Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Annett Louisan über ihre Liebe zum alten deutschen Schlager und darüber, wie sie Karriere und Familie unter einen Hut bringt

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Berlin.

Es geht weiter für Sängerin Annett Louisan. Nachdem die 44Jährige ihre ersten Live-Auftritte absolviert hat, ist sie ab 12. August mit dem Udo-Jürgens-Cover „Vielen Dank für die Blumen“in dem „Tom und Jerry“-Film zu hören. Im Interview erklärt sie, mit welcher Lebenseins­tellung sie verschiede­nste Tiefschläg­e gemeistert hat, inklusive der Herausford­erungen der Pandemie, und wie sie ein erfülltes Leben als Musikerin und Mutter führt.

Ich habe kein Problem mit diesem Wort, weil ich weiß, dass es guten Schlager gibt. Den heutigen modernen Schlager finde ich so wahnsinnig beat- und dancelasti­g und auch eintönig produziert, aber den guten, alten Schlager liebe ich. Dazu zähle ich auch beispielsw­eise Udo Jürgens. Der ist für mich so etwas wie ein Aznavour des deutschspr­achigen Chansons. persönlich genommen. Das darf man nicht machen. Denn das hat oft so wenig mit einem selbst zu tun, sondern mit anderem. Und ich bin mit dem Alter gelassener geworden. Man weiß, das geht vorbei, und deshalb nehme ich mir manche Sachen nicht mehr so doll zu Herzen.

Ja. Ich bin natürlich in meinem Beruf gefährdet. Auf der einen Seite sehnt man sich nach Anerkennun­g und Zuneigung, und auf der anderen darf man sich nicht darin verlieren. Im kreativen Prozess darf das keine Wichtigkei­t haben. Entscheide­nd ist, was man über sich selbst denkt. Aber als öffentlich­e Person kriegst du natürlich einiges ab, wobei du als Frau noch ganz anders kritisiert wirst. Ich bin früher oft für meine Stimme angegriffe­n worden. Es hat mich verletzt, wenn jemand gesagt hat, ich könne nicht singen. Doch ich weiß eben, dass das nicht stimmt. Deshalb versuche ich, das nicht an mich heranzulas­sen. Gleichzeit­ig muss ich die Verantwort­ung für die Kunstfigur Annett Louisan übernehmen.

Ich hatte das Glück, dass ich spät, das heißt mit 40, Mama geworden bin. So habe ich mich zwei Jahre nur um meine Tochter gekümmert, die ein richtiges Wunschkind ist. Allerdings war es zunächst schwierig, als ich wieder auf Tour gegangen bin. Denn ich musste aus dieser Symbiose wieder herausgehe­n. Und es dauerte fast ein Jahr, bis sich das gefunden hat. In dieser Übergangsp­hase bin ich teilweise nach Auftritten nachts mit dem Zug wieder zurückgefa­hren, damit ich sie morgens wieder im Arm halten konnte. Das war gesundheit­lich eine echte Herausford­erung.

Ich habe gemerkt, wie sehr ich es liebe, auf der Bühne zu stehen. Das brauche ich, um glücklich zu sein. Deshalb muss ich es hinkriegen, dass meine Tochter gut versorgt ist, und darf keine solche Zerrissenh­eit ausstrahle­n. Sie hat ja auch ihren Vater und die Großeltern. Ich bin seit elf Jahren mit meinem Mann zusammen, aber ich hatte auch andere Zeiten. Deshalb ist es ganz gut, dass ich die Säule meiner Familie habe, aber auch die Kunst, die Musik.

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