Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Fußball-Bundesliga Mönchengladbach darf die Jagd auf den Rekordmeister eröffnen
München.
Holprige Vorbereitung? Kaltstart? Personalsorgen? Angstgegner? Julian Nagelsmann schob alle Probleme vor seiner mit Spannung erwarteten Pflichtspiel-Premiere gelassen beiseite. „Wenn man die Geschichte der letzten Jahre sieht, sollten wir vor Selbstvertrauen strotzen“, sagte der neue Trainer von Bayern München vor dem Auftaktspiel der 59. Bundesliga-Saison heute (20.30 Uhr/Dazn und Sat.1) bei Borussia Mönchengladbach mit einem Lächeln.
Doch genau einschätzen kann der 34-Jährige die Lage beim deutschen Rekordmeister „nach nur acht, neun Tagen Training“auch nicht. „Ich freue mich, bin aber auch gespannt, wie wir nach einer zerklüfteten Vorbereitung starten. Auch für jeden Spieler ist es nach der EM spannend, wo er steht“, betonte Nagelsmann. Es werde auf jeden Fall „nicht möglich sein, dass beide Teams 90 Minuten ein Feuerwerk abbrennen. Wir müssen erst in den Rhythmus kommen“.
Ein Feuerwerk muss es nicht sein, ein Sieg aber definitiv. Nagelsmann steht als Nachfolger von Erfolgstrainer Hansi Flick von Beginn an unter
Druck und Beobachtung. Er und sein Team müssen liefern. „Die Jagd ist eröffnet. Die Mannschaft weiß, dass die anderen kein großes Interesse daran haben, dass wir zum zehnten Mal in Folge oben stehen“, sagte Vorstandschef Oliver Kahn.
Er glaubt aber wie Nagelsmann fest an die Stars um Kapitän Manuel Neuer, Thomas Müller, Joshua Kimmich oder Leon Goretzka. „Die Mannschaft hat gezeigt“, so Kahn, „dass sie immer wieder fähig ist, sich selbst zu übertreffen. Wenn wir unser Potenzial abrufen, werden wir wieder Meister.“
Und das zum zehnten Mal in Serie. Das habe es in Europas Topligen „noch nie gegeben. Wir können etwas Historisches schaffen“, betonte Kahn: „Das motiviert die Mannschaft, diesen Rekord zu holen.“Davon ist auch Nagelsmann überzeugt: „Es sind herausragende Spieler. Sie sind hungrig seit Jahren und wollen alles gewinnen.“
Fortschritt ist gerade gegen die Borussia mit Neu-Coach Adi Hütter gefragt, gegen die die Bayern die letzten vier Hinrundenspiele verloren haben. Acht Siege feierten die Gladbacher in den letzten zehn Jahren
gegen die Münchner, so viel wie kein anderes Team in diesem Zeitraum. Auch deshalb will sich Gladbach keineswegs verstecken.
„Ich bin generell ein Fan davon, die Spieler loszulassen – aber intelligent“, sagte Trainer Adi Hütter, der zudem auf den Heimvorteil mit 23.000 Zuschauern setzt: „Ich hoffe, dass es die Jungs beflügeln wird und dass wir die Fans mit der Art und Weise, wie wir spielen wollen, mitreißen können.“Der aus Frankfurt gekommene Hütter will von seiner Elf „Balance“sehen, mal „mutiges Anlaufen und Pressen“, mal „stabil stehen“. Sollte seinem Team das gelingen, werde es „ein interessantes, spektakuläres Spiel“geben.
Nagelsmann sprach von einem „anspruchsvollen Auftaktgegner“. Aber ohnehin seien alle gegen die Bayern noch mehr motiviert. Damit München Branchenprimus bleibt, will Nagelsmann die Defensive stabilisieren. „Wir wollen einen Tick mehr Stabilität reinbekommen. Wir haben Offensivmonster. Es hängt nun auch von der Balance ab“, sagte er. Wann es denn nach seinen Wünschen laufen solle? „Darauf lege ich mich nicht fest. Es wäre nicht schlecht, wenn es Freitag 20.30 Uhr recht flüssig laufen würde.“