Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Volkmar Kühn und Rosmarie Weinlich sorgen mit Plastiken und Malerei für Blickfänge
Erfurt.
Spitze Nasen und schwere Köpfe gehören zu den beliebtesten Fotomotiven auf dem Petersberg. Die markanten Körperteile gehören zu den Skulpturen Volkmar Kühns, die einen kühlen aber unaufgeregten Kontrast zwischen die buntbelebte Blumenwelt des Buga-Geländes am Domplatz herstellen.
Die überlebensgroßen BronzeSkulpturen des Künstlers, der sein Heim in Wünschendorf gefunden hat, sind zum Hingucker für viele Schaulustige geworden. Vor allem die Figurengruppe „Drei Bischöfe“sind die heimlichen Stars der Freiluft-Ausstellung unterhalb des Peterstores. Die drei Geistlichen fügen sich mit Blick gen Dom und Severi reizvoll in die Fläche ein und bilden eine nahezu religiöse Kulisse.
Wie die anderen der zwischen 100 und 200 Kilogramm schweren Plastiken zeigen sich ihre Posen beobachtend und abwartend, wenngleich die Gesten und Kompositionen gleichzeitig den Blick für fordernde und vielleicht sogar lauernde Momente öffnen. So bleibt es der Meinung der zahlreichen Betrachter überlassen, ob die Augen der androgynen Figuren offen oder geschlossen sind und ob die ausgestreckten
Die Künstlerin Rosmarie Weinlich gestaltete bereits im Spätherbst des vorigen Jahres den Durchgang von der Straßenbahn zum Egapark.
und fein stilisierten Hände zielgerichtet greifen oder doch eher Zurückweisung andeuten.
Kühn, der Ende Juli seinen 80. Geburtstag feiert, zählt zu den wohl bekanntesten Bildhauern Thüringens. So sind seine Werke besonders zahlreich in Gera zu sehen, aber auch in Jena, Ilmenau und Rudolstadt. Die ausgestellten Skulpturen auf dem Petersberg standen zuletzt im Kloster Mildenfurth, in dem der Modelleur lebt und arbeitet.
Ebenfalls ohne Eintrittskarte besichtigt werden kann die Ausstellungsfläche in der Unterführung zum Egapark. Als interaktive Wunderkammer hat Rosmarie Weinlich den Zugangstunnel zum Buga-Gelände in einen bunten und vielseitigen Lern- und Kunstort verwandelt. An den Wänden sind detailreich dargestellte Objekte aus Natur und Technik zu sehen. „Es ist wie ein Kuriositätenkabinett – ein Thema, was mich in meinem Schaffen schon länger beschäftigt“, wie die Künstlerin, nach deren Idee und Skizzen das großflächige Ensemble aus Acryl entstand, erklärt.
Passend zur Buga gibt es hier viele Motive der Pflanzen- und Insektenwelt zu entdecken. Um einen naturwissenschaftlichen Mikrokosmos zu erschaffen, hat die Erfurterin auch die Themen Physik, Chemie und Technik aufgegriffen und bildlich in facettenreicher Gestaltung mit dem Pinsel in Szene gesetzt.
Auch eine kleine Stadtsilhouette ist in dem vielfarbigen Sammelsurium an Instrumenten, Tieren, Pflanzen und Gerätschaften zu entdecken. Wer diese findet, kann mit Hilfe der kostenfreien App „Energie erleben“verschiedene Geheimnisse der Erfurter Stadtgeschichte lüften.
Langfristig sollen auch andere Objekte an den Wänden des Tunnels über die App zum Leben erweckt werden, sodass die Malerei nicht nur durch große und naturgetreue Motive erfreut, sondern auch der Wissensvermittlung dienen kann. Mit dem Handy können dann nach und nach mehr Bilder gescannt werden, sodass diese animiert auf dem mobilen Gerät abgebildet und Informationstexte ausgeworfen werden. Auf unterhaltsame Art und Weise soll die Unterführung mit seiner Kunst allmählich zum Lernort für Schulklassen werden, denen das aufbereitete Wissen um Flora, Fauna und Technik in verschiedenen Fächern nützlich sein wird. Doch auch Spaziergänger und Stadtgäste können auf diesem Weg mit der gemalten Wunderkammer in Kontakt treten.