Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Digitale Gesichtser­kennung für Koala-Bären

- Haben bereits in der Vergangenh­eit „Informatio­nsoffensiv­en“ausgerufen. So wechselte der damalige ARD-Journalist Wolfgang Klein („Weltspiege­l“) 1996 als Anchorman zu den ProSiebenN­achrichten. Nach zwei Jahren verließ er den Sender wieder – und ging zurück

Köln/Hamburg.

Die Frau des Tages ist zugeschalt­et aus ihrem Wohnort Hamburg. Während Pinar Atalay (43) auf einem Sofa sitzt und so freundlich-seriös wie sonst in den „Tagestheme­n“in die Kamera blickt, lässt ihr neuer Chef in Köln keinen Zweifel daran aufkommen, dass RTL große Hoffnungen setzt auf den Stareinkau­f von der ARD. „Sie ist eine Topjournal­istin mit Haltung und großer Ausstrahlu­ng“, jubelt Stephan Schmitter, Geschäftsf­ührer RTL News. „Ein Familienme­nsch mit einem spannenden Lebensweg, warmherzig und neugierig.“Man sei „sehr glücklich, dass Pinar Atalay zu uns kommt“.

Was sie und der Geschäftsf­ührer am Dienstag überrasche­nd verkünden, ist mehr als eine TV-Personalie – es ist ein Angriff auf die Öffentlich­Rechtliche­n. Atalay, seit 2014 Moderatori­n der „Tagestheme­n“und eine der bekanntest­en Nachrichte­nfrauen im deutschen Fernsehen, kehrt der ARD den Rücken und moderiert ab dem 1. August bei der privaten Konkurrenz von RTL.

Der Sender will seine Informatio­nssendunge­n ausbauen und sich so von Streaming-Rivalen wie Netflix abheben. „In diesen politisch spannenden Zeiten wird das journalist­ische Profil von RTL weiter gestärkt, und ich freue mich, daran teilhaben zu dürfen“, erklärt die

Sydney.

Koalas sind in vielen Regionen in Australien vom Aussterben bedroht. Eine der Hauptgefah­ren für die Beuteltier­e ist laut Griffith University, dass sie vom Auto überfahren werden. Wissenscha­ftler wollen mittels künstliche­r Intelligen­z Autounfäll­e mit Koalas reduzieren und so das Leben der Tiere sicherer machen.

Ein Pilotproje­kt in Queensland soll einen wichtigen Anhaltspun­kt über die Nutzung von Wildbrücke­n und -tunnel durch die Tiere geben. Dafür setzen Forscher der australisc­hen Griffith University nun auf Gesichtser­kennungsso­ftware. Bisher müssen Tierschütz­er für die Analyse manuell Videoaufna­hmen auswerten oder die Bewegungen von Koalas per GPS-Marke verfolActi­on

Mutter einer vierjährig­en Tochter. Für ihren aktuellen Arbeitgebe­r ist Atalays Abgang hingegen eine Enttäuschu­ng: „Das ,Tagestheme­n‘-Moderation­steam mit Caren Miosga und Ingo Zamperoni wurde durch Pinar Atalay journalist­isch wie menschlich bereichert“, resümiert Marcus Bornheim, Erster Chefredakt­eur ARD-aktuell – der zentralen Hamburger Redaktion, die auch die „Tagesschau“und das „Nachtmagaz­in“produziert. „Wir wünschen ihr alles Gute.“

In Köln trifft Atalay auf einen alten Bekannten: Im Dezember hatte sich Jan Hofer (69) nach rund 36 Jahren von der „Tagesschau“verabschie­det, im März verkündete RTL, dass er ab Herbst eine neue werktäglic­he Nachrichte­nsendung übernehmen wird.

Der ARD laufen die Moderatore­n weg. Auch Linda Zervakis (45) hat die „Tagesschau“im April verlassen und einen Vertrag bei ProSieben unterschie­ben. Was verspreche­n

Wenn sie nicht gerade schlafen, leben Koalas gefährlich.

gen. Das Ziel: Die Forscher wollen so erkennen, welche Brücken und Tunnel besonders gefährlich sind, und neue Wege einrichten, um die Koalas vor Autos zu schützen. Insgesamt sind 20 Kameras im Südosten von Queensland für das Projekt

Linda Zervakis bekommt eine Show mit Matthias Opdenhövel.

sich die Privatsend­er von der Abwerbung bekannter ARD-Gesichter? Atalay, Hofer und Zervakis sind seit Jahren einem Millionenp­ublikum bekannt und stehen für Seriosität und Verlässlic­hkeit – somit passen sie ins Konzept der Senderfami­lien RTL und ProSiebenS­at.1, die beide zur Bundestags­wahl eine Nachrichte­noffensive starten.

So baut ProSiebenS­at.1 gerade eine neue Redaktion auf und hatte es geschafft, Annalena Baerbock

nPrivatsen­der im Einsatz, ausgerüste­t mit Bewegungss­ensoren, einem drahtlosen Netzwerkmo­dul und einem Solarpanel.

Das Team der Universitä­t will bei seinen Forschungs­arbeiten eng mit Naturschut­zgruppen wie der Koala nach ihrer Nominierun­g zur Kanzlerkan­didatin der Grünen zu einem Interview zu bewegen – noch bevor sie bei ARD und ZDF zu Gast war. Die RTL-Gruppe wiederum prüft eine enge Zusammenar­beit mit dem Hamburger Zeitschrif­tenverlag Gruner + Jahr („Stern“, „Geo“), der wie RTL zum Bertelsman­n-Konzern gehört.

Dieter Bohlen und Oliver Pocher mussten bei RTL gehen

Pinar Atalay betont, die Nachrichte­noffensive habe sie gereizt: Sie wolle „mit meiner Erfahrung als TVJournali­stin und Moderatori­n dem steigenden Informatio­nsbedürfni­s“des Publikums gerecht werden, und zwar „mit Qualitätsj­ournalismu­s, der für die Gesellscha­ft unabdingba­r ist“. Atalay, geboren im lippischen Lemgo und ausgebilde­t beim Radiosende­r Antenne Münster, soll nicht nur als Sprecherin vor der Kamera stehen, sondern auch inhaltlich mitarbeite­n.

Für langjährig­e RTL-Figuren aus dem Showbereic­h bleibt da kein Platz mehr. Nachdem der Sender im April bereits TV-Ekel Dieter Bohlen (67, „Deutschlan­d sucht den Superstar“) vor die Tür gesetzt hatte, wurde vergangene Woche bekannt, dass die Kölner Oliver Pochers (43) Krawallsho­w „Pocher – gefährlich ehrlich“einstellen. RTL will solide werden – und Pinar Atalay soll dabei helfen. Group, dem Daisy Hill Koala Centre, dem Moggill Koala Rehabilita­tion Center und dem Currumbin Wildlife Sanctuary zusammenar­beiten.

Auch die australisc­he Regierung hat inzwischen erkannt, dass die Tiere noch mehr Schutz benötigen. Ende November hat sie ein Hilfspaket in Höhe von 18 Millionen australisc­hen Dollar oder umgerechne­t über elf Millionen Euro beschlosse­n.

Ein Teil dieses Geldes fließt dabei in eine Art „Volkszählu­ng“der Koalas, in der abgeschätz­t werden soll, wie viele der Beuteltier­e heute noch in Australien leben. Denn in den tragischen Buschfeuer­n um die Jahreswend­e 2019/2020 starben laut einem Bericht, den der World Wide Fund for Nature (WWF) Australia in Auftrag gegeben hat, mehr als 60.000 Koalas.

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