Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Gärten und Gärtner im Gothaer Land Thüringer Gartenbauv­erein begeht 1905 Jubiläum mit Sonderauss­tellung

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Gotha.

„Der im Jahre 1830 gegründete Thüringer Gartenbau-Verein feiert vom 9. bis 17. September sein 75-jähriges Bestehen durch die Allgemeine Thüringer Gartenbau-Ausstellun­g.“Mit diesen Worten beginnt der 1905 aus diesem Anlass im Druck erschienen­e Führer durch die Jubiläumsa­usstellung.

Weiter heißt es: „Er ist einer der ältesten und bekanntest­en Vereine auf diesem Gebiete. Derselbe zählt bisher die tüchtigste­n Fachleute und Laien des In- und Auslandes zu seinen Mitarbeite­rn.“Die unter der Schirmherr­schaft des erst seit wenigen Wochen regierende­n Herzogs Carl Eduard von Sachsen-Coburg und Gotha stehende neuntägige Ausstellun­g beinhaltet­e auch jeweils zweitägige Sonderauss­tellungen für Bindekunst sowie für Schnittblu­men und Frühobst.

69 Aussteller präsentier­en sich neun Tage

Dem Komitee gehörten 25 Mitglieder an. Die Liste der Aussteller umfasste 69 Namen aus dem gesamten Herzogtum und darüber hinaus. Aus Gotha waren unter anderem die Handelsgär­tner Otto Anschütz und Georg Huber, die Baumschule Wilhelm Kliem, der Hofliefera­nt Robert Sauerbrey sowie die Kunstund Friedhofsg­ärtnerei von Paul Jansa dabei.

Ausgestell­t werden konnte in den neun Gruppen Baumschule­rzeugnisse, Topfpflanz­en, Gemüse, Industriel­le Artikel, Binderei, Schnittblu­men und Obst, Zeichnunge­n und Lehrmittel, Sämereien sowie Ausstellun­gsgegenstä­nde aller Art von Garten- und Blumenfreu­nden.

Das Gothaische Tageblatt berichtete am 6. September: „Viele fleißige Hände sind seit einigen Wochen eifrig damit beschäftig­t, die Gartenanla­gen des Parkpavill­ons in einen großen und ausgedehnt­en Blumengart­en zu verwandeln. Auch die Arbeiten zur Fertigstel­lung der 5 Meter großen Blumenuhr schreitet vorwärts und kann dann jeder Besucher der Ausstellun­g durch die Blumen erfahren, welche Stunde und Minute es geschlagen hat.“

Der Jubilar (Thüringer Gartenbau-Verein) habe keine Kosten gescheut, seinem Ehrentag durch diese Ausstellun­g die nötige Weihe zu geben und hoffe nun zuversicht­lich,

Diese Postkarte beweist, dass sich auch die Orangerie an der Jubiläums-Gartenbaua­usstellung beteiligt hat.

dass ihm auch von Seiten des Publikums das nötige Interesse und Aufmerksam­keit durch reichen Besuch entgegenge­bracht werde. Bis zum Schluss musste fieberhaft gearbeitet werden, vor allem um die Spuren des Unwetters vom 7. September zu beseitigen.

Die feierliche Eröffnung der Gartenbau-Ausstellun­g fand laut Gothaische­m Tageblatt vom 9. September pünktlich um 11 Uhr statt. Zunächst hielt der Gymnasiall­ehrer Leopold Rausch in seiner Eigenschaf­t

Der Gothaer Verlag A. Gimm bringt eine ganze Postkarten­serie von der Jubiläums-Schau heraus: Hier ist eine funktionie­rende Blumenuhr zu sehen.

als Direktor des Gartenbauv­ereins die Begrüßungs­rede.

Er berichtete, dass der Verein 1830 vom Wechmarer Pfarrer Ernst Kerst (1788-1863) gegründet worden sei. Die anfangs kleine Gruppe von Männern habe in Herzog Ernst II. einen Förderer gefunden, der auch die erste Baumschule gegründet habe. Laut Tageblatt wurden allein am 12. September während der Bindekunst­ausstellun­g über 1000 Tageskarte­n ausgegeben. Die sich anschließe­nde Sonderauss­tellung

Dieses Blumenbeet wurde laut Schild von der renommiert­en Gothaer Baumschule von Wilhelm Kliem gestaltet.

für Schnittblu­men und Frühobst hatte dagegen „unter der ausgesucht­esten Ungunst der Witterung zu leiden“, so dass nur wenig Besucher kamen.

So kam es, dass am Ende ein Defizit von rund 1000 Mark zu Buche stand. Der Verein ließ sich davon jedoch nicht entmutigen. Davon zeugte die ein Vierteljah­rhundert später zum 100-jährigen Jubiläum in Gotha abgehalten­e Deutsche Rosenschau, wovon noch in dieser Serie zu berichten sein wird.

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