Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Wohlfühlen im eigenen Viertel

Jugendmigr­ationsdien­st in Gotha-West zieht nach vier Jahren Laufzeit Bilanz

- Von Franziska Gräfenhan

Gotha. Sie ist für die Menschen da und hört ihnen zu. Seit vier Jahren ist Kathrin Ansorg Ansprechpa­rtnerin für die Bedürfniss­e der Anwohner in Gotha-West. Im Rahmen ihrer Arbeit beim Jugendmigr­ationsdien­st (JMD) im Quartier versucht die Sozialpäda­gogin, den Stadtteil lebenswert­er zu machen und die Bürger in diesen Prozess aktiv einzubinde­n. Am Dienstag zog sie nach vier Jahren Laufzeit Bilanz zu dem Modellproj­ekt, das noch bis Dezember bundesweit an 16 Standorten durchgefüh­rt wird.

Auch danach soll die Arbeit von Ansorg fortgesetz­t werden. Die Stelle wird ab 2022 beim Jugendmigr­ationsdien­st angesiedel­t.

„Wir können eigentlich nur positive Ergebnisse vorweisen“, sagt Ansorg mit Blick auf die vergangene­n vier Jahre. Ihre Arbeit hatte dabei primär die Stärkung von Jugendlich­en im Altern von zwölf bis 27 Jahren in benachteil­igten Quartieren zum Ziel. Insgesamt 54 Projekte konnten in dieser Zeit auf die Beine gestellt werden, die Resonanz und das Engagement der Anwohner seien in den vergangene­n Jahren dabei mit jedem Projekt gewachsen, so Ansorgs Eindruck.

„Am Anfang stand vor allem der Aufbau von Beziehunge­n zu den Bewohnern und anderen Netzwerkpa­rtnern auf dem Plan“, blickt die Sozialpäda­gogin zurück, die sich im Rahmen der Abschlussv­eranstaltu­ng ausdrückli­ch bei den Partnern für die gute Zusammenar­beit bedankte. Natürlich lag ein Schwerpunk­t aber auch auf der Umsetzung von Mikroproje­kten, für die das Modellproj­ekt einen Etat von 30.000 Euro im Jahr vorsah. Inwiefern diese finanziell­en Mittel auch im kommenden Jahr zur Verfügung stehen, ist derzeit noch offen.

Die einzelnen Aktionen gaben für die Teilnehmer oft den Anstoß, sich auch weiter im eigenen Stadtteil zu engagieren. „Ich freue mich sehr, dass viele der Jugendlich­en, die in den ersten zwei Jahren Teilnehmer waren, heute zu mir kommen und selbst etwas auf die Beine stellen wollen“, sagt Ansorg. Zuletzt arbeitete sie mit Jugendlich­en an einem Beitrag zu den Jugendpoli­tiktagen in Berlin. Anfang Mai reichte die Gruppe ein Video ein, in dem sie sich für eine jugendgere­chte, soziale Stadt stark macht. Mit ihren Ideen wollen sie auch an den Gothaer Oberbürger­meister herantrete­n.

Rap-Woche mit Workshop für den Sommer geplant

Im vergangene­n Jahr, in dem die Umsetzung von Projekten durch die Corona-Pandemie erschwert wurde, konnten vom JMD im Quartier insgesamt 20 Aktionen angeboten werden.

„Wir haben im letzten Sommer zum Beispiel eine Schatzsuch­e im Viertel und ein internatio­nales Familiensp­ortfest organisier­t“, sagt Ansorg, die selbst in Gotha-West wohnt und damit einen direkten Eindruck vom Leben vor Ort hat.

Diese beiden größeren Projekte sollen auch 2021 wieder angeboten werden.

„Wir sind gerade noch in der Planungsph­ase. Mittlerwei­le rechnen wir immer mit zwei Varianten: einer unter lockeren und einer unter schärferen Hygienebed­ingungen“, sagt Sozialpäda­gogin. Ein anderes Projekt, das bereits in den Startlöche­rn steht, ist eine Rap-Woche, bei der der Künstler Carlos Utermöhlen Kindern und Jugendlich­en einen offenen Tag und einen Workshop anbietet, bei dem sie ihre Situation, ihre Gedanken und Wünsche in Form von Rap-Songs reflektier­en können. Zeitnah soll aber auch das Nähcafé wieder öffnen und ein Zeichenkur­s angeboten werden.

„Das Engagement wächst mit jedem Projekt.“

Kathrin Ansorg, Sozialpäda­gogin

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FOTO: ISABELLE MÜHR Kathrin Ansorg leitet den Jugendmigr­ationsdien­st im Quartier in Gotha West am Coburger Platz

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