Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Starke Truppe für Kasan Thüringen mit 15 Athleten national vorn bei Winterspielen von Special Olympics 2022
Keinen Bock mehr auf Sport. So zogen zwei Skilangläufer aus Schleusingen Konsequenzen aus mehr als einem Jahr mit CoronaEinschränkungen und verzichten 2022 auf die Weltwinterspiele von Special Olympics – der Organisation für geistig behinderte Sportler. „Ihre Namen wollen wir nicht nennen. Doch das Training war für unsere Sportler in diesen Zeiten besonders schwierig. Die meisten unserer Athleten bleiben aber bei der Stange. Spitzenathletin Heike Naujoks aus Saalfeld tritt beispielsweise im Skilanglauf und im Radsport an“, sagt Rolf Beilschmidt, stellvertretender Vorsitzender von Special Olympics Thüringen.
Bei den World Games im nächsten Jahr im russischen Kasan, das für Östersund einspringt, wird Thüringen mit 15 Sportlern und vier Betreuern im Skilanglauf, Ski alpin und Eiskunstlauf dabei sein. „Unter den Bundesländern stellt Thüringen damit die stärkste Truppe“, so Beilschmidt mit Stolz.
Kennedy-Schwester ruft Bewegung 1968 ins Leben
Der frühere Hochspringer wurde vor ein paar Jahren vom ehemaligen Handballer Reinhard Morys gefragt, ob er sich vorstellen könnte, bei Special Olympics mitzumachen. „Als ich dann in Rente ging, konnte ich nicht mehr nein sagen“, so der frühere Hauptgeschäftsführer
Engagiert: Rolf Beilschmidt
des Landessportbundes (LSB). Ende September wird sich Beilschmidt, der derzeit Special Olympics Thüringen mit Heiko Schmidt aus Neuhaus führt, als Vorsitzender zur Wahl stellen. „Es macht einfach Spaß. Die Leute sind dankbar und die Werte des Sports hier noch in Ordnung“, beschreibt der 67 Jahre alte Erfurter die Freude am Job.
Special Olympics Thüringen ist ein junger Verband, er gründete sich 2004. Seit 2016 gehört man auch zum LSB. Mit Beilschmidts Unterstützung. „Wir waren der erste LSB in Deutschland, der Special Olympics aufnahm. Neun Landesverbände waren nötig, um im DOSB dabei zu sein“, sagt Beilschmidt. Die von John F. Kennedys Schwester Eunice
Kennedy-Shriver 1968 ins Leben gerufene Bewegung stand immer wieder im Konflikt mit dem Paralympics-Verband, der alle Behinderten unter einem Dach sehen will. „Doch das sind wie bei den Gehörlosen auch bei den geistig Behinderten spezielle Formen der Einschränkung“, erklärt Beilschmidt den Grund für die Eigenständigkeit von Special Olympics. Mittlerweile gehören der Organisation 5,2 Millionen Menschen an. In Thüringen sind es etwa 250 bis 300 Sportler, die in zehn Sportarten in zehn Vereinen und 20 Einrichtungen der Behindertenhilfe aktiv sind.
„Die Möglichkeiten sind sehr unterschiedlich. Der Eisenacher Bodelschwingh-Hof hat beispielsweise einen eigenen Sportkoordinator. Unser Verband kann mit der Förderung des Landes auch eine Geschäftsstelle führen“, sagt Beilschmidt. Die Herausforderung der kommenden Jahre ist es, die Inklusion vom ganz normalen Verein, wo Fußball gespielt wird, bis zum Behindertensport zu schaffen. In der Zukunft will Thüringen auch hochveranstalten“, karätige Wettkämpfen ausrichten. „Nach 2007 ist wieder einmal Zeit, sich für die Nationalen Winterspiele zu bewerben. Wir wollen die Games mit über 3000 Teilnehmern, die alle vier Jahre stattfinden, 2024 kündigt Beilschmidt an. Schon im Jahr zuvor wartet mit den World Games in Berlin ein absoluter Höhepunkt. Darauf werden Thüringer Sportler von Special Olympics dann wieder Bock haben.