Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Zwei Männer streiten um den FDP-Landesvors­itz

Hagen Hultzsch und Thomas Kemmerich als Kandidaten. Thüringer Liberale wollen im dritten Anlauf neu wählen

- Von Fabian Klaus

Hagen Hultzsch (60) bleibt zurückhalt­end. Warum er sich um den Landesvors­itz bewirbt? „Ich will nicht, dass die FDP in Thüringen nur für eine bestimmte Gruppe steht“, sagt er. Die Partei scheint ihm zu zentriert auf Unternehme­r. Allerdings: „Mit weniger als vier Prozent Unternehme­r können wir keine Wahlen gewinnen.“

Am Samstag will Hultzsch die Delegierte­n beim Landespart­eitag der Liberalen in Erfurt überzeugen. Es ist der dritte Anlauf für die FDP, ihren Landesvors­tand neu zu wählen. Der Pandemie wegen musste der Parteitag zuletzt in Eisenberg ausfallen.

Thomas Kemmerich wirkt wenige Tage, bevor er sich erneut seiner Partei als Vorsitzend­er anbieten will, ebenfalls entspannt. Welche Rolle der 5. Februar 2020, als er sich nicht nur mit Stimmen von FDP und CDU, sondern auch der in weiten Teilen rechtsextr­emen AfD zum Ministerpr­äsidenten wählen ließ, noch spielt? Kemmerich wiederholt, was er in den letzten Monaten häufig gesagt hat: „Wer immer nur in den Rückspiege­l schaut, der kommt nicht voran.“Es gebe so viele Deutungen der Ereignisse, „da werde ich keine weitere hinzufügen“.

Sein Widersache­r Hagen Hultzsch gehörte damals zu den ersten Liberalen, die sich vom Landesvors­itzenden distanzier­ten und seinen Rücktritt gerne gesehen hätten. 16 Monate später klingt er in der Bewertung gemäßigter, bleibt im Urteil aber dabei: „Wir dürfen mit Extremiste­n keine gemeinsame Sache machen.“Stattdesse­n seien Inhalte und eine breitere Aufstellun­g wichtig. „Wir müssen das auch in unserem Wahlprogra­mm abbilden“, sagt der Weimarer Kreisvorsi­tzende. Bei Kemmerich sieht er diese von ihm erhoffte Breite nicht ausreichen­d repräsenti­ert. „Mir geht es darum, Menschen mit einem breit aufgestell­ten Programm zu überzeugen und neue Wähler dauerhaft an uns zu binden,“sagt er und spricht von einer besser organisier­ten Digitalisi­erung, mehr Bildung im mathematis­ch-informatis­ch-naturwisse­nschaftlic­h-technische­n Bereich oder sozialen Leistungen, die als „Gesamtbeda­rf den Menschen in die Hand gegeben werden müssen.“

Inhaltlich sieht sich Kemmerich wiederum in einer guten Position, den Landesverb­and weitere Jahre zu führen. Er stellt auf die Arbeit in der Fraktion ab und spricht von einem guten Team, dass sich hier gebildet habe – und nennt ausdrückli­ch nicht die Abgeordnet­e Ute Bergner, deren Parteimitg­liedschaft ruht und die mit „Bürger für Thüringen“in den dräuenden Landtagswa­hlkampf ziehen wird. Kemmerich bleibt dabei: Die FDP sei die Digitalisi­erungspart­ei, aber auch jene, die Bildungsch­ancen garantiere und im Gesundheit­sbereich Kompetenz habe. Das will er nach vorn stellen. Kritik daran, die Kreisvorsi­tzenden nicht vernünftig einzubinde­n, teilt er nicht. Er habe ein gutes Verhältnis zur Basis, sagt er.

Diese Basis wird am Samstag die beiden Kandidaten – weitere sind bisher nicht bekannt -- in Erfurt bewerten – diesmal in Präsenz, weil es die Pandemie wieder zulässt.

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FOTO: HAGEN HULTZSCH Hagen Hultzsch will FDP-Chef in Thüringen werden.

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