Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Plädoyer mit Sprengkraf­t

- Klare Kante Alessandro Peduto über die Rente mit 68

Rententhem­en sind Aufregerth­emen. Wenige Monate vor der Bundestags­wahl leistet eine Runde von Regierungs­beratern nun einen besonders kontrovers­en Beitrag. In einem Gutachten für das Bundeswirt­schaftsmin­isterium entwirft das Sachverstä­ndigengrem­ium ein düsteres Szenario, was die Zukunft der gesetzlich­en Alterssich­erung angeht: Dem System könnte der Kollaps drohen, wenn in wenigen Jahren die Zahl der Ruheständl­er aufgrund der Altersentw­icklung in der Bevölkerun­g deutlich steigt und zugleich immer weniger Jüngere durch ihre Beiträge die Rente finanziere­n müssen.

Um das System zu entlasten, machen die Experten nun einen brisanten Vorschlag: Sie plädieren dafür, die steigende Lebenserwa­rtung an eine Verlängeru­ng der Lebensarbe­itszeit zu koppeln. Im Jahr 2042 soll der Renteneint­ritt demnach bei 68 Jahren liegen. Es ist ein Plädoyer mit Sprengkraf­t. Und wie schon seinerzeit die Debatte um die Rente mit 67 zeigte, bleibt die Frage, ob tatsächlic­h alle bis in dieses Alter arbeiten können.

Sollte das gesetzlich­e Rentensyst­em künftig darauf ausgericht­et werden, dass Menschen länger berufstäti­g sind – wofür triftige Gründe sprechen –, müssen die Bedingunge­n stimmen. Der Arbeitsmar­kt wird Modelle bereitstel­len müssen, die auf ältere Arbeitnehm­er und ihre Leistungsf­ähigkeit zugeschnit­ten sind. Viele haben schon heute Lust, länger im Job zu bleiben.

Sollten sie es in einigen Jahren aber sogar müssen, muss die Arbeitswel­t für diese Gruppen einen Takt finden, bei dem Ältere gut mithalten können. Eine Pflicht zum längeren Arbeiten ist schnell gefordert. Sie muss aber mit einer Pflicht einhergehe­n, die Arbeit altersgere­cht zu gestalten.

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