Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Wohlfühlen im eigenen Viertel
Jugendmigrationsdienst in Gotha-West zieht nach vier Jahren Laufzeit Bilanz
Gotha. Sie ist für die Menschen da und hört ihnen zu. Seit vier Jahren ist Kathrin Ansorg Ansprechpartnerin für die Bedürfnisse der Anwohner in Gotha-West. Im Rahmen ihrer Arbeit beim Jugendmigrationsdienst (JMD) im Quartier versucht die Sozialpädagogin, den Stadtteil lebenswerter zu machen und die Bürger in diesen Prozess aktiv einzubinden. Am Dienstag zog sie nach vier Jahren Laufzeit Bilanz zu dem Modellprojekt, das noch bis Dezember bundesweit an 16 Standorten durchgeführt wird.
Auch danach soll die Arbeit von Ansorg fortgesetzt werden. Die Stelle wird ab 2022 beim Jugendmigrationsdienst angesiedelt.
„Wir können eigentlich nur positive Ergebnisse vorweisen“, sagt Ansorg mit Blick auf die vergangenen vier Jahre. Ihre Arbeit hatte dabei primär die Stärkung von Jugendlichen im Altern von zwölf bis 27 Jahren in benachteiligten Quartieren zum Ziel. Insgesamt 54 Projekte konnten in dieser Zeit auf die Beine gestellt werden, die Resonanz und das Engagement der Anwohner seien in den vergangenen Jahren dabei mit jedem Projekt gewachsen, so Ansorgs Eindruck.
„Am Anfang stand vor allem der Aufbau von Beziehungen zu den Bewohnern und anderen Netzwerkpartnern auf dem Plan“, blickt die Sozialpädagogin zurück, die sich im Rahmen der Abschlussveranstaltung ausdrücklich bei den Partnern für die gute Zusammenarbeit bedankte. Natürlich lag ein Schwerpunkt aber auch auf der Umsetzung von Mikroprojekten, für die das Modellprojekt einen Etat von 30.000 Euro im Jahr vorsah. Inwiefern diese finanziellen Mittel auch im kommenden Jahr zur Verfügung stehen, ist derzeit noch offen.
Die einzelnen Aktionen gaben für die Teilnehmer oft den Anstoß, sich auch weiter im eigenen Stadtteil zu engagieren. „Ich freue mich sehr, dass viele der Jugendlichen, die in den ersten zwei Jahren Teilnehmer waren, heute zu mir kommen und selbst etwas auf die Beine stellen wollen“, sagt Ansorg. Zuletzt arbeitete sie mit Jugendlichen an einem Beitrag zu den Jugendpolitiktagen in Berlin. Anfang Mai reichte die Gruppe ein Video ein, in dem sie sich für eine jugendgerechte, soziale Stadt stark macht. Mit ihren Ideen wollen sie auch an den Gothaer Oberbürgermeister herantreten.
Rap-Woche mit Workshop für den Sommer geplant
Im vergangenen Jahr, in dem die Umsetzung von Projekten durch die Corona-Pandemie erschwert wurde, konnten vom JMD im Quartier insgesamt 20 Aktionen angeboten werden.
„Wir haben im letzten Sommer zum Beispiel eine Schatzsuche im Viertel und ein internationales Familiensportfest organisiert“, sagt Ansorg, die selbst in Gotha-West wohnt und damit einen direkten Eindruck vom Leben vor Ort hat.
Diese beiden größeren Projekte sollen auch 2021 wieder angeboten werden.
„Wir sind gerade noch in der Planungsphase. Mittlerweile rechnen wir immer mit zwei Varianten: einer unter lockeren und einer unter schärferen Hygienebedingungen“, sagt Sozialpädagogin. Ein anderes Projekt, das bereits in den Startlöchern steht, ist eine Rap-Woche, bei der der Künstler Carlos Utermöhlen Kindern und Jugendlichen einen offenen Tag und einen Workshop anbietet, bei dem sie ihre Situation, ihre Gedanken und Wünsche in Form von Rap-Songs reflektieren können. Zeitnah soll aber auch das Nähcafé wieder öffnen und ein Zeichenkurs angeboten werden.
„Das Engagement wächst mit jedem Projekt.“
Kathrin Ansorg, Sozialpädagogin