Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Sechs Übergriffe im Kreis Gotha im vorigen Jahr. 2019 war es ein Angriff
Kreis Gotha.
Der Job von Rettungskräften im Landkreis Gotha ist gefährlicher geworden. Im Jahr 2020 hat sich die Zahl der registrierten Übergriffe auf die Retter vervielfacht. Vor allem Feuerwehrleute werden angegriffen. Das Thüringer Innenministerium plant, nun Maßnahmen zu erlassen, die für mehr Respekt gegenüber den Rettungskräften sorgen sollen.
2020 wurden in Thüringen 55 Fälle erfasst, in denen Einsatzkräfte von Rettungsdienst und Feuerwehr Opfer von Straftaten wurden. Das geht aus einer Statistik hervor, die das Innenministerium nun veröffentlicht hat. Im Vergleich zu 2019
(20 Übergriffe) hatte sich die Zahl mehr als verdoppelt. Sechs Delikte gegenüber Rettungskräften wurden im Vorjahr im Kreis Gotha gezählt.
Sie werden häufig selbst zu Opfern: Rettungskräfte.
2019 war hingegen lediglich ein Übergriff gemeldet worden.
Alle Angriffe trafen Angehörige der Feuerwehr. Vier Männer und zwei Frauen wurden Opfer von versuchter schwerer und gefährlicher Körperverletzung. Auch Freiheitsberaubung beziehungsweise Nötigung
wurden in der landesweiten Statistik erfasst, im Kreis Gotha jedoch nicht gemeldet. Alle Straftaten konnten aufgeklärt werden.
„Wir werden nicht nachlassen und weiterhin diese Straftaten konsequent verfolgen. Ebenso wichtig ist aber auch, die Opfer im Rahmen einer entsprechenden Einsatznachsorge zu betreuen und zu unterstützen“, erklärt Innenminister Georg Maier (SPD). Das Innenministerium will nun in eine Kampagne investieren, die für mehr Achtung gegenüber Rettungskräften wirbt. Zudem wird im Landespräventionsrat eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die sich mit Gewalt gegen Einsatzkräfte befasst.
Die Täter sind oftmals die Geretteten selbst oder ihre Angehörigen, die Widerstand gegen die Arbeit der Rettungskräfte leisten. Andreas Ritter, Stadtbrandmeister in Gotha, findet die Diskussion um Gewalt gegen Rettungskräfte wichtig. Jedoch weist er auch auf die Ausnahmesituation hin, in der sich Geschädigte in einem Einsatz befinden. Beim Anblick von schwerem Rettungsgerät zum Beispiel komme es schnell zu Angstreaktionen. Wichtig sei, dass in der Ausbildung Konfliktmanagement gelernt werde, damit Rettungskräfte deeskalierend auf die Beteiligten bei einem Einsatz einwirken können.
Außerdem sei die Situation in einem ländlichen Umfeld wie Gotha anders als in Großstädten. „Die Feuerwehr ist hier schon noch recht gut angesehen“, sagt Andreas Ritter. Doch die Bundesländer erfassten Gewalt bei Einsätzen auch unterschiedlich. Ein Feld zum Notieren von Übergriffen gebe es im Einsatzbericht der Thüringer Feuerwehren noch nicht.