Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Schwankungen beim Ölpreis beobachten
Schlossimkerei geht neue Vermarktungswege. Schwere Zeiten für Züchter und Bienen
Erfurt. Wer seine Ölheizung in den kommenden Wochen auftanken muss, sollte aus Sicht des Verbands für Energiehandel (VEH) SüdwestMitte den Markt genau beobachten. Das Preisniveau sei derzeit ähnlich wie 2019, es gebe aber immer wieder Schwankungen, sagte Geschäftsführer Hans-Jürgen Funke. 2020 sei mit starken Einbrüchen beim Ölpreis ein Ausnahmejahr gewesen. Der VEH vertritt nach eigenen Angaben etwa 400 Firmen aus Thüringen, Hessen, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und dem Saarland.
In Deutschland gibt es etwa 100.000 Imker, die überwiegende Mehrzahl sind Hobbyimker. 5000 von ihnen betreiben die Honigproduktion gewerbsmäßig. Hauptberuflich tätig sind gerade mal rund 200 Imkereien. Eine davon ist die Schlossimkerei in Tonndorf im Weimarer Land. Das letzte Corona-Jahr sei schwer gewesen, sagt Michael Grolm, einer der vier Geschäftsführer. Mit dem Erfurter Weihnachtsmarkt sei das Hauptverkaufsfeld weggefallen, auch der Verkauf auf der Wartburg und kleineren Bauernmärkten fand nur reduziert statt.
Mit einem Honigautomten gehen die Tonndorfer Bio-Imker jetzt einen neuen Weg. Das 20.000 Euro teure Verkaufsgerät steht seit Donnerstag auf dem Parkplatz der Avenida-Therme in Hohenfelden. Vom Motto „Kreativ in der Krise“habe er sich schnell begeistern lassen, sagte Thermenbesitzer Mark Tom Pösken bei der Präsentation des Automaten. Auch in der Therme gelte das Prinzip der Regionalität, dafür arbeite man vorzugsweise mit Dienstleistern und Produzenten aus einem Umkreis von 50 Kilometern zusammen. Zudem verbinde beide Betriebe das Engagement für die Ausbildung des Nachwuchses. Sechs junge Berufsimker haben die Schlossimkerei seit der Wende verlassen, mit Max Weber ist einer von ihnen inzwischen sogar Mitgeschäftsführer und Teilhaber.
Ob sich der permanent auf 12 Grad heruntergekühlte und digital gesteuerte Automat am Ende rechnen wird, wisse man noch nicht, sagten die Imker. Man vertraue aber auf das eigene Bio-Konzept. Die
Schlossimkerei ist eines von insgesamt 8000 Mitgliedern des Labels Bioland und fühle sich den strengen Bio-Richtlinien etwa bei der Befütterung und Schädlingsbekämpfung verpflichtet. Gespritzte Obstbäume werden nicht angeflogen. Bei der Honigproduktion setze man auf Klasse statt Masse, sagen die Tonndorfer. Mit etwa 140 Bienenvölkern produziert man ein Dutzend Honigsorten vom milderen Frühjahrsblütenhonig bis zum kräftigen Waldhonig. Die Schlossimker sind Wanderimker. Für ihren Lindenblütenhonig fahren sie mit ihren Beuten in die Linde im Auenwald bei Leipzig.
Den seltenen Weißtannenhonig gewinnen sie im Schwarzwald, die herbe Edelkastanie bei Bad Dürkheim
in der Pfalz. Außerdem gibt es im Automaten Honigsenf, diverse Honigcremes und andere Kosmetikprodukte. Einige Fächer sind noch frei für Wurstprodukte und Frischwaren einer neu gegründeten Erzeugergemeinschaft, zu der die Imker gehören.
Nicht zuletzt muss gerade die Bioimkerei mit der industriellen Agrarproduktion und veränderten Klimabedingungen klarkommen, sagt Mitgeschäftsführer Christian Stiefel. Die in den 70er Jahren durch Versand von Bienenvölkern und Königinnen eingeschleppte Varroamilbe setzt auch den Thüringer Bienenvölkern zu. Gespritzte Felder gefährden die Bestände. Da fehle beispielsweise die Kornblume als
Hauptertragspflanze der Imker. Blühstreifen seien zwar ein erster Schritt, aber noch nicht der Durchbruch. Regnet es viel, fliegen die Bienen nicht, ist es zu heiß, vertrocknet der Pollen. So seien wie schon 2020 auch das Jahr 2021 bisher kein einfaches Jahr für die Honigproduktion. Ungeachtet dessen soll der Automat in Hohenfelden nur der Anfang sein, schon in den nächsten Wochen und Monaten wollen die Schlossimker zwei weitere Verkaufsgeräte aufstellen, einen in den Arkaden beim Erfurter Hauptbahnhof und einen in Jena am Baumarkt von Hornbach. Zur Feier des Tages wurde ein Honigsekt gereicht. Den gibt es mit und ohne Alkohol.