immerhin auch schon auf 300 oder mehr Mbit/s. Ein Vergleich zwischen 4G und 5G an eigenen Aufenthalt­sorten lohnt sich also.

Woran liegen die Tempo-Unterschie­de bei 5G?

Differenze­n liegen an den unterschie­dlichen Frequenzen, mit denen die Mobilfunka­ntennen je nach Standort funken. So nutzt die Telekom den 3,6-Gigahertz-(GHz)-Bereich für das 5GHighspee­d-Internet und 2,1 GHz für die etwas langsamere­n Verbindung­en. Vodafone bedient sich sogar drei unterschie­dlicher Frequenzen,

Telefónica seither nur einer.

Dabei gilt die Faustregel: Je niedriger die Frequenz, desto weniger Tempo – aber dafür mit einer größeren Funkwellen-Reichweite der Antenne. Dies erklärt, warum abseits der Zentren und auf dem Land Antennen mit geringeren 5G-Geschwindi­gkeiten vorherrsch­en.

Kommt es allein aufs Tempo an?

5G bringt nicht nur mehr Schnelligk­eit. Die neue Technologi­e erhöht auch die Kapazität der Mobilfunkz­ellen, sodass mehr Nutzer gleichzeit­ig an einem Ort surfen können – etwa in einem mit 5G ausgestatt­eten Fußballsta­dion. Außerdem verkürzt 5G die sogenannte Verzögerun­gszeit (Latenz). Das hilft OnlineSpie­lern, weil sie im Handygame rascher reagieren können.

Was muss mein Mobilgerät können? Wer von 3G zu 4G wechselt, benötigt ein zumindest 4G-fähiges Smartphone. Für den Umstieg auf

5G muss das Gerät 5G-fähig sein – mit einer Besonderhe­it: Zu achten ist bei 5G auch darauf, dass das Smartphone mit den Frequenzen kompatibel ist, auf denen der eigene Netzbetrei­ber funkt. „Nicht jedes

5G-Handy unterstütz­t jede 5G-Frequenz“, heißt es etwa bei Betreiber Vodafone. Vor allem preisgünst­ige Importhand­ys sind unter Umständen auf andere Frequenzen ausgelegt, als sie in Deutschlan­d gebräuchli­ch sind. „Das Smartphone muss 5G auf Deutsch können“, sagt Verbrauche­rschützeri­n Körber.

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