Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Schützenfe­st im letzten Test

Deutschlan­d deklassier­t Lettland bei der EM-Generalpro­be mit 7:1 (5:0)

- Von Sebastian Weßling

Düsseldorf.

Spannend war es durchaus gewesen, allerdings nur vor dem Anpfiff: Im Laufe des Tages nämlich war ein positiver Corona-Test eines Spielers der lettischen Nationalma­nnschaft bekannt geworden. Kurzzeitig stand auch eine Absage des letzten Testspiels der deutschen Nationalma­nnschaft vor der Europameis­terschaft (11. Juni bis 11. Juli) im Raum. Doch die Behörden gaben grünes Licht – und damit den Weg frei für einen deutlichen 7:1

(5:0)-Sieg der DFB-Auswahl vor

1000 Zuschauern in Düsseldorf. Vor dem Anpfiff hatte auch Manuel Neuer im Blickpunkt gestanden: Der deutsche Kapitän absolviert­e sein 100. Länderspie­l, als erster deutscher Torhüter. Die Kollegen standen Spalier, als er den Platz betrat, seine Torwarthan­dschuhe zierte die Nummer 100.

Als das Spiel dann einmal angepfiffe­n war, waren diese Torwarthan­dschuhe

aber erwartungs­gemäß selten im Bild. Das lag einerseits an den weitgehend harmlosen Letten und anderersei­ts daran, dass Joachim Löw wie im vorangegan­genen Test gegen Dänemark (1:1) auf defensive Stabilität setzte: In der Abwehr formierte sich erneut eine Dreierkett­e, die sich so als Löws bevorzugte Variante für den EM-Auftakt gegen Frankreich herauskris­tallisiert: mit Matthias Ginter, Mats Hummels und Antonio Rüdiger.

Rechts durfte sich überrasche­nd Joshua Kimmich versuchen, der in den vergangene­n Jahren stets im Zentrum unterwegs war. Und man merkte dem Münchener an, dass er sich auf der etwas ungewohnte­n Position erst wieder finden muss.

Keine Anlaufschw­ierigkeite­n hatte auf der gegenüberl­iegenden Seite Robin Gosens, der Linksverte­idiger empfahl sich nahe seiner Heimat Emmerich nachhaltig für die EMStartelf. Immer wieder ging er mit Tempo in die Tiefe, zog so den dichten lettischen Abwehrbloc­k auseinande­r – und war dabei auch noch effektiv: Nach 20 Minuten nämlich brachte er die bis dahin noch etwas träge DFB-Elf sehenswert in Führung, nach 27 Minuten legte er Thomas Müller den Treffer zum 3:0 auf. Es war das erste Länderspie­ltor des Rückkehrer­s seit dem 23. März 2018, dem 1:1 gegen Spanien – ebenfalls in Düsseldorf.

Für das zwischenze­itliche 2:0 hatte mit einem wuchtigen Schuss von der Strafraumg­renze Ilkay Gündogan gesorgt, einer der England-Legionäre, die erstmals in der Startelf standen. Ein weiterer drückte der Partie noch deutlich stärker seinen Stempel auf: Kai Havertz fand auch in den engsten Räumen immer wieder Lücken zwischen den lettischen Abwehrbein­en. Vor dem 1:0 verschafft­e er sich mit einer winzigen Körpertäus­chung Raum für den Pass auf Gosens, später ließ er mit feinem Dribbling gleich zwei Gegner stehen und schoss aus spitzem

Winkel – und von Torhüter Roberts Ozols abgefälsch­t flog der Ball ins Tor (39.). Schwer vorstellba­r, dass sich nach diesem Auftritt kein Startelfpl­atz für Havertz findet.

Von der Lust zur Zauberei ließ sich auch die Defensive anstecken: Hummels schlug aus der eigenen Hälfte einen Außenrist, Flugball auf Gnabry, der frei vorm Tor einschoss (45.). Und Zeit für etwas Seelenstre­ichelei war auch noch: Der eingewechs­elte Timo Werner, zuletzt oft glücklos, erhöhte auf 6:0 (50.).

Die deutsche Mannschaft stürmte weiter, vergab aber beste Chancen. Stattdesse­n ärgerte Aleksejs Saveljevs den Jubilar Neuer, als er aus der Ferne einen herrlichen Ehrentreff­er erzielte (75.). Während der Torhüter noch schimpfte, traf Leroy Sané vorne zum 7:1.

So wurde die Partie das erhoffte Warmschieß­en für das erste EMSpiel am 15. Juni – ein Gradmesser für Weltmeiste­r Frankreich aber waren die Letten nun wirklich nicht.

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FOTO: THILO SCHMÜRGEN / DPA Im Stile von Eiskunstlä­ufern: Robin Gosens, der hier zum 1:0 trifft, dreht mit Davis Ikaunieks eine kleine Sitzpiroue­tte.

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