Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Thüringen bangt um 50 Millionen Euro
Land erwartet langes Verfahren bei Greensill-Bank. Eichsfeld und Brotterode-Trusetal betroffen
Das Land Thüringen, das um 50 Millionen Euro bangt, rechnet mit einem langjährigen Insolvenzverfahren der Greensill-Bank. „Darauf müssen wir uns einstellen. Erst am Ende wissen wir, ob Thüringens Einlagen zurückgezahlt werden oder teilweise verloren sind“, sagte ein Sprecher des Thüringer Finanzministeriums.
Nach dem Kollaps der GreensillBank wurde am Dienstag die erste Gläubigerversammlung in Bremen abgehalten. Neben dem Land Thüringen bangen auch die Gemeinde
Brotterode-Trusetal (Kreis Schmalkalden-Meiningen) sowie der Landkreis Eichsfeld sowie bundesweit eine Reihe weiterer Kommunen um ihre Geldanlagen.
Die Thüringer Anlagen hätten laut Ministerium zwischen dem von der Bafin am 3. März ausgesprochenen Moratorium über die Bank und dem Insolvenzantrag zurückgezahlt werden sollen. Rechtliche Schritte des Landes seien noch nicht vom Tisch, würden aber derzeit noch geprüft, sagte der Ministeriumssprecher.
Die Greensill Bank AG lockte im Zinstief mit vergleichsweise hohen Sparzinsen auf Tages- und Festgeldanlagen. Nun steht der Vorwurf der Bilanzfälschung im Raum. Die Finanzaufsicht Bafin schloss das Bremer Institut Anfang März, Mitte März eröffnete das Amtsgericht Bremen ein Insolvenzverfahren, die Staatsanwaltschaft ermittelt.
Privatanleger wurden entschädigt, Land und Kommunen als öffentliche Anleger sind seit 2017 jedoch nicht mehr über den Einlagensicherungsfonds abgesichert. Nach
Schätzungen hatten etwa 50 Kommunen sowie das Land Thüringen bei Greensill gering verzinste Festgelder angelegt, um Negativzinsen zu vermeiden.
Einige Kommunen wollen deutschlandweit an einem Strang ziehen, um ihr Geld zurückzubekommen. Zwei Anwaltskanzleien seien beauftragt, um die Interessen im Insolvenzverfahren zu vertreten, teilte die Verwaltung einer der hauptbetroffenen Städte Monheim (Nordrhein-Westfalen) Anfang Mai mit.