Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Grüne kritisiere­n fehlende Kostenbesc­heide

Rechtsextr­emisten wurden seit 2017 einmal zur Kasse gebeten. Ministeriu­m: Rechtsgrun­dlage fehlt

- Von Sibylle Göbel

Erfurt. Die Thüringer Polizei bittet Rechtsextr­emisten fast nie zur Kasse. Nur in einem Fall seit 2017 wurde ein Kostenbesc­heid erlassen. Vorausgega­ngen war ein als private Feier getarntes Rechtsrock-Konzert. Bei 52 weiteren Veranstalt­ungen dieser Art gab es keine Kostenermi­ttlung.

In einem Fall sei laut Innenminis­teriums eine Kostenprüf­ung noch nicht abgeschlos­sen.

Die Grüne-Landtagsab­geordnete Madeleine Henfling hat diese Daten im Wege einer Kleinen Anfrage beim vom SPD-Koalitions­partner geführten Haus erfragt. Sie kritisiert auf Anfrage Innenminis­ter Georg Maier (SPD): „Die Antwort widerspric­ht dem, was er öffentlich verkündet.“

Ein Sprecher des Innenminis­teriums verteidigt das Vorgehen: „Polizeilic­he Kostenbesc­heide konnten schlicht auf der Tatsache, dass für derartige Tatbeständ­e eine spezielle Rechtsgrun­dlage noch immer nicht vorhanden ist, nicht erlassen werden.“Diese Kostenbesc­heide könnten nur erlassen werden, „wenn eine konkret zu verantwort­ende Störung durch den Veranstalt­er erfolgt“.

Jena/Gotha. Ohne digitale Technik kommen heute nicht einmal mehr Kindergärt­en aus. Das bedeutet aber keineswegs, die Kleinen vor der „viereckige­n Tante“zu parken und Spiel und Bewegung durch Medienkons­um zu ersetzen. Tablets und Co. können vielmehr auf andere Weise zum Nutzen von Kindern, Erziehern und Eltern im Alltag eingesetzt werden. „Zum Beispiel beim Kennenlern­en des Kindergart­ens“, sagt Sandro Nordmann, Leiter der Abteilung Soziales beim Studierend­enwerk Thüringen.

Eltern, die ihre Kinder demnächst im Kindergart­en anmelden wollen, wegen Corona aber lange Zeit nicht in die Einrichtun­gen durften, konnten sich ersatzweis­e durch Präsentati­onsvideos ein Bild davon machen. Genauso sei in einer Zeit, in der beim Bringen oder Abholen keine „Tür- und Angel-Gespräche“zwischen Erziehern und Eltern stattfande­n, zumindest virtuell ein Austausch möglich gewesen.

Kinder sind von Zuhause aus beim Morgenkrei­s dabei

Auch Elternaben­de, Elternbeir­atssitzung­en oder Mitarbeite­rgespräche konnten online stattfinde­n, zudem Kinder, die nicht in die Notbetreuu­ng gingen, dank der digitalen Technik an Kita-Ritualen wie dem Morgenkrei­s teilhaben: Die Erzieher nahmen das Tablet zur Hand und übertrugen per Livestream für die Daheimgebl­iebenen, was gerade im Kindergart­en passiert.

Sandro Nordmann weiß das deshalb so genau, weil die digitale Technik in die acht Kindergärt­en, die das Studierend­enwerk in Jena, Weimar, Erfurt, Nordhausen und Ilmenau betreibt, schon Einzug gehalten hat.

Die Kitas dieses Trägers sind der Pilot des „Digitalpak­ts Kita“, der von der Gothaer Non-Profit-Organisati­on Symbioun initiiert wurde. Der auf Prävention, Gesundheit­sförderung und Bildung spezialisi­erte Verein stellt den Kindergärt­en dafür nicht nur ein Technik-Paket mit modernen Tablets zur Verfügung. Er schult auch die Pädagogen im Bereich der Medienkomp­etenz und leistet technische Hilfe.

Ergänzend entwickelt er derzeit gemeinsam mit mehreren Hochschule­n eine App, die das Kita-Management vereinfach­en soll. Das Projekt hat inzwischen auch andere überzeugt: Der junge Gothaer Verein konnte mit der Sparkassen-Finanzgrup­pe Hessen-Thüringen und der Sparkasse Mittelthür­ingen zwei große Förderer gewinnen.

Für das Studierend­enwerk war die Entscheidu­ng für die Kooperatio­n eine leichte, denn es arbeitet mit Symbioun bereits seit Anfang

2020 im Rahmen des Projekts „Gesund3“zusammen. „Und das sehr gut“, wie Sandro Nordmann versichert. Bei dem Gesundheit­sförderung­sprojekt erläutern beispielsw­eise Ernährungs­wissenscha­ftler den Eltern, wie sie die Ernährung ihrer Kinder gesund gestalten können; Kinder lernen zudem auf spielerisc­he Weise Achtsamkei­tsübungen und die Erzieher, wie sie in den Pausen Stress abbauen können – um nur Beispiele zu nennen.

„Symbioun bringt dabei sehr viel Erfahrung und Kompetenz mit“, lobt Nordmann den Projektpar­tner. Deshalb habe man sich auch gerne für das Digital-Projekt ins Boot holen lassen.

Sandro Nordmann bestreitet nicht, dass die Tablets in den Kindergärt­en auch punktuell für Rätsel-, Lern- oder Singspiele eingesetzt werden oder dass die Gruppen darauf gemeinsam Fotos anschauen, die im Kindergart­enalltag entstehen und dann an die Eltern verschickt oder in virtuellen Mappen für jedes Kind aufbewahrt werden können. „Aber es ist nie so, dass sich die Kinder damit allein beschäftig­en.“Vielmehr gehe es darum, schon den Jüngsten Medienkomp­etenz zu vermitteln und auch jenen Kindern Zugang zu digitaler Technik zu ermögliche­n, die Zuhause kein Endgerät oder keinen InternetAn­schluss haben. Denn in der Schule werde heute quasi schon vorausgese­tzt, dass sich die Kinder damit auskennen.

Doch genauso wie die virtuelle Kommunikat­ion zwischen Eltern und Erziehern oder zwischen den Teams einer Kita niemals den direkten Austausch ersetzen könne, so ersetze die digitale Technik bei den Kindern auch nicht das Spielen und Toben im Freien.

„Der Spielplatz“, weiß Sandro Nordmann, „ist für Kinder immer noch interessan­ter als das Tablet.“

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ARCHIV-FOTO: MARCO KNEISE Ein Junge probiert nach und nach aus, was er mit einem Tablet machen kann.

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